Seit Juni 2021 ging es bergab mit dem ZEW-Indikator. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland machen in der aktuellen Umfrage vom Januar 2022 einen Sprung nach oben und landen auf einem neuen Wert von 51,7 Punkten. Mit dieser erfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.
Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: Auch wenn die Erwartungen sich verbessern, so verschlechtert sich die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland. Der Wert des Lageindikators fällt weiter und liegt damit bei minus 10,2 Punkten. „Der Konjunkturausblick verbessert sich mit Beginn des neuen Jahres ganz erheblich. Die Finanzmarktexpertinnen und -experten gehen mehrheitlich davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum im kommenden halben Jahr verbessern wird. Die konjunkturelle Schwächephase des vierten Quartals 2021 dürfte bald überwunden sein. Der wesentliche Grund dafür ist die Vermutung, dass sich die Corona-Inzidenzen bis Frühsommer deutlich abschwächen werden. Die positiveren Konjunkturerwartungen betreffen mit den konsumnahen und den exportorientierten Sektoren einen großen Teil der deutschen Wirtschaft“, kommentiert ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach die aktuellen Erwartungen. Auch die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone steigen. Sie liegen damit aktuell bei 49,4 Punkten.
Rund 25 Prozent der Kleinstunternehmen und Soloselbständigen sehen sich gegenwärtig in ihrer Existenz bedroht. Dies hat das Münchener ifo-Institut kürzlich ermittelt. Das ist deutlich mehr als für die gesamte Wirtschaft, wo der Wert bei 14 Prozent liegt. „Für viele kleine Unternehmen wird das wirtschaftliche Überleben immer schwieriger, je länger die Pandemie dauert“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Die Kleinstunternehmen würden besonders stark unter dem aktuellen Pandemieverlauf leiden. Insbesondere die Einschätzungen zur aktuellen Lage sind merklich schlechter ausgefallen.
Viele Unternehmen wollen Preise erhöhen
Die deutschen Verbraucher und Unternehmen müssen sich nach Einschätzung des Münchener ifo-Instituts auf weitere Preiserhöhungen einstellen. Die ifo-Preiserwartungen sind im Dezember nur geringfügig gesunken. Noch im November hatten sie einen historischen Höchststand erreicht. „Das wird bis auf die Verbraucherpreise durchschlagen“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo Konjunkturprognosen. „Die Inflation wird im Verlauf dieses Jahres nur langsam zurückgehen. In den kommenden Monaten werden die monatlichen Raten noch über 4% liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der 2%-Marke nähern. Für das Gesamtjahr rechnen wir nun mit einer Inflationsrate von etwa 3,5%.“ Selbst wenn sich der Anstieg der Energiepreise in den kommenden Monaten nicht fortsetzten sollte und die Börsenpreise für Erdgas, Strom und Rohöl unverändert blieben, sorge das nach seiner Einschätzung noch eine Zeitlang für hohe Inflationsraten. Die Lohnkosten dürften hingegen die Inflation aus ifo-Sicht nicht zusätzlich antreiben. „Die bisherigen Lohnverhandlungen deuten auf keine Lohn-Preis-Spirale hin. Wir erwarten, dass die Tariflöhne in diesem und im kommenden Jahr um knapp zweieinhalb Prozent zulegen. Das wäre dann so stark wie im Durchschnitt der Jahre vor der Coronakrise“, sagt Wollmershäuser.
Kurzarbeit steigt in Deutschland
Die Zahl der Kurzarbeitenden in Deutschland ist nach Angaben des ifo-Instituts kräftig gestiegen. Im Dezember nahm sie zu auf 879.000 Menschen. Das ist ein Zuwachs von rund 150.000 Personen. „Die wachsenden Coronazahlen vergrößerten insbesondere die Kurzarbeit im Gastgewerbe und im Einzelhandel“, sagt ifo-Forscher Sebastian Link. Besonders stark war der Zuwachs im Gastgewerbe, im Einzelhandel sowie in der Autobranche. Vor Corona lag die Zahl der Kurzarbeitenden laut ifo im Februar 2020 bei 134.000, im März sprang sie auf 2,6 Millionen und im April 2020 erreichte sie den Rekordwert von sechs Millionen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.