Würth-Gruppe steigert Umsatz trotz Coronakrise

Trotz der Coronakrise steigerte die Würth-Gruppe im Geschäftsjahr 2020 ihren Umsatz geringfügig auf 14,4 Mrd. EUR gegenüber 14,3 Mrd. EUR im Vorjahr.
Transportroboter im zentralen Außenlager der Firma Würth. @ Scanner GmbH

Trotz der Coronakrise steigerte die Würth-Gruppe im Geschäftsjahr 2020 ihren Umsatz geringfügig auf 14,4 Mrd. EUR gegenüber 14,3 Mrd. EUR im Vorjahr. Das gab das Unternehmen bei seiner Bilanzpressekonferenz am 6. Mai bekannt. Auch das Betriebsergebnis liege mit 775 Mio. EUR leicht über dem Vorjahr gegenüber 770 Mio. EUR im Vorjahr. Ursächlich hierfür seien ein stringentes Kostenmanagement. Bemerkbar machen würden sich vor allem die durch die Pandemie eingesparten Reise- und Konferenzkosten. Dadurch hätten coronabedingte Umsatzeinbrüche in profitablen Geschäftsfeldern kompensiert werden können.

Zwei Faktoren hätten die Umsatzentwicklung 2020 entscheidend beeinflusst: Das Handwerk, das Würth im Kerngeschäft der Würth-Linie mit Befestigungs- und Montagematerial versorgt, habe aufgrund seiner Systemrelevanz ununterbrochen auf hohem Niveau gearbeitet. Gleichzeitig habe die Multi-Kanal-Strategie − mit Onlineshop, E-Procurement, Würth App einerseits und der stationären Beschaffung in den Niederlassungen andererseits − den Kunden die richtigen Lösungen für eine kontaktlose Materialbeschaffung geboten. Entsprechend habe sich der E-Business-Umsatz 2020 entwickelt und sei überproportional um 5,8 Prozent auf 2,8 Mrd. EUR gestiegen, womit sich sein Anteil am Konzernumsatz auf 19,3 Prozent erhöht habe.

„Wir hatten die Weichen schon vor Ausbruch der Pandemie gestellt: Unsere Kunden kennen sich mit den digitalen Bestellwegen aus – zusätzlich unterstützt der Außendienst beratend. Damit schließt sich der Kreis: 100 Prozent Flexibilität bei der Warenbeschaffung, auch mit Kontaktbeschränkungen“, erklärte Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe.

Adolf Würth GmbH & Co. KG besonders stabil

Die Würth-Gruppe in Deutschland schloss das Geschäftsjahr mit einem Plus von 2,9 Prozent ab. Die Pandemie wirkte sich dabei ganz unterschiedlich auf die einzelnen Branchen aus, die Würth bedient. Sowohl die Division Bau (+12,2 Prozent) als auch der Elektrogroßhandel Deutschland (+10,8 Prozent) verbuchten Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich. Rückläufig dagegen waren die Umsätze aus den Bereichen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern. Die Automobilindustrie, die wegen der Bemühungen um den Klimawandel ohnehin schon unter Druck stand, büßte unter dem Nachfragerückgang und dem wochenlangen Produktionsstillstand stark an Umsatz ein. Auch der Maschinenbau hat gelitten. Die ausländischen Gesellschaften mussten einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent hinnehmen. Besonders stabil zeigte sich die Adolf Würth GmbH & Co. KG, die größte Gesellschaft im Konzern. Sie erwirtschaftete einen Umsatzanstieg von 7,4 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr.

Würth setzt neben Digitalisierung auf Nachhaltigkeit

Bis zum Jahr 2024 will die Adolf Würth GmbH & Co. KG klimaneutral sein und übernimmt eine Vorreiterrolle im Konzern. „Wir versenden bereits heute unsere Pakete klimaneutral an den Kunden. Bis 2030 wollen wir weitestgehend zirkulär wirtschaften. Dafür arbeiten wir kontinuierlich an nachhaltigen Bestellprozessen: Von der digitalen Rechnung bis zu nachhaltigen Verpackungs- und Belieferungssystemen“, so Friedmann.

Würth setzt bei Produkten im Bereich der Zerspanungswerkzeuge auf 100 Prozent recycelte Verpackungen. @ Scanner GmbH

Zusammen mit einem Verpackungshersteller entwickelte Würth Verpackungen aus 100 Prozent Recyclat für Zerspanungswerkzeuge. Die Verpackungen werden nahezu CO2-neutral produziert und bestehen aus 100 Prozent Altplastik. Auch die Etiketten bestehen vollständig aus recyceltem Kunststoff und werden mit ökologisch unbedenklichem Klebstoff aufgebracht. So sei es möglich gewesen, dass die neuen Verpackungen Cradle to Cradle™-zertifiziert wurden. „Bis zum Jahr 2025 will die Adolf Würth GmbH & Co. KG 50 Prozent der Verpackungen auf kreislauffähige Lösungen umgestellt und 20 Prozent Verpackungsmaterial gegenüber dem Jahr 2020 eingespart haben“, sagt Friedmann.

Umsatzplus von 10,3 Prozent in Q1 2021

Hinsichtlich der Zukunftsaussichten zeigte sich Würth bei der Bilanzpressekonferenz optimistisch – das insbesondere auch mit Blick auf die Zahlen zu Beginn des Pandemiejahrs 2021: So verbuchte der Konzern im ersten Quartal ein Umsatzplus von 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Würth-Gruppe in Deutschland verzeichnete ein Umsatzwachstum von 7,2 Prozent in den ersten drei Monaten des neuen Jahres, die ausländischen Gesellschaften schnitten mit einem Plus von 12,6 Prozent ab. Auch die Adolf Würth GmbH & Co. KG startete sehr gut ins neue Jahr: Sie ist in den ersten drei Monaten um 11,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.

Das Eigenkapital der Würth-Gruppe stieg im vergangenen Geschäftsjahr um 6,6 Prozent auf 5,9 Mrd. EUR – ein Plus von 366 Mio. EUR. Die Eigenkapitalquote liegt damit zum Jahresende bei 43,8 Prozent (2019: 44,0 Prozent). Die Ratingagentur Standard & Poor´s bestätigte 2020 das Rating der Würth-Gruppe mit A/outlook stable.

Wichtig bleibe für den Konzern, Wachstum aus eigener Kraft zu generieren: über die zuverlässige Erreichbarkeit für die Kunden, eine hohe Marktaktivität, den Ausbau von Vertriebskapazitäten und nicht zuletzt neue Marktanteile aufgrund einer hohen Leistungsfähigkeit und finanziellen Stabilität.

Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in ihrem Kerngeschäft, dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial. Sie besteht aus über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern und beschäftigt mehr als 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon sind mehr als 33.000 fest angestellte Verkäufer im Außendienst. Im Kerngeschäft, der Würth-Linie, umfasst das Verkaufsprogramm für Handwerk und Industrie über 125.000 Produkte: von Schrauben, Schraubenzubehör und Dübeln über Werkzeuge bis hin zu chemisch-technischen Produkten und Arbeitsschutz. Die Allied Companies – Gesellschaften des Konzerns, die an das Kerngeschäft angrenzen – ergänzen das Angebot um Produkte für Bau- und Heimwerkermärkte, Elektroinstallations­material, elektronische Bauteile, Werkzeuge sowie Finanzdienstleistun­gen. Sie machen über 40 Prozent des Umsatzes der Würth-Gruppe aus.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

Vorheriger ArtikelFamilienunternehmen prägen die wichtigsten Umwelttechnologien
Nächster ArtikelPortrix Logistic Software an Descartes Systems veräußert