Die Eigenemission als Konsequenz der Vertrauenskrise
Unternehmeredition „Mittelstandsfinanzierung 2013“56 www.unternehmeredition.de Finanzierungskultur im Mittelstand Die Eigenemission als Konsequenz der Vertrauenskrise Von Christopher Wanzel, Partner, FMS AG mehr bezahlen und mussten ihr Haus verkaufen. Durch das entstandene Überangebot brachen die Hauspreise ein. Und durch die fallenden Hauspreise hatten die Ban- ken und Investoren immer mehr ungesicherte Kreditfor- derungen. Es kam zu massiven Zahlungsausfällen, Banken und Investoren mussten Verluste verbuchen. Bei den Banken minderten die Verluste das Eigenkapital. Um die Vorschriften der Eigenmittelausstattung einzuhalten, mussten sie entweder neues Eigenkapital beschaffen oder andere Vermögenswerte verkaufen. Die Eigenka- pitalbeschaffung war schwierig, also wurde Vermögen verkauft – die Preise fielen dadurch auf breiter Front. Banken und Versicherungen brachen zusammen, die Krise übertrug sich auf die Realwirtschaft. Die Regierun- gen waren gezwungen, einzugreifen: ausufernde Staats- verschuldung, Griechenland … Vertrauen ist alles Vertrauen bedeutet allgemein, die subjektive Überzeu- gung zu haben, dass mein Gegenüber integer ist, redlich handelt und auch die Möglichkeit und Kompetenz dazu besitzt. Vertrauen ist mehr als nur Glaube oder Hoff- nung – es ist ein Phänomen, das in Situationen mit unsi- cherem Ausgang auftritt. Wer sich einer Sache sicher sein kann, muss nicht vertrauen. Gemachte Erfahrungen bilden die Grundlage – dabei spielt es keine Rolle, ob wir die Erfahrungen selbst gemacht haben oder jemand an- ders, dem wir Vertrauen entgegenbringen. Vertrauen Im Unterschied zur Natur ist Kultur im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt – auch geis- tige Gebilde wie die Wirtschaft. Krisen sind immer auch Anlässe, gesellschaftliche Werte, und damit unsere Kultur, auf den Prüfstand zu stellen. Hat die Wirtschaftskrise zu einem Wertewandel geführt? Natürlich. Und was hat sich dadurch für die Finanzierung des Mittelstandes geändert? Wie alles begann Staatskrise, Bankenkrise, Schuldenkrise, Wirtschaftskrise, Eurokrise – seit über fünf Jahren geht das so. Am 9. August 2007 spitzte sich die Lage an den Finanzmärkten drama- tisch zu, die Zinsen im Interbankenhandel stiegen sprung- haft an: Die Finanzkrise begann. Ihr voraus ging weltweit ein längerer Zeitraum vergleichsweise niedriger Zinsen. Dadurch konnten sich auch einkommensschwächere Schichten ein Eigenheim leisten. Die steigende Nachfrage sorgte für steigende Immobilienpreise und erhöhte deren Wert als Kreditsicherheit. Die Banken nutzten diese Ent- wicklung, um den Schuldnern Zusatzkredite für den Kon- sum zu verkaufen. Eine Preisblase am Immobilienmarkt entstand. Um sich das notwendige Kapital für neue Kredi- te zu beschaffen, verbrieften die Banken Kreditforderun- gen in großem Stil. So verkauften sie die Zahlungsansprü- che aus den Hypothekenkrediten an Investoren – andere Banken, Vermögensverwalter, Versicherungen. Diese wa- ren ja auf der Suche nach Rendite. Systematische Unterschätzung von Risiken Das Umwandeln von Krediten in Wertpapiere, die dann auch noch von Ratingagenturen bezüglich ihrer Bonität beurteilt wurden, führte zu einer systematischen Unter- schätzung der Risiken. Dann folgte ab 2005 eine wirtschaft- liche Abschwächung in den USA. Eine Kettenreaktion wurde ausgelöst: Schuldner konnten die Kredite nicht Fremdkapital Zur Person: Christopher Wanzel Christopher Wanzel ist Partner der FMS AG. Die unab- hängige Beratungsgesellschaft ist spezialisiert auf klassische und alternative Finanzierungslösungen für den Mittelstand. FMS ist Gründungscoach an der Bör- se Stuttgart und Emissionsexperte an der Börse Mün- chen. www.fms-ag.de Christopher Wanzel