Die NORD Holding konzentriert sich bei ihren Direktinvestments auf zukunftssichere Branchen und ertragsstarke Unternehmen. Seit einiger Zeit baut sie auch selbst Firmengruppen auf.
Unternehmeredition: Wie ist Ihr strategischer Ansatz im Beteiligungsgeschäft?
Andreas Bösenberg: Wir haben zwei Investmentstrategien. Wir kaufen zum einen etablierte Unternehmen, idealerweise Hidden Champions, die eine Nachfolgelösung suchen. Etwa 70% der Unternehmen, die wir kaufen, sind solche Nachfolgelösungen. Die fühlen sich bei uns gut aufgehoben, weil wir Ihnen als Evergreen-Investor eine gute Heimat bieten können. Ergänzend beschäftigen wir uns mit thematischen Buy-and-Build-Transaktionen. Das heißt, wir generieren aus unserem Sektor-Know-how eigene Investmentideen. Wir suchen dafür die Manager und bauen über mehrere Jahre aus fünf oder sechs Firmen eine neue, größere Einheit zusammen. Beide Strategien profitieren von der erfolgreichen Historie der NORD Holding und unserer Sektorarbeit. Wenn man sich in seinen Sektoren gut auskennt, dann liegt es nahe, darin auch eigene Investmentideen zu entwickeln. Unser Sektor-Know-how erzeugt damit Synergien.
Welche Sektoren stehen denn bei der NORD Holding im Fokus?
Ein wichtiger Sektor bei uns ist Software/IT. Das ist auch statistisch der größte Bereich in Deutschland. Darüber hinaus sind wir auf den Gesundheitsbereich spezialisiert, auf Healthcare und Medtech. Dieser Markt hat sich statistisch allerdings in den letzten zwei Jahren als Folge von Strukturreformen im Gesundheitswesen halbiert. Wir investieren außerdem in Smart Industries, also klassische Engineering-getriebene Firmen, die über viel Know-how verfügen. In diesem Bereich gibt es in Deutschland immer noch zahlreiche Weltmarktführer. Schließlich haben wir den Bereich Business Services, welcher oftmals eine Querschnittsfunktion einnimmt.
Es gibt viele Wettbewerber ohne Sektorspezialisierung.
Deutschland ist historisch und im Vergleich zu anderen Ländern immer ein Generalistenmarkt gewesen. Die meisten Fonds waren Generalisten. Man hat viel in Branchen wie Automobilindustrie oder Maschinenbau investiert. Das war eine Zeitlang recht einfach. Aber weil unser Geschäft immer wettbewerbsintensiver und die Preise im Markt immer höher geworden sind, ist die Fehleranfälligkeit dieser Investitionsstrategie höher geworden. In den letzten fünf Jahren hatten wir Glück. Jedes Jahr sind die Multiples nach oben gegangen. Da konnte man auch ein durchschnittliches Asset kaufen und es trotzdem für einen höheren Preis verkaufen. Heutzutage muss man viel mehr herausfinden, was wirklich gut ist und wie man Assets entwickeln kann. Das zwingt aus meiner Sicht zur Spezialisierung. Im Ausland hat man früher angefangen, sich auf Sektoren zu spezialisieren. In Deutschland bildet sich das erst langsam heraus.
Wie hat sich das Geschäft der NORD Holding zuletzt vor dem Hintergrund multipler Krisen entwickelt?
Beim Einkauf von Firmen ergeben sich dadurch eine Menge Opportunitäten. Gerade auch, weil einige Firmen nicht mehr die Fähigkeit haben, mit diesen zahlreichen Krisen umzugehen. Mit Blick auf unser Portfolio kann ich sagen, dass wir ganz gut durch die multiplen Krisen gekommen sind. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass wir dem Management in unseren Firmen ständig und intensiv unterstützend zur Seite stehen. Aber es gibt äußere Umstände, die nicht vorhersehbar sind, etwa eine neue Krise oder eine neue Regulierung.
War das nicht immer schon so?
Nein. Der Einfluss politischer Entscheidungen auf unser Geschäft war noch nie so hoch wie heute im Sinne von Einfluss auf Regulierung auf Geschäftsmodelle. Früher hat man in einen Automobilzulieferer investiert und wusste, dass dessen Geschäft in zehn Jahren immer noch funktioniert. Heute kann man das oft nicht voraussagen.
Was erwarten Sie in der Zukunft?
Die zuletzt gesunkenen Multiples werden nicht dazu führen, dass man Schnäppchen machen kann. Es wird weiter gute Möglichkeiten geben, aber die politischen Rahmenbedingungen führen dazu, dass es weniger werden. Das liegt schon daran, dass viele Sektoren für Private Equity inzwischen als uninvestierbar gelten. Dagegen läuft der Nachfolgetrend. Also: Die Anzahl der investierbaren (Sub-)Sektoren wird kleiner und gleichzeitig gibt es immer mehr Unternehmer, die eine Nachfolge suchen.
ZUR PERSON
Geschäftsführer,
NORD Holding Unternehmens-
beteiligungsgesellschaft mbH
Dieses Interview erscheint in der nächsten Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand” 2024.
Bärbel Brockmann
Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.