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| Unternehmeredition Personal, Strategie 20158 Titel Marke Marke bewusst. Vielen gelingt es nicht, die vorhandenen, nach innen klar de- finierten Werte nach außen zu kom- munizieren, geschweige denn sie zum Kern einer Markenstrategie zu trans- formieren. „Es ist zwar ein Verständnis für die Identität einer Marke vorhan- den. Sie wird jedoch nicht ausreichend aktiviert“, sagt Oswald. Dominic Mul- terer kennt die Gründe. Der 22-jähri- ge Agenturinhaber betreut zahlreiche mittelständische Unternehmen in ih- rer Markenarbeit: „Das liegt vor allem am fehlenden Bewusstsein dafür, dass man sie überhaupt braucht, weil das Geschäft ja auch so funktioniert.“ Zu glauben, dass Marketing und Marken- arbeit ab einem gewissen Zeitpunkt Selbstläufer sind, hält er für einen weit verbreiteten Irrglauben. Zu oft sieht Multerer sich beim Kundenerstkontakt mit starren Strategien konfrontiert. Zudem setzen Mittelständler ihr Mar- ketingbudget häufig zu unreflektiert ein. Ein typisches Beispiel: das Ver- schicken von Wandkalendern. „Will ich als modernes, innovatives Unterneh- men mit einem Wandkalender in Ver- bindung gebracht werden? Das Geld kann man zielgerichteter einsetzen.“ Er empfiehlt Unternehmen, sämtliche Posten im Budget zu hinterfragen und ineffiziente rigoros zu streichen. Selbst für Schöffel hatte die Marke bis in die 70er-Jahre nicht erste Prio- rität. Wirklich ins Rampenlicht rückte sie erst, als das Unternehmen gemein- sam mit Gore Wanderbekleidung ent- wickelte. „Das hat uns eine ganz ande- re Wertigkeit gebracht“, sagt Schöffel. Das damals entwickelte Produkt setzte nicht nur in Sachen Qualität neue Maß- stäbe, sondern auch beim Preis: „Unse- re Jacken kosteten doppelt so viel wie landläufige Jacken.“ Kundenloyalität und das Vertrauen in beste Qualität er- möglichen einen höheren Preis. Trends kommen, der Markt verän- dert sich. „Der Umgang mit solchen Schwankungen ist das Meisterstück erfolgreicher Markenarbeit“, erklärt Prof. Dr. Carsten Busch vom Institut für Markenkommunikation Berlin. „Trends zu erkennen ist wichtig. Ent- scheidend ist allerdings, sie auf das Unternehmen und die Folgen für den Markt zu übertragen.“ Einfach nur Mo- deerscheinungen oder angeblichen Kundenwünschen hinterherzulaufen funktioniere nicht. Alles andere als einem Hype hin- terhergelaufen ist Johannes Gutmann. Zwar kam ihm der allgemeine Trend zu Bio- und nachhaltiger Ernährung entgegen. Doch brannte er von Beginn an für seine Geschäftsidee. 1988 star- tete er im beschaulichen Waldviertel in Niederösterreich mit der Idee, Kräu- terspezialitäten der Biobauern aus sei- ner Region zu vertreiben. Kurz darauf gründete er das Unternehmen Sonnen- tor. „Ich habe nichts neu erfunden, nur Geschichten erzählt und neu einge- packt, die seit zig Jahren herumliegen“, sagt Gutmann. Die Vision der Marke, die Geschich- te war von Anfang an da. „Ich war mir bewusst, was ich erzähle, und ich war mir auch bewusst, dass diese Art zu arbeiten etwas komplett Neues ist.“ 27 Jahre nach der Gründung ist Gut- manns Erfolg offensichtlich. „Ich hätte nie gedacht, dass es solche Knospen treibt. Wir stehen zwar nicht mehr am Anfang, das Potenzial ist dennoch sehr groß.“ Derzeit macht die Firmen- gruppe rund 41 Mio. Euro Umsatz, hat 360 direkt angestellte Mitarbeiter und beschäftigt mit Bauern, Franchise- partnern und Gewerbebetrieben 600 Menschen. Mit zwei Sonnentor-Shops in Deutschland, 18 Läden in Öster- reich und zwei weiteren in Tsche- chien ist das Ende des Wachstums aber noch nicht erreicht. Für 2016 Will ich als modernes, inno- vatives Unterneh- men mit einem Wandkalender in Verbindung ge- bracht werden? DOMINIC MULTERER Geschäftsführer, MULTERER Consulting UG ➔ Schöffel-Zentrale: Im bayerischen Schwabmünchen hat das Unternehmen seinen Sitz.