„Unternehmervermögen 2021″: Whisky als Wertanlage

Andreas Thümmler - Gründer und Geschäftsführer der größten deutschen Whisky-Destillerie. © St. Kilian Distillers GmbH

Wenn man die Whiskyszene und im Speziellen die stets wachsende deutsche betrachtet, dann sticht ein Name besonders hervor: St. Kilian, die Whiskydestillerie im Odenwald, mit einem Inhaber, der von zu Hause aus weder Brennmeister noch Spirituosenmanager, sondern Investmentbanker ist. In nur wenigen Jahren gelang es Andreas Thümmler, seine Destillerie zur größten in Deutschland aufzubauen. Der Mann, der schon millionenschwere Investmentdeals geschlossen hat, beschreitet heute neue Wege und verkauft seinen Single Malt Whisky als Wertanlage. INTERVIEW EVA RATHGEBER

Unternehmeredition: Was waren Ihre Beweggründe, sich diesem für Sie eigentlich „exotischen“ Geschäftsfeld zuzuwenden, und wie haben Sie es hier in so kurzer Zeit zu diesem Erfolg gebracht?
Thümmler: Zeit meines Lebens war ich Whiskyfan und -sammler. Die erstaunliche Wertentwicklung einer guten Flasche Single Malt Whisky konnte ich somit in meiner eigenen Sammlung mitverfolgen. Um eine gewisse Anlagesumme in dieser noch etwas exotischen Assetklasse unterzubringen, führte kein Weg daran vorbei, eine eigene Whiskydestillerie aufzubauen und den Whisky selbst zu produzieren.

Unternehmeredition: Sie brennen und verkaufen Ihren Whisky ja nicht nur für den unmittelbaren persönlichen Genuss, sondern bieten diesen auch als „Private Cask“ an. Warum sollte man als unternehmerisch agierender Privatmann in ein Fass Whisky anstelle von Anleihen und Aktien oder auch von Edelmetallen, Oldtimern und Kunstobjekten investieren?
Thümmler: In allererster Linie natürlich, um den „eigenen“ Whisky mit Freunden und Geschäftspartnern zu genießen und Spaß zu haben. Der Nebeneffekt ist allerdings auch eine Wertsteigerung von durchschnittlich 10% per annum bei einem guten Whisky Brand – das natürlich nur, wenn man ihn nicht trinkt. Investoren kaufen durchaus eine höhere Anzahl von Fässern oder bauen sich ein stattliches Flaschenportfolio auf. Whisky ist übrigens immer hochprozentig und liquide, im Gegensatz zu so manch anderen alternativen Anlagen.

Master Distiller Mario Rudolf von St. Kilian mit 30-Liter-Fässern. © St. Kilian Distillers GmbH

Unternehmeredition: Wie würden Sie den typischen St. Kilian-Kunden beschreiben?
Thümmler: Ein Deutscher, der sich seit Langem schon in gute schottische Single Malts verliebt hat und nun erstaunt ist, welch meisterliche Qualität ein Whisky „made in Germany“ schon nach wenigen Jahren an den Tag legt. Ein Großteil unserer Kunden sammelt von Anfang an jede Flaschenedition von uns.

Unternehmeredition: Die weltweit größten und ältesten Whiskybrennereien sitzen in Irland und Schottland. Warum entscheide ich mich für einen deutschen Whisky als Anlageprodukt?
Thümmler: Die Schotten und die Iren produzieren 700 Mio. Liter Whisky im Jahr. Es gibt Hunderte Destillerien. In Deutschland werden vielleicht 1 Mio. Liter Single Malt produziert. Das meiste sind kleine Schnapsbrenner. Wenn Whisky made in Germany einmal zu Weltruhm gelangt, und das wird er mit St. Kilian, dann trifft eine gigantische globale Nachfrage auf ein minimales Angebot. So etwas passiert nicht allzu oft.

Unternehmeredition: Wie läuft „das Investieren in Whisky“ bei Ihnen ab und wie steigert sich der Anlagewert dabei auf lange Sicht?
Thümmler: Es ist ganz einfach: Man kauft sich ein oder mehrere Fässer. Nach einer gewissen Lagerung füllt man die Fässer in Flaschen ab. Diese hebt man auf und verkauft sie, wenn sie einen gewissen Wert erreicht haben. Man kann Flaschen auch sehr lange aufbewahren und zum Beispiel vererben. Ungeöffnet in der Flasche hält sich der Whisky nahezu ewig.

Unternehmeredition: Preise für seltene Whiskys schraubten sich zuletzt in atemberaubende Höhen. Haben Sie keine Angst, dass die Whiskyblase irgendwann platzt?
Thümmler: Da Whisky das schon seit Dekaden – streng genommen seit Jahrhunderten – tut, glaube ich nicht, dass dieser zeitlose Trend jemals gebrochen wird. Ein fünfzigjähriger Macallan zum Beispiel kann im Wert nicht mehr sinken. Der ist noch besser als Gold.

Unternehmeredition: Was braucht es, damit sich ein Whisky als gute Wertanlage beweist, und wo sehen Sie die besonderen Spezialitäten Ihres Standorts im kleinen unterfränkischen Städtchen Rüdenau?
Thümmler: Der Whisky muss eine 1A-Qualität vorweisen, das heißt, alles muss stimmen: die Zutaten, die Fässer, die Anlage, das Distillers-Team, die Lagerung, die Philosophie … einfach alles. Was den Standort angeht, fühlt es sich bei uns an wie in den schottischen Highlands. Einfach eine sensationelle Natur. Dennoch liegen wir genau inmitten der Rhein-Main-Neckarmetropol-Region mit genauso vielen Einwohnern, wie es sie in ganz Schottland hat (fünf bis sechs Millionen).

Unternehmeredition: Welche Whiskykomposition ist Ihr ganz persönlicher Favorit?
Thümmler: Unsere St. Kilian Signature Edition Four, sehr rauchig mit 54ppm Torfgehalt und mit einer ganz tollen Sherrynote. Dieser Whisky war im Sommer mit 97 von 100 Punkten Gewinner der Competition in London. Insgesamt haben wir dort sechs Goldmedaillen gewonnen. Auch wurden wir zur „Distillery of the Year 2020“ gewählt. Das ist sehr bemerkenswert.

Unternehmeredition: Aus Ihrer Tätigkeit als Investmentbanker haben Sie selbst ein Vermögen aufgebaut. Wie legen Sie selbst Ihr Geld an (außer in St. Kilian …)?
Thümmler: Eine Mischung aus Edelmetallen und Minenwerten, Technologie-Start-ups und Grundbesitz wie zum Beispiel Obstbaumplantagen.

Unternehmeredition: Als „Entrepreneur“ stehen Sie ja beinahe niemals still, wie man hört. Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus, was kommt als Nächstes?
Thümmler: Es gibt überall sehr viel Potenzial. Ob man ein Whiskyimperium aufbaut oder sich im Bereich Venture Capital weiterentwickelt, ist für mich eher eine Frage des Spaßfaktors. Ein bisschen mehr Ruhe und Zeit zum Philosophieren oder für präastronautische Hobbys wäre aber auch sehr verlockend.


ZUR PERSON

Andreas Thümmler ist Gründer und Geschäftsführer
der St. Kilian Distillers GmbH.

 

 

 

 

Dieser Beitrag ist in der UE-Ausgabe 4/2020 erschienen.

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Zum YouTube-Video mit Andreas Thümmler geht es hier.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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