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Unternehmeredition 5/2015 - Das Burn-out-Syndrom

Gemeinsam gegen psychische Erkrankungen

| Unternehmeredition Personal, Strategie 201532 Personal Das Burn-out-Syndrom Immer mehr Führungskräfte leiden am sogenannten Burn-out-Syndrom. Fast jeder zweite leitende Mitarbeiter sei davon betroffen – eine deutliche Zunahme seit den 90er-Jahren, berichtete der Spiegel schon 2005. VON PROF. DR. MICHAEL SADRE-CHIRAZI-STARK D ie Fachwelt streitet sich, ob das Burn-out-Syndrom „neuer Wein in alten Schläuchen“ ist oder ob es sich tatsächlich um ein neues abgrenzbares Syndrom handelt. Seit der deutschstämmige Psychoanaly- tiker Herbert Freudenberger 1964 in einem Aufsatz in den USA den Begriff Burn-out geprägt hat, wurde dieser in kürzester Zeit populär. Begriffe wie Burn-out-Syndrom haben eine hohe suggestive Kraft und ein anstecken- des Potenzial. Allein die Tatsache ihrer sprachlichen Existenz schafft schon Betroffene, die sich damit leicht identifizieren können und wollen. In- sofern schaffen solche Begriffe Wirk- lichkeiten. Dies gilt insbesondere für Erkrankungen, für die es keine harten biologischen Kriterien gibt. Auf der anderen Seite sprechen die Daten der Krankenkassen eine ein- deutige Sprache. In den letzten drei Jahren lässt sich zwar ein Rückgang des gesamten Krankenstandes finden – aber bei gleichzeitiger Zunahme von psychischen Erkrankungen. Psychi- sche Erkrankungen sind die vierthäu- figste Ursache für Fehltage, und Angst und Depressionen die häufigsten Krankheitsbilder. Krankschreibun- gen aus psychischen Gründen sind in den letzten fünf Jahren um 20 Pro- zent gestiegen. Eindeutige Hinweise, dass sich im Krankheitserleben und im Krankheitsausdruck in den letzten Jahren deutliche Veränderungen ge- zeigt haben. Burn-out erkennen Die typische Symptomatik des Burn- out-Syndroms lässt sich in drei Be- reiche gliedern. Auf der emotionalen Ebene zeigen sich Gefühle der Hilflo- sigkeit, Insuffizienz, ein verringertes Selbstwertgefühl. Starke Stimmungs- schwankungen drücken dann schon Depressivität, Pessimismus und Fa- talismus aus, gefolgt von einem Ge- fühl der inneren Leere bis hin zur Apathie. Dies kann schließlich auch in Bitterkeit, Ärger und Aggressivität umschlagen, begleitet von Ungeduld, Reizbarkeit und Nervosität. Mit den emotionalen Veränderungen treten psychosomatische Reaktionen auf. Die Betroffenen können sich immer weni- ger in ihrer Freizeit entspannen, typi- scherweise kommen Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Kopfschmer- zen und Magen-Darm-Beschwerden hinzu. Aber auch vegetative Folgen wie Herzklopfen, erhöhter Blutdruck und Engegefühl in der Brust, schließlich auch reduzierte Immunabwehr werden beobachtet. Schließlich ergeben sich notgedrungen soziale Folgen aus den obigen Störungsbildern: eine Zunahme des Alkohol- und Zigarettenkonsums, insgesamt im Missbrauch von Beruhi- gungsmitteln. Verflachung der Freizeit- beschäftigung, gestörtes Essverhalten und dann auch Ehe-, Partner- und Fa- milienprobleme. Auch ein häufiger Ar- beitsplatzwechsel und ein Ausstieg aus dem Beruf bis hin zur Frühberentung werden beobachtet. Mit Willensstärke schaffen die Be- troffenen es noch eine lange Zeit, über ihre eigentliche Leistungsfähig- keit hinweg eine gewisse Leistungsbe- reitschaft zu zeigen. Die bricht dann aber rasant ab. Dies führt wohl zu den gravierenden emotionalen Folgen der Selbstbewertung und schließlich Selbstabwertung. Therapeutische Ansätze Die möglichen therapeutischen An- sätze des Burn-out-Syndroms glie- dern sich nach drei möglichen Ursa- chenfeldern. • Persönlichkeit des Betroffenen Aus- geprägter Wunsch nach Anerken- nung, Sehnsucht nach Großartigkeit, starke Emotionalität, labiles Selbst- wertgefühl, hohe Erwartungen und Ansprüche an sich selbst • Soziale und organisationspsycholo- gische Ursachen des Arbeitsumfel- des Unklare Erfolgskriterien, fehlen- des Feedback, wenig Anerkennung und Mangel an Handlungs- und Ent- faltungsspielraum, gleichförmige Routine, Überforderung und Zeit- druck in den Arbeitsabläufen, wenig soziale Unterstützung, negatives Be- triebsklima, keine Trennung von Be- rufs- und Privatleben ZUR PERSON Prof. Dr. Michael Sadre-Chirazi-Stark ist Facharzt für Psychiatrie, psychoso- matische Medizin und Psychotherapie. In seiner Praxis in Hamburg behandelt er Burn-out-Patienten nach eigens ent- wickelter Methode. Online-Stress- und Burnout-Tests auf www.prof-stark.de

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