Wirtschaftsexperten rechnen mit Rezession

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Nach Ansicht der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat die Rezession in Deutschland begonnen. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometers. Mit dieser schlechten Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.

Der anhaltende Strom schlechter Nachrichten rund um den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise lässt das mittelständische Geschäftsklima im September abstürzen. Der Wert liegt nun auf dem tiefsten Stand seit 28 Monaten. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen kommen dem Allzeittief kurz nach Ausbruch der Coronakrise, immer näher. Die Ängste der Unternehmen vor explodierenden Energiekosten und kollabierender Nachfrage mit Blick auf das Winterhalbjahr sind nach Ansicht der Autoren umfassend und groß. Der Abwärtssog beim Geschäftsklima erfasst laut der KfW im September alle Hauptwirtschaftsbereiche und überall im Mittelstand kühle die Stimmung deutlich ab. Am niedrigsten sei das Stimmungsniveau im Einzelhandel, der am stärksten von den Konsumausgaben der privaten Haushalte abhängig ist. Auf dem vorletzten Platz liegt der Großhandel. Die Sorgen, dass die sehr hohen Inflationsraten massiv die Kaufkraft schmälern und die Haushalte zugleich aus Vorsicht ihr Geld lieber zusammenhalten, seien in beiden Sparten des Handels enorm. Kurzfristige Besserung gerade für die konsumnahen Segmente der Wirtschaft sei kaum in Sicht. Aktuell liegt die Inflationsrate im zweistelligen Bereich.

KfW-ifo-Mitewlstandsbarometer
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“Deutschland ist auf Rezessionskurs eingeschwenkt” – das ist die zentrale Botschaft des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers im September. Das BIP dürfte nach Ansicht der KfW schon im Sommer geschrumpft sein, mindestens zwei weitere negative Quartalsraten würden folgen. Die „Grabesstimmung“ vor allem in den konsumnahen Branchen unterstreiche, vor welchen Herausforderungen Deutschland angesichts explodierender Energie- und Lebenshaltungskosten stehe. Der jüngst von der Bundesregierung verkündete fiskalische Abwehrschirm in einem Volumen von 200 Mrd. EUR sei geeignet, einigen Kostendruck von Unternehmen wie Haushalten zu nehmen. Gerade die Strom- und Gaspreisbremsen dürften den Konsum spürbar stützen. Die KfW hält an der BIP-Prognose für 2023 von -0,3% weiter fest – die Abwärtsrisiken seien allerdings hoch.

IWF befürchtet eine Rezession

„Kurz gesagt, das Schlimmste steht uns noch bevor, und für viele Menschen wird sich das Jahr 2023 wie eine Rezession anfühlen“, heißt es in der aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Weltwirtschaft stehe weiterhin vor großen Herausforderungen: der russische Einmarsch in der Ukraine, eine Lebenshaltungskostenkrise, die durch den anhaltenden und zunehmenden Inflationsdruck verursacht wird, und der Abschwung in China. Mehr als ein Drittel der Weltwirtschaft werde dieses oder nächstes Jahr schrumpfen, während die drei größten Volkswirtschaften − die Vereinigten Staaten, die Europäische Union und China − weiterhin stagnieren. Deutschland schneidet in dem IWF-Bericht schlecht ab, da ein Rückgang der Wirtschaftsleistung für 2023 erwartet wird.

S&P Global sieht Abwärtstrend

Wie die jüngsten Daten von S&P Global zeigen, hielt der Abwärtstrend im deutschen Dienstleistungssektor auch im September an. So habe die Nachfrage aufgrund der steigenden Energiepreise deutlich nachgelassen. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen so finster aus wie zuletzt während der Anfangsphase der Coronapandemie. Der finale und saisonbereinigte S&P Global Service-Index Geschäftstätigkeit rutschte im September auf den geringsten Wert seit Mai 2020. Abgesehen von den Zeiten zu Beginn der Pandemie handelt es sich laut S&P aktuell um die stärkste Rückgangsrate seit der globalen Finanzkrise. Viele Befragte hätten angegeben, dass die massive wirtschaftliche Unsicherheit, die hartnäckig hohe Inflation und die steigenden Zinsen ursächlich dafür seien, dass es mit der Nachfrage rasant bergab ging. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Wie die jüngsten PMI-Daten belegen, haben sich die geschäftlichen Rahmenbedingungen im Dienstleistungssektor massiv verschlechtert. So wirkten sich die wirtschaftliche Unsicherheit, die anhaltend hohe Inflation, explodierende Energiekosten sowie sich verschärfende finanzielle Konditionen allesamt negativ auf die Nachfrage und die Geschäftstätigkeit aus. Dass sich der Rückgang bei den Serviceanbietern nochmals beschleunigt hat, deutet – zusammen mit der anhaltenden Talfahrt in der Industrie – auf eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal hin.“

Verbraucherstimmung setzt steilen Sinkflug fort

Der Negativtrend bei der Verbraucherstimmung hält im Oktober an. Das Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) geht den dritten Monat in Folge zurück und erreicht erneut ein Allzeittief. Der Index befinde sich damit in einem kontinuierlichen Abwärtstrend. Es sei zu erwarten, dass sich der Pessimismus der Verbraucher in den nächsten Monaten negativ auf den privaten Konsum auswirkt. Steigende Lebenshaltungskosten und hohe Energiekosten dämpften die Konsumlaune der Verbraucher erheblich. Ihre Anschaffungsneigung fällt auf einen neuen Allzeit-Tiefststand. Die Konsumzurückhaltung dürfte demnach in den bevorstehenden Wochen und Monaten zunehmen. In den nächsten Monaten würden die Verbraucher zudem mit zunehmenden Preissteigerungen rechnen, während sie Zinssteigerungen für weniger wahrscheinlich halten. Eine Entspannung ihrer wirtschaftlichen Situation erwarten sie in nächster Zeit nicht, sodass Verbraucher den Konsum einschränken.

Mehr Firmen wollen ihre Preise erhöhen

Mehr deutsche Unternehmen als im Vormonat planen, ihre Preise zu erhöhen. Das geht aus der aktuellen Umfrage des ifo Instituts hervor. Die Preiserwartungen für die kommenden Monate stiegen für die Gesamtwirtschaft im September an. „Die Inflationswelle dürfte daher leider noch nicht abebben. Vor allem bei Gas und Strom ist noch einiges in der Preispipeline“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Im Handel planen Preiserhöhungen insbesondere die Verkäufer von Drogerieartikeln, Spielwaren, Fahrrädern und von Papier- und Schreibwaren.  In der Industrie liegen die Bekleidungshersteller ganz weit vorn vor den Herstellern von Glas, Keramik und Steinen sowie den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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