89Internationalisierung 2013 Unternehmeredition | Family Office Vermögen Eine Businessplanung für das Privatvermögen Hat das Family Office für die Familie die Anlagestrategie entwickelt, wird diese von allen an der Vermögensan- lage beteiligten Familienmitgliedern verbindlich verabschiedet. Sie bildet die Grundlage für die Anlagerichtlini- en, auf die die jeweiligen operativen Dienstleister der Familie wie Banken und Vermögensverwalter und natür- lich auch das Family Office selbst ver- pflichtet werden. Und auf Basis der Anlagestrategie entwickelt das Family Office eine kon- krete Businessplanung für das Ver- mögen. Ziel hierbei ist die kurz- bis mittelfristige Erreichung der durch die Strategie festgelegten Zielstruktur der privaten Vermögensbilanz durch die Planung und letztlich auch Umsetzung fokussierter Investitions- und Desin- vestitionsmaßnahmen. Im Rahmen der Businessplanung wird dabei ausgewiesen, wie sich der Vermögensbestand, dessen Struktur sowie die Erträge und der Cash-Bei- trag aus dem Portfolio entwickeln. In unterschiedlichen Szenarien kann ab- gebildet werden, wie sich bestimmte Maßnahmen auswirken und welchen nachhaltigen Deckungsbeitrag be- stimmte Investitionen für den Portfo- lio-Erfolg leisten können. Das Family Office hat dafür Sorge zu tragen, dass die Businessplanung regelmäßig – min- destens einmal im Jahr – aufgrund von etwaigen Veränderungen im An- lageumfeld oder im Portfolio-Bestand aktualisiert wird. Bei wesentlichen Veränderungen in der Bedarfsstruktur der Familie ist aber auch die Anlage- strategie zu überprüfen und ggf. anzu- passen. Controlling beim Management des Privatvermögens Bei der Umsetzung der Anlagestrategie bzw. der Businessplanung hat das Fa- mily Office eine Funktion ähnlich wie die der zentralen Controlling-Abteilung in einem Unternehmen. Und hierbei hat „Controlling“ die angelsächsische Bedeutung von Kontrolle und Steue- rung. Keinesfalls sollte ein Family Of- fice selbst operativ tätig werden und sich beispielsweise in der Verwaltung von Wertpapieren oder dem Auflegen eigener Fonds üben. Vielmehr sollten Fremdmandate an bewährte und leis- tungsstarke Profis vergeben und de- ren Arbeit fortlaufend gesteuert und kontrolliert werden. Ein Family Officer denkt global und behält die Übersicht bzw. sorgt dafür, dass die Unterneh- merfamilie die Übersicht behält. Das Family Office ist dafür verant- wortlich, dass die vereinbarte Unter- nehmensstrategie für das Vermögen umgesetzt und die Ziel-Allokation im Gesamtportfolio erreicht wird. Es führt Investitionsprüfungen durch und passt auf, dass lediglich solche Anlagen eingegangen werden, die den Anlage- richtlinien entsprechen. Schließlich führt es stellvertretend für die Unter- nehmerfamilie die Verhandlungen mit Dienstleistern, Käufern und Verkäu- fern von Anlageprodukten und sorgt dafür, dass Vereinbarungen eingehal- ten werden und Partner ihre Leistun- gen vertragskonform erbringen. Ein Family Office trifft auch keine eigenen Anlageentscheidungen. Viel- mehr bereitet es für die Unterneh- merfamilie transparente Entschei- dungsvorlagen für Investitionen und Desinvestitionen vor und liefert in re- gelmäßigen Abständen ein Reporting über den Status des „Unternehmens“ Privatvermögen, dessen vergangene Entwicklung und dessen Entwick- lungsperspektiven für die Zukunft. Die Entscheidungsträger in den Fa- milien können jeweils bestimmen, welche Position sie selbst im Ma- nagement des Vermögens bekleiden möchten, die eines operativen Ge- schäftsführers, der jede Einzeltrans- aktion im Tagesgeschäft entscheidet, oder eher die des Aufsichtsrates, der sich lediglich auf die wesentlichen Investitionsentscheidungen und die strategischen Fragestellungen kon- zentriert. FAZIT Wie intensiv sich die Unternehmerfamilie auchimmerindieSteuerungdesManage- ments ihres Privatvermögens einbringen kann, sie sollte es nach den gleichen un- ternehmerischen Prinzipien tun wie bei der Führung des eigenen Betriebes. Eine individuelle Anlagestrategie bildet das Fundament für eine erfolgsorientierte Fi- nanzplanung. Ein effizientes Controlling bildet das Fundament für den wirtschaft- lichen Erfolg beim Management des Un- ternehmens „Privatvermögen“. Diversifikation als Medium der Risikobegrenzung bei der Strategieentwicklung Quelle: Christoph Weber