Nicht in jedem Fall gelingt es, die eigene Firma an einen internen Nachfolger zu übergeben. Es kann auch eine gute Lösung zu sein, sich mit einem Unternehmen der gleichen Branche zusammenzuschließen. Die Toptron Elektronik ist ein solcher Fall. Im Verbund mit AL-KO soll sich die positive Entwicklung fortsetzen.
Die Toptron Elektronik GmbH & Co. KG hat ihren Sitz im nordrhein-westfälischen Menden und stellt elektronische Komponenten für Wohnwagen und Wohnmobile her. „Wir haben uns auf die Entwicklung, das Design und den Vertrieb von kundenspezifischen elektronischen Komponenten für Caravans und Reisemobile spezialisiert. Dabei produzieren wir maßgeschneiderte elektronische Bordsysteme und Komponenten wie Schalttafeln, Stromverteiler oder Beleuchtungssteuerungen. Viele namhafte Hersteller vertrauen auf unsere Qualität und unsere Innovationskraft“, erklärt Wilhelm Cramer, einer der Gründer des Unternehmens. Eine Basis für die gute Entwicklung des Unternehmens sei die Pflege von langfristigen Beziehungen zu den Kunden.
Toptron wurde 1995 von drei Gesellschaftern gegründet. Die Entscheidung für eine Übergabe an eine andere Firma wurde gemeinsam von den Gründern getroffen, da kein geeigneter interner Nachfolger in Sicht war. „Aus unserer Sicht war ein Zusammenschluss mit einem anderen Unternehmen aus der eigenen Branche der beste Weg, um unsere technologische Kompetenz und auch die erstklassigen Kundenbeziehungen zu erhalten“, erinnert sich Cramer. Ein Finanzinvestor hätte vermutlich nicht über die wichtigen Branchenkenntnisse verfügt. Mit der Suche nach einem geeigneten Interessenten wurde die Marktlink Düsseldorf M&A GmbH beauftragt. Marktlink berät seit mehr als 25 Jahren Unternehmer und Unternehmerinnen beim Kauf und Verkauf kleinerer und mittelständischer Unternehmen (KMU). Seit 2020 ist Marktlink auch in Deutschland aktiv und verfügt über Standorte in Düsseldorf, Hamburg und München Inzwischen gehören mehr als 250 M&A-Spezialisten zum Team.
Schon länger in der Caravan-Branche aktiv
„Wir sind seit mehreren Jahren aktiv im Caravan- und Freizeitmarkt mit unserem Unternehmen vertreten. So nehmen wir regelmäßig an Events und Messen aus der Branche teil. Im Rahmen der wichtigen Branchen-Messe ´Caravan Salon´ in Düsseldorf ist dann der erste Kontakt entstanden“, erinnert sich Borys Storck, Managing Partner bei Marktlink. Gemeinsam mit dem Team von Toptron begann im Anschluss die Suche nach einem passenden Partner für die Übernahme der Firma. Recht schnell stelle sich die DexKo Global Inc. – Muttergesellschaft der Business Unit AL-KO Fahrzeugtechnik – als sein geeigneter Kandidat heraus.
Einer der wesentlichen Gründe war, dass AL-KO zwei direkte Mitbewerber von Toptron bereits in die eigene Gruppe integriert hatte. Im Sommer 2018 übernahm die AL-KO Fahrzeugtechnik das Unternehmen CBE s.r.l mit Hauptsitz in Trient in Italien vollständig. Die CBE-Unternehmensgruppe produziert und vertreibt elektronischen Komponenten und Kabelbäumen für Reisemobile. Neben dem zentralen Standort in Trient verfügt das Unternehmen über Werke in Arco am Gardasee sowie in Soliman, Tunesien. Auch hier – vergleichbar wie bei Toptron – hatte sich der bisherige Inhaber Bruno Conci dazu entschlossen, dass er sein Unternehmen mehr als 40 Jahre nach der Gründung in neue Hände geben möchte. Rund zwei Jahre später erfolgte durch die AL-KO Fahrzeugtechnik der Kauf der Nordelettronica – ebenfalls ein italienisches Unternehmen. Die Firma wurde 1978 gegründet und hat zwei Standorte in Italien sowie in Rumänien. Der Schwerpunkt liegt auf elektronischer Ausrüstung für Freizeitfahrzeuge. Zum Produktportfolio gehören unter anderem Batterieladegeräte, Kabelbäume oder Schalttafeln. Das Unternehmen wurde 1978 von Luciano Rizzioli gegründet.
Teams passen gut zusammen
Diese beiden Firmenübernahmen bildeten eine gute Grundlage dafür, dass das Know-how von Toptron Elektronik sehr gut zum Angebotsspektrum von AL-KO passen kann. Im Verlauf der weiteren Gespräche über den möglichen Zusammenschluss von AL-KO und Toptron zeigt sich dann zusätzlich, dass die Managementteams gut zusammenpassen. „Wir konnten schnell die zukünftigen Pläne und Ziele von Toptron und AL-KO in ein gemeinsames Konzept bringen“, so Borys Storck, Managing Partner bei Marktlink weiter. Für Unternehmensgründer Wilhelm Cramer war es ein entscheidender Faktor, dass die eigene Technologie für Synergien genutzt werden kann: „Es war mir sehr wichtig, einen starken und verlässlichen Partner zu finden. Auf diese Weise haben das Unternehmen und seine Mitarbeiter eine langfristige Perspektive.“
Die Gespräche zur Vorbereitung der Transaktion liefen effizient und in einer guten Atmosphäre. „Die Begleitung des Prozesses durch die Experten von Marktlink war überaus professionell. Ich habe so etwas ja noch nie gemacht und daher war ein intensiver Kontakt für mich sehr wichtig“, erinnert sich Wilhelm Cramer. Zwischen Unterzeichnung des Beratervertrags mit Marktlink im Februar 2023 und der Unterzeichnung des Kaufvertrags beim Notar im Dezember 2023 lagen nur zehn Monate – ein vergleichsweise kurzer Zeitraum für eine Unternehmens-Transaktion. Wilhelm Cramer wird dem Unternehmen für eine Übergangsphase erhalten bleiben, um die Stabilität der Kundenbeziehungen zu sichern. AL-KO Fahrzeugtechnik plant einen weiteren Ausbau des Angebots und der Technologie im Bereich der Elektronik für Freizeitfahrzeuge. Hier kann das Unternehmen auf die Entwicklerkompetenz der Experten von Toptron setzen. Außerdem sollen in der Zukunft weitere Regionen für die Vermarktung erschlossen werden.
KURZPROFIL Toptron Elektronik GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1995
Branche: Fahrzeugelektronik für Caravans
Unternehmenssitz: Menden
Umsatz: < 10 Mio. EUR
„Der gesamte Prozess lief ohne große Probleme“
Interview mit Borys Storck, Managing Partner der Marktlink Düsseldorf M&A GmbH
Unternehmeredition: Wie ist die Suche nach dem Käufer erfolgt und wie haben Sie das optimale Unternehmen identifiziert?
Borys Storck: Zu Beginn des Verkaufsprozesses wurde eine intensive Recherche nach potenziellen Käufern für das Unternehmen Toptron durchgeführt. Wir haben dann die AL-KO Fahrzeugtechnik als den besten Kandidaten identifiziert. Auf der Basis von AL-KO’s Interesse und durch eine sehr gute Kommunikation konnten wir dann zeitnah ein erstes gemeinsames Kennenlernen arrangieren. Die potenziellen Käufer präsentierten sich als kompetente strategische Partei. Durch zwei italienische Tochterfirmen – direkte Mitbewerber von Toptron waren sie in dem Tätigkeitsbereich sehr gut aufgestellt.
Gab es Alternativen zum Kauf durch AL-KO?
Der gesamte Prozess der Vorbereitung und der Transaktion lief ohne große Probleme. Neben AL-KO gab es auch andere Interessenten, mit denen man in Gesprächen war. Letztlich haben wir den Rat dazu gegeben, dass aufgrund der langfristigen Perspektive für das Unternehmen und seine Mitarbeiter der Partner AL-KO die beste Lösung ist.
Wie verliefen die Gespräche?
Das Verhältnis zwischen den Parteien war zu jederzeit überaus professionell und fördernd für den Prozessablauf. Alle Beteiligten haben effizient & schnell ihre jeweiligen Aufgabenbereiche bearbeitet, so dass eine reibungslose Due Diligence vonstattengehen konnte. Neben der fachlichen Expertise auf beiden Seiten hat sich im Laufe des Prozesses auch gezeigt, dass die zwischenmenschlichen Aspekte gut zusammenpassen. So konnten wir ein stabiles Fundament legen für die weitere Entwicklung und ein stabiles Wachstum.
Dieser Beitrag ist in der aktuellen Magazinausgabe der Unternehmeredition 1/2024 mit Schwerpunkt “Unternehmensnachfolge” erschienen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.
