„Wir mussten uns von 180 Mitarbeitern trennen“

Unternehmeredition: Wie wird künftig der Vertrieb organisiert?

Harsch: Um wieder zu wachsen, haben wir im europäischen Raum Vertriebsvereinbarungen mit den großen Handelsketten getroffen. Zudem konzentrieren wir uns auch auf globale Wachstumsmärkte wie Russland, Indien und China. Besonders in Russland sind erste Erfolge sichtbar. In Deutschland setzen wir auf die bewährte Service- und Beratungskompetenz unserer Partner im qualifizierten Handel.

Unternehmeredition: Verstärkt verlagern Sie die Produktion ins Ausland. Ist das der richtige Weg für einen Premiumanbieter?

Harsch: Alle unsere Produkte werden in Deutschland entworfen und entwickelt. Besonders hochwertige und individuelle Home-Entertainment-Systeme werden auch in unserer Fabrik in Kronach hergestellt. Im preissensibleren Einstiegsbereich und beim Audiosortiment setzen wir aber auch auf internationale Fertigungspartner. Sie produzieren nach unseren Design- und Technikvorgaben und nach den Loewe-Qualitätsrichtlinien.

Unternehmeredition: Vor allem die Konkurrenz aus Südkorea wie Samsung und LG scheint übermächtig. Wie kann sich ein kleines fränkisches Unternehmen gegen internationale Konkurrenz stemmen?

Harsch: Das ist für uns keine neue Situation. In der 90jährigen Unternehmensgeschichte stehen wir spätestens seit den 70er Jahren im Edel und modern: Trotz schöner Fernseher kämpft Loewe ums Überleben. Bild: Loewe AGscharfen globalen Wettbewerb. Zugegeben wird er zurzeit wieder besonders herausfordernd. Unsere Antwort darauf ist die langjährige Erfahrung und Innovationskraft unseres Teams, aber auch zunehmend internationale Partnerschaften bei Einkauf, Entwicklung, Produktion und Vertrieb. Auf der Basis eigener Stärken arbeiten wir mit den weltweit besten Spezialisten zusammen. So entstehen Produkte und Lösungen, die dem Wettbewerb wieder eine Nasenlänge voraus sind.

Unternehmeredition: Über das Design versuchen Sie sich von der Konkurrenz abzuheben. Reicht das aus, damit die Kunden zu Ihren Fernsehern greifen?

Harsch: Neben exklusiver, individueller Ausstattung ist das Loewe-Design ein wesentlicher Markenwert. Es macht nach außen hin sichtbar, welche inneren Werte im Gerät stecken. Aber auch diese inneren Werte müssen unsere Kunden überzeugen. Dazu gehören Bild- und Klangqualität, außerdem die perfekte Vernetzung mit dem Internet und mobilen Endgeräten oder auch der integrierte Festplattenrecorder für unkompliziertes Aufnehmen und zeitversetztes Fernsehen.

Unternehmeredition: Wie wichtig ist künftig der Bereich Audio?

Harsch: Audio wird neben den Fernsehgeräten immer wichtiger. Das Fernsehgerät wird aber auf absehbare Zeit weiterhin im Mittelpunkt unseres Sortiments stehen.

Unternehmeredition: Welchen Umsatzanteil soll das Audio-Segment 2015 haben?

Harsch: Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2015 einen deutlich höheren Anteil unseres Umsatzes mit dem Bereich Audio erzielen können.

Unternehmeredition: Was erwarten Sie für das Gesamtjahr?

Harsch: Aufgrund der aktuellen Marktschwäche und der Entwicklung im ersten Quartal 2013 rechnen wir für das laufende Jahr mit einem Umsatzrückgang und einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Wir erwarten aber auch, dass wir bei der Restrukturierung von Loewe am Ende des Jahres ein gutes Stück vorangekommen sein werden.


Zur Person:
Matthias Harsch ist Vorstandsvorsitzender der Loewe AG im fränkischen Kronach. Zuvor war er jahrelang Geschäftsführer des Waagenherstellers Bizerba. Strategisches Ziel des 1923 gegründeten Konzerns ist es, sich zur bedeutendsten internationalen Premiummarke für Entertainment-Systeme zu entwickeln. Zuletzt gelang das nicht – Loewe schlitterte in die roten Zahlen und kämpft ums Überleben. www.loewe.tv

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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