Zum 1. Mai wurde aus dem bisherigen AFB, Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen, der „AFB Global Equity Select“. Die Haberger Asset Management als Fondsinitiator entschloss sich zu der Namensanpassung, um die erfolgreiche Anlagestrategie des Fonds deutlicher herauszustellen. Seit Auflegung des Fonds vor vier Jahren erzielte der AFB Global Equity Select eine durchschnittliche Wertsteigerung von mehr als 7% pro Jahr. Wir sprachen mit Fondsmanager Gunter Burgbacher.
Unternehmeredition: Herr Burgbacher, am 1. Mai wurde aus dem bisherigen AFB, Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen, der „AFB Global Equity Select“? Was hat es mit dieser Umbenennung auf sich?
Gunter Burgbacher: Damit entsteht noch mehr Klarheit über die Anlagestrategie des AFB, die sich auf die globalen Aktienmärkte und die spezielle Selektion der Top-Performer im Bereich börsennotierte Beteiligungsunternehmen fokussiert:
- Die Anlagestrategie war von Anfang an global ausgerichtet. Fälschlicherweise wurde oft interpretiert, dass es ausschließlich um deutsche Beteiligungsgesellschaften geht.
- Wir investieren weiterhin in Aktien aus einem bestimmten Segment, dem Segment der börsennotierten Beteiligungsunternehmen – also Beteiligungs- und Investmentgesellschaften, (Beteiligungs-)Holdings und Mischkonzerne.
- An der Anlagestrategie und allem anderem gibt es keine Änderungen, nur der Name ändert sich in „AFB Global Equity Select“.
Unternehmeredition: Sie haben den Fonds vor über vier Jahren aufgelegt. Was waren Ihre Beweggründe?
Gunter Burgbacher: Anfang Januar 2019 legten wir, die Münchner Haberger Asset Management, als Fondsinitiator gemeinsam mit dem Asset Manager Greiff capital management AG und der Service-KVG HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH mit dem „Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen“ (ISIN: DE000A2JQJC8), kurz AFB, den ersten und bisher einzigen Fonds dieser Art in Deutschland für private und institutionelle Investoren auf. Ich selbst hatte die Idee zum Fonds, habe ihn mitinitiiert und manage den Fonds. Ich investiere selbst seit über 20 Jahren in diesem Segment des Aktienmarktes, einen Fonds für dieses Segment habe ich leider erst 2017 gesucht, sonst wären wir sicher früher mit dem AFB gestartet. Es gab damals keinen Fonds, der das komplette Segment abdeckt, das brachte den Stein für mich ins Rollen. Ich hatte zum ersten Mal dieses Segment als Anlageklasse isoliert betrachtet und das Rendite-Risiko-Profil hat mich sofort überzeugt.
Unternehmeredition: Wie erfolgreich hat sich der Fonds seitdem entwickelt?
Gunter Burgbacher: Die Strategie des AFB habe ich stetig weiterentwickelt und erzielte mit einer wachstumsorientierten Mischung aus Bottom-up-Ansatz und der Kombination von verschiedenen Investmentstrategien im Bereich der börsennotierten Beteiligungsunternehmen seit Fondsauflage über 7% Wertsteigerung pro Jahr. In der Spitze lag die Wertsteigerung bei bis zu 20% pro Jahr, mit dem Krieg in der Ukraine und der restriktiveren Notenbankpolitik korrigierte auch der AFB. Konkret erzielten wir im Rumpfgeschäftsjahr 2019 rund 14%, auch 2020 waren es rund 14%, 2021 dann knapp 32%, die Korrektur 2022 brachte ein Minus von knapp über 22%. Insgesamt bin ich mit der Entwicklung zufrieden, die Korrektur fiel für meinen Geschmack zu hoch aus und repräsentiert auch nicht die Entwicklung in den Unternehmen im Fonds, die meisten entwickeln sich hervorragend, was mich positiv in die Zukunft blicken lässt.
Unternehmeredition: Der AFB investiert in Aktien aus dem Segment der börsennotierten Beteiligungsgesellschaften. Warum in dieses Segment und wen sprechen Sie mit dieser besonderen Anlageform an?
Gunter Burgbacher: Welche Aktien sind die richtigen? Genau diese Frage beschäftigt die Anleger auf der Suche nach sinnvollen Investments. Eine interessante Möglichkeit ist die noch deutlich unterrepräsentierte Anlageklasse der börsennotierten Beteiligungsunternehmen. Das bekannteste Unternehmen in diesem Segment ist sicher Warren Buffetts Berkshire Hathaway und die Historie sowie Wertentwicklung sind einzigartig. Weltweit gibt es weitere Unternehmen, die zwar oft (noch) nicht so bekannt sind wie Berkshire Hathaway, aber zum Teil sogar noch bessere Wertentwicklungen und andere Investmentstrategien vorweisen können.
Wir investieren also in die Berkshire Hathaways der Welt. Im Fonds halten wir 25 bis 40 Titel dieser Art von Unternehmen. Der Investmentansatz ist bottom-up-getrieben, wir investieren quasi in ganze Unternehmensökosysteme im Segment der börsennotierten Beteiligungsunternehmen. Diese Unternehmen verfolgen Diversifizierungsstrategien, um vor allem Wettbewerbsvorteile zu erzielen und nachhaltige Vermögenswerte zu schaffen. Ihre Geschäftsmodelle bestehen hauptsächlich darin, Beteiligungen an anderen eigenständigen Unternehmen zu erwerben oder Unternehmen zu kaufen. Diese können langfristig gehalten, entwickelt und integriert werden. Darüber hinaus können Unternehmen nach einiger Zeit mit Gewinn wieder veräußert werden. Zugleich erwirtschaften die meisten Beteiligungsunternehmen häufig durch ihr Kerngeschäft hohe operative Cashflows, halten ausreichend Cash für antizyklische Investments und bergen beispielsweise Spin-off-Potenziale. Außerdem bieten spezialisierte Beteiligungsunternehmen Investoren einen Zugang zu speziellen Themen, Branchen und Märkten. Viele dieser Unternehmen bestehen seit mehreren Jahrzehnten, einige von ihnen haben eine Historie von über 100 Jahren. Sie haben eine hohe Substanzkraft, zahlreiche Krisen überstanden und sich immer wieder neu erfunden, weiterentwickelt und verbessert. Beteiligungsunternehmen bauen so die zukünftigen Gewinner. Insofern sprechen wir mit diesem Aktienfonds eigentlich alle Investoren an, vor allem die, die auf die besten Kapitalallokatoren der Welt im Aktienmarkt vertrauen möchten.
Unternehmeredition: Ihre Portfoliounternehmen verfügen in der Regel über eine Mindestmarktkapitalisierung von größer 50 Mio. EUR. Welche Kriterien legen Sie darüber hinaus an und ist es für Sie leicht, geeignete Unternehmen zu identifizieren?
Gunter Burgbacher: Hierbei betrachten wir verschiedene Investitionsebenen, das Unternehmen selbst, die Tochtergesellschaften des Unternehmens und ggf. Fondsinvestitionen des Unternehmens. Neben den Unternehmenskennzahlen und der Bilanzqualität sind der Investmentfokus und die Investmentstrategie elementare Kriterien. Zwei der wichtigsten Kennzahlen sind für uns die Entwicklung des operativen Cashflows und die Cashposition der Unternehmen, die weitere Investments und Akquisitionen ermöglichen.
Unternehmeredition: Value oder Growth − welchen Investmentansatz verfolgen Sie?
Gunter Burgbacher: Keinen fix festgelegten, die Unternehmensqualität ist entscheidend! Zu Beginn war das Verhältnis mit 50 zu 50 ausgewogen und hat sich dann über die Zeit zugunsten Growth verschoben, also 40 zu 60, im Verlauf der letzten Monate hatte sich das Verhältnis fast komplett gedreht, momentan würde ich das Verhältnis aber wieder auf 50 zu 50 taxieren.
Unternehmeredition: Sie sind zwar ein deutscher Fonds, aber das Gros Ihrer selektierten Beteiligungsunternehmen befindet sich im Ausland, allen voran USA, Japan und Kanada. Gibt es nicht genügend investierbare deutsche Beteiligungsunternehmen?
Gunter Burgbacher: Wir haben auch in Deutschland ein großes Spektrum, aber an vorwiegend eher kleineren Titeln, mit oft geringem Handel und geringer Liquidität an den Börsen. Neben den drei Sparten, Beteiligungs- und Investmentgesellschaften, (Beteiligungs-)Holdings und Mischkonzerne, kommen zwölf verschiedene Investmentstrategien im Segment der börsennotierten Beteiligungsunternehmen hinzu. Diese sind Buy and Hold, Buy and Build, Buy and Sell, Sondersituationen, Value Investing, Wachstumsorientiert, Minderheitsbeteiligungen, Mehrheitsbeteiligungen, Listed Private Equity, Business Development Companies, Royalty and Streaming und REITs. Nicht alle dieser Strategien wären mit deutschen Beteiligungsunternehmen überhaupt repräsentativ abbildbar.
Unternehmeredition: Welche Rolle spielen ESG-Kriterien bei Ihrer Investmententscheidung?
Gunter Burgbacher: Dem immer wichtiger werdenden Thema Nachhaltigkeit wurde bei der Anlagestrategie des AFB von Anfang an Rechnung getragen. Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema im Fonds und die dabei, zunächst im Hintergrund, verfolgte Strategie bewertete das Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar schon länger mit vier von fünf möglichen „Globen“ beim Sustainability Rating. 2021 hat der AFB von der renommierten Rating-Agentur MSCI ESG Research mit „AAA“ die Höchstnote im Bereich ESG-Strategie erhalten. Daher wurde der AFB im Zuge der aktuellen Regulierungsthemen im Dezember 2021 zudem gemäß Offenlegungsverordnung nach Artikel 8E als ESG-Fonds eingestuft unter dem Gesichtspunkt eines zukunftsgerichteten Übergangs in eine nachhaltige und klimaverträgliche Zukunft. Die EU hat über die MiFID II Vorschriften die Berücksichtigung von „nicht-finanziellen“ Aspekten präzisiert und deren Bedeutung erhöht. Die sozialen und ökologischen Aspekte, die ein Risiko für ein Unternehmen darstellen können, wurden „wesentliche nachteilige Auswirkungen“ getauft, auf Englisch Principal Adverse Indicators“, kurz PAI. Fonds wie der AFB, die die PAIs in ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, dürfen Anlegern mit Nachhaltigkeitspräferenzen angeboten werden.
Unternehmeredition: Sie sind der erste und bisher einzige Aktienfonds für börsennotierte Beteiligungsunternehmen für private und institutionelle Investoren in Deutschland. Haben andere Fondsanbieter die Vorteile dieser Anlageform bisher nicht erkannt?
Gunter Burgbacher: Das denke ich schon, man findet durchaus den ein oder anderen Titel in vielen Fonds, aber eben nicht das komplette Segment. Es gibt auch einige Produkte im Rahmen der Investitionsstrategie Listed Private Equity von börsennotierten Beteiligungsunternehmen. Ich habe mir eben die Mühe gemacht das Segment zu definieren und komplett zu erfassen mit allen Investitionsstrategien, aber die Hauptarbeit ist die Identifikation der Unternehmen als Beteiligungsunternehmen, dafür gibt es kein EDV-Programm. Die beschriebenen Investitionsebenen erfordern einen tiefen Einblick in die Unternehmensökosysteme. Addiert man zum Beispiel die Beteiligungen der Unternehmen im AFB, dann kommt ein Investor auf über 5.000 Unternehmensinvestments. Zusätzlich wurden über 1.500 Akquisitionen abgewickelt, die in die Unternehmen aufgegangen sind. Dem stehen etwas über 400 Exits entgegen. Da muss man schon eine extreme Passion dafür haben!
Unternehmeredition: Was ist für die Zukunft geplant? Wollen Sie wachsen? Werden Sie ihre Strategie noch in die eine oder andere Richtung weiterentwickeln?
Gunter Burgbacher: Wir wollen auf jeden Fall wachsen, die nächsten Schritte sind beim Fondsvolumen die 30 und dann die 50 Mio. EUR zu überschreiten, denn das eröffnet ganz andere Investorenschichten. Dann werden wir auch das Team vergrößern können, z.B. im Bereich Research und Analyse. Letztendlich sollte jeder interessierte Investor den Zugang zu diesem Segment kennenlernen, da haben wir sicher noch viel Arbeit und Potenzial für die Zukunft.
ZUR PERSON
Gunter Burgbacher von der Greiff capital management AG und der VVO Haberger AG ist der Portfoliomanager und einer der Initiatoren des Aktienfonds für Beteiligungsunternehmen (jetzt: AFB Global Equity Select) (WKN: A2JQJC und A2PE00). Er ist seit 2003 Financial Consultant, zertifiziert nach: 34 c, d, f, i GewO und verfügt zusätzlich über eine langjährige Expertise im Anlagesegment für börsennotierte Beteiligungsunternehmen. Seit Januar 2019 ist er neben der VVO Haberger AG auch für die Greiff capital management AG tätig.
https://afb-fonds.de
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.