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Unternehmeredition 2/2013

Unternehmeredition „Mittelstandsfinanzierung 2013“54 www.unternehmeredition.de ist bei der Kreditvergabe wichtig, wie das Unternehmen in seinem Markt positioniert ist und wo die strategische Ausrichtung hingeht.“ Müller erwartet, dass wegen des harten Wettbewerbs die Kreditmargen unter Druck bleiben; die Auswirkungen von Basel III würden sich erst langsam auf den Markt auswirken. Aus seiner Sicht hat die Spreizung der Margen zwi- schen Unternehmen mit guten und schlechten Bonitäten zugenommen. „Ich denke, sie wird auch noch weiter zunehmen, das heißt die Risikoauf- schläge für Unternehmen schlechter Bonität steigen.“ Ein genereller Zinsan- stieg bei Firmenkrediten sei momentan nicht zu erwarten – allerdings sei eine Prognose angesichts der vielen Einflussfaktoren schwierig. Mittelstandsverband zufrieden Auch der Bundesverband mittelständi- sche Wirtschaft (BVMW) beurteilt den Kreditzugang für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie die Kredit- richtlinien der Banken positiv. Das be- stätigt auch die BVMW-Umfrage vom Februar 2013: 55,2% der befragten KMU bewerteten den Kreditzugang mit gut oder sehr gut, 26,2% mit befriedigend und nur 18,6% mit ausreichend oder mangelhaft. Als Gründe für die trotz- dem eher verhaltene Kreditnachfrage verweist BVMW- Präsident Mario Ohoven auf die hohe Innenfinanzierungs- kraft der Unternehmen und die trotz der Finanzkrise ge- stiegene durchschnittliche Eigenkapitalquote der KMU, die seit 2008 mehr als verdoppelt wurde. „2006 wurden 43% der Investitionsausgaben mit Eigenmitteln bestritten, 2011 waren es 54% – Tendenz weiter steigend“, sagt Ohoven. „Zudem ist die Exportstärke der mittelständischen Wirt- schaft in Regionen außerhalb Europas mit ein Grund da- für, dass sich viele Unternehmen in Deutschland einer komfortablen Finanzierungssituation gegenübersehen.“ Fremdkapital Keine Kreditklemme in Sicht Auch für die nahe Zukunft sieht Ohoven ausreichende Liqui- dität und keine Kreditklemme. Allerdings bergen nach seiner Ansicht die Eurokrise und drohende Steuerer- höhungen nach der Bundestagswahl Unsicherheiten. Dagegen sei von Basel III momentan keine Gefahr zu se- hen, allenfalls ein leichter Anstieg der Kreditkosten um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte. „Die risikogewichteten Eigen- kapitalanforderungen für Mittelstandskredite sollen nach Aussage der Regierung gleich bleiben“, so Ohoven. Dass sich Unternehmen nun zu den extrem günstigen Bedin- gungen „Kredite auf Vorrat“ beschaffen, sieht er nur ver- einzelt – das sei kein breiter Trend. „Diese Entscheidung muss jedes Unternehmen im Einzelfall für sich abwägen.“ Flache Zinsstrukturkurve Den nochmaligen leichten Rückgang der Kreditzinsen in den letzten zwölf Monaten – „von günstig auf sehr güns- tig“ – sieht Dr. Holger Schulz, Mittel- standsexperte beim Deutschen Spar- kassen- und Giroverband (DSGV), auf längere Sicht etwas skeptisch, das könne nicht immer so weitergehen. Aufgrund der verhaltenen Kreditnach- frage und der lockeren Geldpolitik sei aber kein schneller Anstieg zu erwarten. „Das Mittelstands- geschäft ist außerdem hart umkämpft, nachdem viele Wettbewerber eingesehen haben, dass es ein wichtiges und – wegen der breiten Streuung über Unternehmens- größen und viele Branchen hinweg – relativ risikoarmes Geschäft ist“, sagt Schulz. Viele Unternehmen sichern sich die günstigen Konditionen langfristig, da auch die Zinsstrukturkurve sehr flach ist. Nach der konjunkturel- len Stimmungsbesserung im ersten Quartal 2013 – nach dem schwachen Schlussquartal 2012 – hat Schulz die Hoffnung, dass die Investitionen im Laufe dieses Jahres wieder anziehen. Allerdings werde das nicht eins zu eins auf die Kreditnachfrage durchschlagen, denn: „Die Unter- nehmen verfügen zum Teil über komfortable Kapital- und Liquiditätspolster, wir sehen das an den Einlagebeständen.“ Dass es in bestimmten Branchen trotz allem schwer sei, an Kredite zu kommen, könne man so nicht sagen, erklärt Schulz. „Wir jedenfalls fällen keine grundsätzlichen Bran- chenurteile, sondern prüfen immer den Einzelfall.“ Ausblick: Die Kreditzinsen sind zurzeit sehr günstig, insbesondere bei Laufzeiten ab fünf Jahren – je nach Bonität, Sicherhei- ten und Einbeziehung von Förderdarlehen meist zwischen knapp 3 und knapp 6%. Mittelständler sollten die Gunst der Stunde nutzen. Mit einer deutlichen Verschlechterung ist momentan zwar nicht zu rechnen, aber die extrem guten Bedingungen sollte man nicht einfach in die Zukunft fort- schreiben. Bernd Frank redaktion@unternehmeredition.de Mario Ohoven, BVMW Dr. Holger Schulz, DSGV Dr. Hansjörg Müller, BTV Bank 0% 20% 40% 60% 80% 100% Über 50 Mio. EUR (größere Unternehmen)Kleine und mittlere Unt. insgesamt (Umsatz bis zu 50 Mio. EUR) 1–50 Mio. EUR (mittlere Unternehmen)0–1 Mio. EUR (Kleinunternehmen) 20112010200920082007 14,211,49,36,94,3 30,3 29,7 29,6 27,7 27,1 19,8 16,9 15,1 12,8 11,5 22,520,919,5 16,916,3 Abb. 4: Entwicklung der Eigenkapitalquote (in % nach Umsatzgrössenklassen) Quelle: Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV)

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