Wirtschaftsprognosen klettern weiter nach oben

Aktuelle Wirtschaftsprognosen: Materialengpässe machen Sorgen
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Im Juli kletterten die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein neues Allzeithoch. Die gute Stimmung spiegelt sich auch bei der Beschäftigung wider, denn dort wurde abermals ein kräftiges Plus verbucht. Das sind die wesentlichen Aussagen des aktuellen IHS Markit Einkaufsmanager Index. Mit dieser sehr erfreulichen Nachricht beginnen wir unseren Überblick über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.

Nach leichten Einbußen in den beiden Vormonaten machte der saisonbereinigte IHS Markit-Einkaufsmanagerindex im Juni wieder etwas an Boden gut und stieg auf 65,1 Punkte nach 64,4 im Mai. Der Aufschwung wurde nach Analyse von IHS Markit vor allem von der höheren Produktionsrate getragen. Während zahlreiche Unternehmen ihre Produktion hochfuhren, um die höhere Nachfrage zu bedienen, berichteten gleichzeitig viele Umfrageteilnehmer, dass die andauernden Materialengpässe das Produktionsniveau abermals drosselten. Auch das Plus beim Auftragseingang fiel nach der Befragung im Juni wieder etwas höher aus. Im Exportgeschäft wurden ebenfalls starke Zuwächse verzeichnet. Phil Smith, Associate Director bei IHS Markit kommentiert: „Die Daten vom Juni zeichnen ein rundum positives Bild von der deutschen Industrie. So hat das Produktionswachstum nach zwei leichten Rücksetzern im April und Mai wieder an Fahrt aufgenommen, der Jobaufbau hat sich ebenfalls beschleunigt und die Geschäftsaussichten kletterten auf ein neues Rekordhoch. Die Verkaufspreise stiegen derweil abermals stärker an als zuletzt, was vor allem an der nach wie vor anziehenden Nachfrage lag. Auch die Tatsache, dass sich die Lieferzeiten etwas weniger stark verlängerten, ist eine gute Nachricht und spiegelt zumindest teilweise die jüngsten Kapazitätserweiterungen in vielen Unternehmen wider.“

Beschäftigungsbarometer steigt kräftig

Die deutschen Unternehmen suchen verstärkt neue Mitarbeiter. Das ifo Beschäftigungsbarometer ist im Juni kräftig gestiegen, auf 103,7 Punkte, von 100,2 Punkten im Mai. Die Öffnungen und die boomende Industrie heizen nach ifo-Einschätzung die Nachfrage nach Arbeitskräften an. Im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich laut der aktuellen Befragung der Anstieg des Beschäftigungsbarometers weiter fort. Im Maschinenbau und in der Elektroindustrie würden sehr expansive Beschäftigungspläne verfolgt. Auch im Dienstleistungssektor habe die Arbeitskräftenachfrage einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Insbesondere bei den Personaldienstleistern werde neues Personal gesucht.

Kreditvergabe mit kräftigem Rückgang

Der Abwärtstrend am Unternehmenskreditmarkt hat sich zum Jahresbeginn vertieft. Gegenüber dem Vorjahr ging das Kreditneugeschäft deutscher Banken mit Unternehmen und Selbstständigen nach einer aktuellen Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) um 6,5% zurück. Mit einem Einbruch dieser Größenordnung sei auch aufgrund des pandemiebedingten Schubs von neuen Kreditaufnahmen im Frühjahr 2020 zu rechnen gewesen. Zur nachlassenden Nachfrage nach Krediten trägt nach KfW-Einschätzung neben der zunehmenden Auszahlung staatlicher Finanzhilfen auch die wirtschaftliche Erholung maßgeblich bei. Da die Belastungen der Unternehmen durch Umsatzeinbußen zurückgehen würden, sinke der Bedarf an neuen Bankkrediten.

Exporterwartungen gestiegen

Unter den deutschen Exporteuren hat sich die Stimmung deutlich verbessert. Die ifo Exporterwartungen der Industrie sind im Juni auf 26,0 Punkte gestiegen, das ist der höchste Wert seit Januar 2011. Die Exportwirtschaft profitiere unter anderem von den weltweiten Nachholeffekten der Coronakrise. Nahezu alle Branchen rechnen nach der ifo-Befragung mit steigenden Exporten. In der Automobilindustrie hätten sich die Exporterwartungen nach dem Rückschlag im Vormonat wieder erholt. Weiterhin sehr gut aufgestellt seien die Elektrobranche und der Maschinenbau.

Konsumklima steigt stark an

Die Stimmung der Verbraucher hat sich im Juni spürbar aufgehellt. Die Konjunktur- und Einkommenserwartungen legen laut der GfK-Konsumklimastudie für Juni 2021 deutlich zu, die Anschaffungsneigung verzeichne moderate Zuwächse. So prognostiziert die GfK für das Konsumklima für Juli einen Wert von -0,3 Punkten und damit 6,6 Punkte mehr als im Juni dieses Jahres. Bemerkenswert sei, dass die Verbraucher sehr zuversichtlich seien, wenn es um die Entwicklung der allgemeinen Wirtschaftslage in Deutschland gehe. Die Konjunkturerwartung legt laut der GfK-Studie nach dem sprunghaften Anstieg im Vormonat noch einmal deutlich zu. Der Indikator klettert nach einem Plus von 17,3 Punkten auf aktuell 58,4 Zähler. Dies ist der höchste Wert seit mehr als zehn Jahren. Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte dazu: „Wir lassen den Lockdown mehr und mehr hinter uns. Stark sinkende Inzidenzen sowie signifikante Fortschritte beim Impfen erlauben immer umfangreichere Lockerungen beziehungsweise Öffnungen. Zudem ist nun auch Urlaub wieder möglich. Dies sorgt für steigenden Optimismus, der sich auch in der besseren Konsumstimmung ausdrückt.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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