“Wir können uns vorstellen, dass das Interesse bei Privatkunden steigen wird” (Ausgabe 2/2007)

Seit über 20 Jahren investiert die 1991 gegründete VCM Capital Management GmbH mit ausgewählten Fondsmanagern in den USA, Europa und Asien. Zu den Investoren des Münchner Dachfonds-Spezialisten zählen Institutionen und vermögende Privatkunden. Im Angebot befindet sich das gesamte Private Equity-Spektrum – von Venture Capital über Buyout bis Mezzanine. Mathias Renz, Projektleiter der Unternehmeredition, sprach mit Thomas Schwartz, einem Gründungspartner von VCM.

Unternehmeredition:
Ab welchem Vermögen ist für Privatleute eine Investition in Mezzanine-Fonds sinnvoll?
Schwartz:
Mezzanine Investitionen sind wie alle Private Equity-Investitionen langfristiger Natur. Es sind keine liquiden Anlagen. Alleine deswegen sollte der Investor nur einen sehr begrenzten Teil seines liquiden Vermögens in diese Anlageklasse investieren. Um einen vernünftigen Betrag in Mezzanine-Fonds investieren zu können, sollte der potenzielle Investor unserer Meinung nach über einen höheren sechsstelligen Betrag, besser über eine Mio. Euro verfügen. Wenn die investierten Beträge zu klein werden, bewegt man sich in Fondsgrößen mit Retail-Konditionen und hohen Kosten.

Unternehmeredition: Worüber sollte sich der potenzielle Investor noch im Klaren sein?
Schwartz:
Vorraussetzung für den Investor ist, dass er weniger am Wertzuwachs interessiert ist als an laufenden Erträgen. Das ist das Charakteristikum von Mezzanine, ähnlich wie bei Anleihen. Der laufende Zinsertrag steht im Vordergrund, und der mögliche Wertzuwachs kommt oben drauf. Das muss einen Investor interessieren.

Unternehmeredition:
Sie haben zwischen Mai 2004 und Dezember 2006 vier Mezzanine-Dachfonds mit einem Volumen von insgesamt 588 Mio. Euro platziert. Worauf ist die starke Nachfrage zurückzuführen?
Schwartz:
Der erste Grund ist das sehr niedrige Zinsniveau. Der Privatkunde hat nach Steuern und Inflation mit einem Investment zum Beispiel in Bundesanleihen oder sehr guten Corporate Bonds sein Vermögen real kaum noch erhalten können. Bei Institutionen ist es ähnlich. Nach Abzug von Steuern, Inflation und Verwaltungskosten ist mit Zinsprodukten kaum noch ein Ertrag zu generieren, der ausreicht, um die Bedürfnisse der Versicherten zu erfüllen. Der zweite Grund war die Verunsicherung nach dem Platzen der Börsenblase. Die entstandenen Verluste, gerade bei Privaten, aber auch bei Institutionen haben dazu geführt, dass die Bereitschaft, risikoreiche Investments zu tätigen, sehr viel niedriger geworden ist. Mezzanine-Investments sind zwar auch Investments mit Risiken, aber eben deutlich geringeren Risiken als zum Beispiel Venture Capital- oder Aktieninvestments.

Unternehmeredition: Mezzanine-Kapital zielt auf die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen mit Eigenkapitalbedarf ab. Vermögende mittelständische Unternehmer gehören auch zu den Investoren Ihrer Fonds. Wie stark ist deren Interesse an Mezzanine-Dachfonds?
Schwartz:
Das ist unterschiedlich. Man kann die Unternehmer nicht über einen Kamm scheren. Manche wollen mit ihrem Privatvermögen einen Gegenpol zu ihrer nicht unriskanten unternehmerischen Tätigkeit bilden und sehr konservativ anlegen. Für diese Investoren war und ist ein Investment in einen Mezzanine-Dachfonds sehr interessant. Für Unternehmer, die dagegen auch mit ihrem Privatvermögen eher auf Wertzuwachs ausgerichtet sind, war ein Aktieninvestment in den letzten zwei, drei Jahren sehr viel spannender. Deswegen ist dieser Typ von Unternehmer weniger dazu bereit gewesen, in ein Mezzanine-Investment zu investieren.

Unternehmeredition: Wie zufrieden sind Sie mit der Wertentwicklung Ihrer Mezzanine-Fonds, z. B. mit dem im Mai 2005 geschlossenen Dachfonds VCM Golding Mezzanine SICAV & GmbH & Co. KG?
Schwartz:
Als wir die erste Generation von Mezzanine-Dachfonds geschlossen haben, hatten wir Prognoserechnungen erstellt, um das Potenzial von Mezzanine-Produkten aufzeigen zu können. Ein Ziel des Dachfonds war, über eine Phase von etwa zwei bis drei Jahren ein Portfolio von mehr als 20 Fonds aufzubauen. Das haben wir erreicht und stehen heute bei knapp über 20 Fonds. Darüber hinaus sollte ein ausgeglichenes Portfolio aus amerikanischen und europäischen Produkten aufgebaut werden. Wir hatten zudem prognostiziert, dass nach zwei bis drei Jahren eine Investitionsquote von etwa 30% erreicht ist. Da liegen wir heute drüber. Und schließlich hatten wir auch gesagt, dass wir ab dem zweiten Jahr mit den ersten Ausschüttungen rechnen können. Auch das haben wir inzwischen durchführen können. In der Summe liegen wir über unseren Annahmen und sind mit der bisherigen Entwicklung unseres Programms somit sehr zufrieden.

Unternehmeredition: Was war Ihre ursprüngliche Annahme hinsichtlich der Rendite?
Schwartz: Wir hatten in Zusammenarbeit mit dem Center of Private Equity Research (CEPRES) ein Prognosemodell errechnet, laut dem wir mit einer mittleren Rendite von etwa 9,6% rechnen können. Wir sehen uns heute, vorausgesetzt, dass nicht dramatische Verschlechterungen im Markt eintreten, auf gutem Weg, diese Zahl zu erreichen oder vielleicht sogar zu übertreffen. Aktuell liegen wir über unseren ursprünglichen Planungen.

Unternehmeredition: Der Fall Nici machte Schlagzeilen. Wie hoch stufen Sie das Ausfallrisiko für Anleger in Mezzanine-Fonds angesichts geringerer Einstiegshürden und steigender Fremdkapitalzinsen ein?
Schwartz:
Der Fall Nici, bei dem wohl Betrug eine Rolle spielt, hat sehr deutlich gezeigt, dass Investments in Mezzanine mit Risiko behaftet sind. Wenn die Zinsbelastung weiter ansteigt, ist auch mit weiteren Problemfällen auf der Unternehmensebene zu rechnen. Für manche Unternehmen ist sicherlich bereits der Punkt erreicht, an dem zu hohe Zinsbelastungen das Unternehmen gefährden. Auf der anderen Seite ist derzeit sehr viel Kapital im Markt, das nach Anlage sucht – auch im Mezzanine-Bereich. Das führt dazu, dass die in Rechnung gestellten Zinsen und die weiteren Konditionen unter Druck sind. Darüber hinaus sind die Kreditbestimmungen wieder etwas weicher geworden, als sie sein sollten. Unter diesen Gesichtspunkten ist ein Investment in Mezzanine zwar interessant, aber auch mit Risiken verbunden. Wahrscheinlich derzeit eher mit steigenden Risiken. Umso wichtiger ist es für den Investor, deshalb nur in Fonds zu investieren, die lange im Markt sind und auch schon einmal schwierige Zeiten erlebt haben.

Unternehmeredition: Aktuell haben Sie zwei Private Equity-Dachfonds im Angebot, aber keinen speziellen Mezzanine-Fonds. Befürchten Sie einen Rückgang der Nachfrage nach Mezzanine-Produkten?
Schwartz:
Wir haben erst Ende letzen Jahres unsere beiden letzen Mezzanine-Fonds geschlossen und sind jetzt in der Beteiligungsphase. Wir wollen uns auf keinen Fall mit zu viel Kapital, das wir in Zielfonds allokieren müssen, unter Druck setzen. Wenn unsere bisherigen Programme sich aber weiter überdurchschnittlich entwickeln, werden wir im zweiten Halbjahr 2007 wieder mit einem Mezzanine-Dachfonds in den Markt gehen. Das Interesse an Mezzanine-Produkten ist unverändert hoch. Was bei Privatkunden dann auch eine größere Rolle spielen könnte, ist die ab 2009 wirksame Abgeltungssteuer, die bisher voll zu versteuernde Zinserträge aus Mezzanine-Produkten mit einem deutlich geringeren Zinssatz besteuert. Wir könnten uns vorstellen, dass das Interesse bei Privatkunden steigen wird.

Unternehmeredition: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Mathias Renz.
renz@unternehmeredition.de

Zur Person: Thomas Schwartz
Thomas Schwartz (thomas.schwartz@vcm.de) ist Gründungspartner und Mitglied der Geschäftsführung der VCM Capital Management GmbH, München. Mit einem 35-köpfigen Team verwaltet VCM Beteiligungen über 150 Private Equity- und Mezzanine-Fonds. Dahinter stehen mehr als 4.000 Beteiligungen an privaten Unternehmen.
www.vcm.de

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