Warum es sich für Krieger + Schramm lohnt, die Mitarbeiter zu beteiligen
| Unternehmeredition Personal, Strategie 201572 Fallstudie Mitarbeiter mit Geschäftssinn Vor fünf Jahren hat die Bauunternehmung Krieger + Schramm damit begonnen, ihre Mitarbeiter am Gewinn zu beteiligen. Seit drei Jahren kann sich jeder Beschäftigte auch am Unternehmen direkt beteiligen. Fast alle machen mit. VON BÄRBEL BROCKMANN F ür Geschäftsführer Matthias Krie- ger ist die Sache klar: „Wir wollen die Verantwortung der einzelnen Mitarbeiter wecken. Wir wollen sie he- rausfordern, über den eigenen Teller- rand zu schauen“, sagt er, der die Firma vor 23 Jahren gegründet hat. Dahinter steht zum einen die Erwartung, dass ein Mitarbeiter mehr Leistung bringt, wenn sie sich direkt für ihn auszahlt. Wichti- ger noch ist aber die Überzeugung, dass der Mitarbeiter nicht nur fleißiger wird, sondern sich auch ständig fragt, ob es das Richtige ist. Kurz: Er soll so ticken wie ein Unternehmer. Entrepreneurs- sinn nennt Krieger das. Zehn Prozent des Jahresgewinns gehen an die Mitarbeiter. Verteilt wird nach einem festgelegten Schlüssel. Die Höhe der Prämie richtet sich zum Beispiel nach Betriebszugehörigkeit, betrieblichem Engagement, aber auch nach Fehlzeiten. Alle Mitarbeiter wer- den am Gewinn beteiligt. Die Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist dagegen freiwillig – ein Angebot, Stiller Gesellschafter zu werden. Der Mitarbeiter zahlt jeden Monat einen bestimmten Betrag auf ein Konto. Krieger + Schramm gibt einen Zu- schuss. Bis zu 360 Euro im Jahr dürfen den Mitarbeitern auf diese Weise steu- er- und abgabenfrei zugutekommen. Die Summe wird am Jahresende mit der Umsatzrendite in Höhe von etwa vier Prozent verzinst. Fünf Jahre wer- den angespart, danach ruht das Geld für zwei Jahre. Wenn ein Mitarbeiter in fünf Jahren 5.000 Euro anspart, hat er sein Geld in sieben Jahren verdop- pelt, hat man bei Krieger + Schramm ausgerechnet. Die Verzinsung in Höhe der Rendite ist ein weiterer Anreiz zur Förderung des Unternehmersinns. „Die Leute haben selber einen hohen Einfluss auf die Unternehmensrendi- te. Wenn sie gut arbeiten, steigt somit auch die eigene Rendite der Kapitalbe- teiligung“, sagt Krieger. Mitarbeiterkapitalbeteiligungen sind in Deutschland noch vergleichs- weise selten. Von den rund 340.000 Un- ternehmen mit mehr als zehn Beschäf- tigten, die das Statistische Bundesamt zuletzt für 2011 gezählt hat, haben nur rund 4.200 Unternehmen ihre Mitar- beiter beteiligt. Nach Schätzungen des Deutschen Aktieninstituts hielten 2014 etwa 800.000 Mitarbeiter Belegschafts- aktien. In Frankreich gab es dagegen 3,3 Mio. und in Großbritannien 2,2 Mio. Belegschaftsaktionäre. Ähnlich sieht es bei den nicht-börsennotierten Un- ternehmen aus. „Wir schätzen, dass etwas mehr als eine Mio. Arbeitneh- mer in Form von Genussrechten oder stillen Beteiligungen am Unternehmen beteiligt sind“, sagt Dr. Heinrich Beyer, Geschäftsführer des Bundesverbands Mitarbeiterbeteiligung. Das hat zum ei- nen mit einer hierzulande noch wenig ausgeprägten Aktienkultur zu tun, bei der ein Mitarbeiter es wertschätzt, an seinem Unternehmen beteiligt zu sein. Das hat auch mit der staatlichen Förderung zu tun. Der Staat fördert vor allem die traditionellen Produkte der Fotos:©Krieger+SchrammGmbH&Co.KG KURZPROFIL Krieger + Schramm GmbH & Co. KG Gründungsjahr: 1992 Branche: Bau Unternehmenssitz: Dingelstädt (Thüringen) Umsatz: 25 Mio. Euro Mitarbeiterzahl: 75 www.krieger-schramm.de Mitarbeiter von Krieger + Schramm: Fast alle beteiligen sich am Unternehmen.