Abacus alpha ist ein Evergreen-Investor. Damit die sich stetig erweiternde Unternehmensfamilie zusammenwächst, geht das Beteiligungshaus auch unkonventionelle Schritte.
Unternehmeredition: Abacus alpha hat seine Beteiligungen in Clustern gebündelt. Welches steht derzeit bei Ihnen im Fokus?
Dr. Heiko Jopp: Wir adressieren aktuell unser Cluster Automatisierung und Digitalisierung sehr stark. Da geht es um Firmen, die digitale Geschäftsmodelle entwickeln, etwa mithilfe von künstlicher Intelligenz, und um solche, die bestehende Geschäftsmodelle digitalisieren. Aktuell haben wir hier drei Beteiligungen an kleineren mittelständischen Unternehmen. Wir sind aber auf der Suche nach weiteren.
Haben Sie hier Nachholbedarf?
Es ist einfach ein rasant wachsender Bereich. Die Digitalisierung und auch die Automatisierung haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, vor allem auch in der Industrie. Die Digitalisierung hat eine Querschnittsfunktion in alle anderen Bereiche und die Automatisierung ist ohne sie nicht mehr denkbar. In diesem Cluster haben wir auch eine neue Strategie erfolgreich erprobt.
Welche denn?
Es geht darum, Synergien im Portfolio zu heben. Die Investmentmanager, die für die einzelnen Beteiligungen zuständig sind, und das Management der Unternehmen kooperieren jetzt deutlich stärker miteinander. Das haben wir in diesem Cluster erstmalig eingeführt. Ein Beispiel: Wenn unsere Beteiligung Autec – sie betreibt Softwareentwicklung und Hardwareplanung – für ein Kundenprojekt einen Schaltschrank benötigt, bittet sie auch unsere Beteiligung VSR um ein Angebot. VSR entwickelt Automatisierungslösungen und fertigt in diesem Zusammenhang auch Schaltschränke. Die Firmen sind eigenständig und haben beide ihre eigenen Kunden – aber sie können zusammen einen Mehrwert für andere Kunden darstellen, durch Austausch von Kapazitäten und Ergänzung des jeweiligen Leistungsportfolios.
Könnten solche Synergien auch in anderen Clustern gehoben werden?
Ja, das geht grundsätzlich in jedem Cluster – und in puncto Digitalisierung geht es sogar über die Clustergrenzen hinweg, eben weil sie eine Querschnittsfunktion hat. Die Investmentmanager der einzelnen Unternehmen können sich austauschen und gemeinsam versuchen, die Unternehmen weiterzuentwickeln. Über unser Technikteam finden wir zum Beispiel immer wieder Ansätze, wie wir die Unternehmen miteinander in die Wertschöpfungskette des Kunden einbinden können. So wird letzten Endes ein Mehrwert generiert.
Ist dieses Vorgehen auch hilfreich in Krisenzeiten?
Auf jeden Fall, denn wir können Muster erkennen. Wir sehen dabei, dass Unternehmen gleiche Probleme haben. Wenn dann eine Lösung gefunden ist, gilt sie nicht nur für ein Unternehmen. Da Ähnlichkeiten bestehen, sind auch die Lösungen ähnlich. Ein weiteres Beispiel: In der Automatisierung haben wir derzeit überall das Problem unterbrochener Lieferketten. Man bekommt nicht die Elektronikbauteile, die man braucht. VSR hatte immer schon für Stammkunden einen Teilepool vorgehalten, als Puffer. Autec hatte das nicht. Das Unternehmen fängt jetzt aber auch an, das noch Erhältliche auf Lager zu legen, um lieferfähig zu bleiben.
Welche Firmen wünschen Sie sich noch im Cluster Automatisierung und Digitalisierung?
Wir suchen Unternehmen in diesem Bereich, die sich nicht ins Gehege kommen. Es ist besser, man hat etwas Komplementäres, etwas, das das Leistungsportfolio ergänzt. Ein wichtiges Kriterium für einen Kauf ist auch ein hohes Innovationspotenzial. Wir suchen nicht die kontinuierliche Verbesserung, die es in der Automatisierung ja immer schon gegeben hat, sondern die Sprunginnovation als etwas definitiv Neues mit großem Wachstumspotenzial. Das ist in diesem Bereich nicht so häufig zu haben. Da muss man schon sehr genau hinschauen.
Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!
ZUR PERSON
Dr. Heiko Jopp,
Investment Manager und CTO,
Abacus alpha GmbH
heiko.jopp@ab-alpha.de
Dieses Interview ist in der Spezialausgabe “Investoren im Mittelstand 2022” erschienen.