Berker und die Hager Group schafften gemeinsam den Sprung ins Ausland
| Unternehmeredition Internationalisierung 201378 Fallstudie Raus aus der engen Heimat Konsequente Internationalisierung hat die beiden Elektrotechnik-Anbieter Berker und Hager Group zu beträchtlichen Erfolgen geführt. Inzwischen sind sie verbunden – und einer, der Berker internationalisiert hat, hilft nun mit der Lehel Gruppe anderen Unternehmen auf dem Weg ins Ausland. von LORENZ GOSLICH F ast 100 Jahre war das Unterneh- men Berker im Sauerland in Fami- lieneigentum – ein angesehener Spezialist für hochwertige Schalter und Systeme, mit knapp einem Fünftel des Umsatzes Auslandsanteil. Innerhalb weniger Jahre wurden daraus mehr als 50%. Die Erlöse kletterten von 40 auf 130 Mio. EUR. Diese kräftige Expansion trug die Handschrift von Dr. Thomas Kuhmann. Er stammt aus dieser Unter- nehmerfamilie und hat vor zehn Jah- ren die Beteiligungsgesellschaft Lehel Gruppe in München gegründet, um das Auslandswachstum mittelständi- scher Unternehmen zu fördern. Wegen abnehmender Bautätigkeit im Inland zwang die Marktentwicklung damals bei Berker nach seiner Überzeugung zur Internationalisierung: „Wir mussten raus.“ Er machte das „intensiv nebenbe- ruflich“, wie er sich erinnert, während er weltweit in der Industrie, bei Bera- tungsgesellschaften, Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds tätig war. Das gelang ohne fremde Hilfe – bis zu einem bestimmten Punkt, an dem eine weitere Expansion zu riskant erschien. Da kam das – Jahre zuvor schon einmal KURZPROFIL Hager Group Gründungsjahr: 1955 Branche: Elektrotechnik Unternehmenssitz: Blieskastel Umsatz 2012: 1,6 Mrd. EUR Mitarbeiterzahl: 11.400 www.hagergroup.com geäußerte – Übernahmeinteresse durch einen deutlich größeren Branchenkolle- gen gerade recht: die deutsch-französi- sche Hager Group, einen der führenden Anbieter von Lösungen und Dienstleis- tungen für elektrotechnische Installa- tionen in Immobilien. Alles passte per- fekt. „Wir haben die gleichen Kunden, die gleichen Partner, ähnliche Techno- logien und vor allen Dingen als Famili- enunternehmen gemeinsame Werte“, sagt Hager-CEO Daniel Hager. Megatrends treiben das Auslandsgeschäft an Hager seinerseits hatte seit seiner Grün- dung 1955 auffallend schnell eine Aus- landsstrategie betrieben. Das ergab sich durch die Gründung im damals eigenständigen, aber wirtschaftlich an Frankreich angebundenen Saarlandes. Noch vor dessen Beitritt zu Deutschland 1959 gründete Hager in der elsässischen Stadt Obernai seinen ersten Standort im „Ausland“. Eine konsequente Expansion folgte, in den 80er Jahren mit der euro- päischen Einigung, in den 90er Jahren nach Übersee, begleitet durch etliche Akquisitionen. Für 2014 rechnet Daniel Hager zwar global mit einem flachen Um- satzverlauf. Doch auch für die Zukunft schließt er weitere Zukäufe explizit nicht aus. „Dies ergibt sich schon allein durch die Megatrends, die das Thema Energie mit sich bringt“, sagt er. Beteiligungsgesellschaft springt in Finanzierungslücke Von der globalen Dynamik zeigt sich auch Kuhmann fasziniert. Die Märkte in Deutschland und Europa seien weit- Man muss als Unternehmer seine Fähigkeiten ehrlich einschätzen. gehend gesättigt, ihre Wachstumsmög- lichkeiten hielten in keiner Weise mit denen vieler anderer Regionen stand. Mit Bedenken verfolgt er, wie die junge Generation in vielen mittelständischen Unternehmen die Chancen im Ausland erkennt, von der älteren Generation aber gebremst wird. Auch bei Banken und vielen Private-Equity-Fonds ver- misst er die Bereitschaft, die Internatio- nalisierung zu unterstützen. Selbst gute Unternehmen erhielten leichter Geld für ihre inländischen, meist begrenzt wachstumsträchtigen Aktivitäten. Die von der Lehel Gruppe in diesem Jahr gegründete Lehel Invest Bayern kann in dieser Situation nach seiner Auffassung als Eigenkapitalgeber förmlich wie ein Sprungbrett wirken: Mit Beteiligungs- kapital von der Gesellschaft werde ein Unternehmen belastbarer. Derzeit ist ein Fondsvolumen von 75 Mio. EUR