Moonfare ermöglicht Investments in die Assetklasse Private Equity über eine stark wachsende digitale Plattform. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 110 Privatmarktfonds von weltweit führenden General Partnern wie KKR, Carlyle und EQT angeboten. Der Fokus liegt aktuell darauf, diese Anlageklasse auch Privatanlegern zugänglich zu machen. Unternehmeredition-Chefredakteurin Eva Rathgeber traf Gründer und CEO Dr. Steffen Pauls.
Unternehmeredition: Herr Pauls, Sie haben Moonfare im Jahr 2016 gegründet. Was war Ihre Motivation?
Dr. Steffen Pauls: Uns geht es darum, Private Equity zugänglicher zu machen. Moonfare agiert im Grunde genommen als ein ausgelagertes, komplementäres Investment-Office für Private Equity. Weltweit gibt es rund 5.000 Private-Equity-Fonds, und es ist selbst für gut aufgestellte Inhouse-Teams schwierig, den globalen Markt zu überblicken. Unser Ziel ist es, als Plattform mit einem spezialisierten Investmentteam die besten Möglichkeiten zu identifizieren.
Deckt Ihre Plattform alle Phasen von Venture Capital bis zu Buy-outs im Mittelstand ab?
Ja, und sogar mehr. Wir bieten Zugang zu fast allen nicht börsennotierten Investmentbereichen, außer Immobilien und Hedgefonds. Dazu gehören neben Growth und Buy-out auch Venture, Private Debt, Infrastruktur und Secondaries.
Sie haben seit 2018 ein beeindruckendes Wachstum hingelegt – mit inzwischen 4.500 Kunden, die rund 3 Mrd. EUR in Private-Equity-Fonds investiert haben. Wie erklärt sich der Erfolg?
Unsere Plattform bietet Zugang zu über 100 Private-Equity-Fonds. Dabei liegt das durchschnittliche Volumen pro Fonds bei etwa 30 Mio. EUR, auch wenn es natürlich Schwankungen gibt. Unsere Kunden können über sogenannte Feeder-Strukturen direkt in Masterfonds investieren. Wir haben auch Portfolioprodukte, die fünf bis sieben Fonds bündeln – ideal für Investoren, die ihr Kapital breiter diversifizieren wollen. Doch unser Hauptprodukt ist das direkte Investment. Unsere Kunden haben die Möglichkeit, aus zehn bis 20 verschiedenen Direktinvestmentoptionen zu wählen, wie etwa den bekannten KKR-Fonds, und gezielt zu entscheiden, wohin ihr Kapital fließt.
Wie ermöglichen Sie es kleineren Investoren, in Private Equity zu investieren?
Wir bündeln kleinere Investoren, die nicht die typischen Mindestinvestitionen von 10 Mio. EUR leisten können. Durch unsere Plattform können geeignete Anleger bereits ab 50.000 EUR in Private Equity investieren, indem wir diese Summen in speziellen Vehikeln bündeln. Damit eröffnen wir Anlegern einen Zugang zu Fonds, der ihnen sonst aufgrund hoher Investitionshürden und der nötigen Fachkenntnisse verwehrt bliebe.
Wie erfolgt die Auswahl der Fonds? Lagern Sie diesen Prozess aus?
Nein, das ist unsere Kernkompetenz. Wir haben ein erfahrenes Team, das zuvor bei führenden Firmen wie KKR und Apax gearbeitet hat und alle Fonds intern prüft. Jedes Jahr prüfen wir rund 400 bis 500 Investmentmöglichkeiten, von denen nur etwa 20 nach unserer Due Diligence auf die Plattform gelangen.
Was macht Moonfare für Fondsanbieter attraktiv?
Fondsanbieter profitieren davon, dass sie mit uns nur einen Ansprechpartner haben, und wir die gesamte administrative Abwicklung übernehmen, inklusive KYC (Know Your Customer), Kapitalabrufe und Reporting. So können sich die Fonds auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, während wir den Zugang zu einer Vielzahl von Investoren organisieren.
Welche Investitionsmöglichkeiten bieten Sie für verschiedene Anlegertypen?
In Deutschland unterscheidet die BaFin zwischen professionellen und semiprofessionellen Anlegern. Professionelle Anleger können bei uns ab 50.000 EUR investieren, während semiprofessionelle Anleger mindestens 200.000 EUR investieren müssen. Diese Hürde dient dem Anlegerschutz, um sicherzustellen, dass nur ausreichend finanzstarke und erfahrene Anleger Zugang zu diesen Produkten haben.
Man könnte mit 500.000 EUR beispielsweise in zehn verschiedene Fonds à 50.000 EUR investieren?
Genau, das ist die Idee. Unsere Kunden können ihre Anlagen nach Asset Allocation vornehmen, zum Beispiel mehr in den USA investieren oder in spezifische Bereiche wie Buy-out, Venture Capital oder Infrastruktur. Sollte jemand weniger Kapital haben, sagen wir 100.000 EUR, kann er stattdessen in unser Portfolioprodukt investieren, das bereits eine breite Diversifikation bietet.
Ein solches Portfolioprodukt richtet sich aber noch nicht an Kleinanleger, oder?
Nein, diese Produkte sind derzeit noch für professionelle und semi-professionelle Anleger konzipiert. Der Mindestbetrag liegt bei 50.000 bis 200.000 EUR, abhängig von der Strategie. Diese kann klassisches Buy-out umfassen, beispielsweise mit US-Fonds, die einen starken Fokus auf Technologie haben, oder auch Venture Capital.
Kürzlich haben Sie eine neue Möglichkeit angekündigt, direkt in Einzelunternehmen zu investieren. Was genau steckt dahinter?
Das ist ein spannender neuer Bereich. Wir haben Partnerschaften mit großen Private-Equity-Firmen wie EQT oder KKR, die uns sogenannte Co-Investment-Rechte einräumen. So können unsere Kunden direkt in einzelne Unternehmen investieren, die diese großen Fonds akquirieren. Diese Deals sind für professionelle und semi-professionelle Anleger zugänglich und ermöglichen es unseren Kunden, direkt an den Erfolgen dieser Unternehmen teilzuhaben. Dabei handelt es sich nicht um Start-ups, sondern um Later-Stage-Investitionen, also etabliertere Firmen, die sich in einer fortgeschrittenen Wachstumsphase befinden.
Was sind Ihre nächsten Pläne für Moonfare?
Wir planen, unser Investmentangebot weiter auszubauen und neue Produkte auf den Markt zu bringen, die sich an den Bedürfnissen unserer Anleger orientieren. Hier finden wir insbesondere semi-liquide Anlagestrategien in Private Equity spannend. Darüber hinaus arbeiten wir an einer Weiterentwicklung unserer Technologieplattform, die noch nutzerfreundlicher ist.
Was macht Private Equity so attraktiv für Anleger?
Private Equity bietet zwei große Vorteile. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass es sowohl die Rendite als auch das Risiko in einem Portfolio verbessert. Wenn Sie Private Equity in ein klassisches Portfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen integrieren, steigern Sie Ihre Rendite, weil die besten Private Equity-Fonds im Durchschnitt eine Outperformance von 8% gegenüber den Aktienmärkten erzielt. Gleichzeitig sinkt Ihr Risiko, weil Private Equity weniger stark mit den Aktien- und Anleihenmärkten korreliert. Es ist ein deutlicher Gewinn in Bezug auf das Verhältnis von Risiko und Rendite.
Wie sieht das Private-Equity-Universum im Vergleich zu den öffentlichen Märkten aus?
Das Investmentuniversum für Private Equity ist weitaus größer als das der öffentlichen Märkte. Beispielsweise werden 88% der Unternehmen mit einem Umsatz von über 100 Mio. USD in den USA privat gehalten, und notieren nicht an der Börse. In Europa, insbesondere in Deutschland, ist das bekanntlich nicht anders. Dadurch haben Private-Equity-Investoren einen viel größeren Investitionsspielraum als jene, die nur in den öffentlichen Märkten aktiv sind.
Und wo ist der „Haken“?
Der Nachteil von Private Equity ist die Illiquidität. Wenn Sie investieren, sind Sie mindestens zehn Jahre gebunden. Deshalb sprechen wir von einer Illiquiditätsprämie. Diese Outperformance ist nur realisierbar, wenn man in die besten 25% der Private-Equity-Fonds investiert. Außerdem gibt es keine Garantie für Liquidität, was bei Börseninvestments anders ist.
Wie begegnet Moonfare dem Thema Liquidität?
Um dieses Problem zu adressieren, haben wir 2021 einen digitalen Sekundärmarkt eingeführt, auf dem unsere Kunden ihre Anteile an Fonds verkaufen können. Zweimal im Jahr veranstalten wir eine Auktion. Bieter aus unserem globalen Netzwerk von über 70.000 registrierten Nutzern können dann auf diese Anteile bieten. So ermöglichen wir den Handel von Limited Partner Stakes in einem privaten, digitalen Umfeld. Auf diese Weise bieten wir eine gewisse Form von Liquidität, auch wenn diese nicht garantiert ist.
Wie wettbewerbsfähig ist Ihre Gebührenstruktur?
Unsere Gebührenstruktur ist sehr wettbewerbsfähig. Wir erheben zwischen 0,5% und 0,75% Managementgebühren auf das zugesagte Kapital und eine einmalige Strukturierungsgebühr von 0,5% bis 1%, abhängig vom Produkt. Dank unserer schlanken, digitalen Prozesse können wir diese niedrigeren Gebühren anbieten. Allerdings müssen wir noch weiterwachsen, um die Profitabilität zu erreichen. Mit den aktuell verwalteten 3 Mrd. EUR sind wir noch nicht dort.
Was macht Moonfare einzigartig im Private-Equity-Markt?
Wir sind weltweit der größte Anbieter in unserer Nische, auch wenn es inzwischen viele Nachahmer („Copy Cats“) gibt. Unser Team besteht aus erfahrenen Investmentmanagern, die zuvor bei namhaften Private-Equity-Häusern wie KKR oder Apax gearbeitet haben. Dieses Insiderwissen fließt in unsere Fondsselektion ein. Außerdem sind wir global aufgestellt und können lokal die besten Opportunitäten identifizieren, was auch für große Family Offices von Vorteil ist.
Das Interview führte Eva Rathgeber.
ZUR PERSON
Steffen Pauls ist Experte im Bereich Private Equity und verfügt über mehr als 18 Jahre Erfahrung als professioneller Investor. Vor der Gründung von Moonfare im Jahr 2016 war Pauls als Managing Director bei der in New York ansässigen Beteiligungsgesellschaft KKR für den deutschen Markt verantwortlich. Moonfare hat seinen Hauptsitz in Berlin und ist mit über 200 Mitarbeitern in 23 Ländern in Europa, Asien und Amerika tätig. Rund 4.500 Kunden haben insgesamt 3 Mrd. EUR auf der Plattform investiert.
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.