Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich zu Jahresbeginn aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Januar erstmalig seit mehreren Monaten wieder gestiegen. Mit dieser erfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.
„Die Unternehmen beurteilen die aktuelle Lage zwar etwas schlechter. Die Erwartungen stiegen jedoch deutlich an. Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr“, erklärt Clemens Fuest, Präsident des Münchener ifo Instituts, in der heutigen Pressemitteilung. Seit dem Sommer 2021 hatte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft nach den ifo-Zahlen eingetrübt – nun gibt es eine erst kleine Trendwende. Im Verarbeitenden Gewerbe habe der ifo-Index einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Die Unternehmen seien zufriedener mit den laufenden Geschäften und zudem habe der Optimismus mit Blick auf die kommenden Monate zugenommen. Eine leichte Entspannung gäbe es zudem bei den Lieferengpässen für Vorprodukte und Rohstoffe. Auch im Dienstleistungssektor sei der Pessimismus bei den Erwartungen verschwunden. Das Gastgewerbe stecke aber weiterhin in der Krise.
IHS Markit sieht Belebung
Die deutsche Wirtschaft verzeichnete nach aktuellen Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts IHS Markit im Januar eine kräftige Wachstumsbelebung. Die entscheidenden Impulse hierfür habe der Industriesektor geliefert, da sich nach Ansicht der IHS-Experten die Lieferkettenengpässe weiter entspannen. Da die Einkaufs- und Verkaufspreise jedoch weiter deutlich stiegen, bleibe der Preisdruck in der Wirtschaft hoch. Der IHS Markit Index Produktion legte binnen Monatsfrist deutlich zu nach einer Delle im Vormonat.
Zu diesen positiven Nachrichten gehört auch, dass der Auftragsbestand weiter ansteigt und dass der Aufbau an Arbeitsplätzen an tempo zugenommen hat. „Die Flash-PMIs für Januar zeigen eine überraschend robuste Entwicklung der deutschen Wirtschaft zu Beginn des Jahres, die insbesondere durch ein starkes Wachstum der Industrieproduktion unterstützt wurde. Mit Abklingen der Lieferengpässe dürfte sich das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2022 weiter erholen – das gegenwärtige Wachstumstempo ist schon jetzt eine erfreuliche Entwicklung. Die Probleme in den Lieferketten scheinen die Produktion immer weniger zu belasten, auch wenn es an dieser Front noch viel Raum für Verbesserungen gibt“, erklärt Phil Smith, Economics Associate Director bei IHS Markit, kommentiert.
Wachtumsprognose leicht gesenkt
Trotz der zunehmenden positiven Nachrichten wird die Bundesregierung vermutlich in dieser Woche ihre Wachstumsprognose nach unten korrigieren. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll das Bundeskabinett im sogenannten Jahreswirtschaftsbericht einen neuen Wert von 3,6% als Erwartung für das jährliche Wachstum prognostizieren. Das wäre ein halbes Prozent weniger als in der ursprünglichen Prognose. Als Grund werden Lieferengpässe und das Andauern der Coronapandemie genannt. Zugleich geht die Regierung davon aus, dass sich die Inflation zumindest in diesem Jahr weiter auf einem Niveau von mehr als 3% bewegen wird.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.