Aequita ist eine Private-Equity-Gesellschaft, die sich auf Unternehmen in Spezialsituationen konzentriert. Gerade in schwierigen Zeiten ist ihre Unterstützung sehr gefragt. Wir sprachen mit Simon Schulz, Partner bei der Aequita SE & Co. KGaA.
Unternehmeredition: Hat Aequita in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld mehr zu tun?
Simon Schulz: Ja, wir haben mit unserem operativen Fokus deutlich mehr zu tun als klassische Private-Equity-Häuser. Im vierten Quartal 2022 haben allerdings auch wir eine Beruhigung gespürt. Das lag daran, dass es in Zeiten extremer Unsicherheit generell zu einem Rückgang des Transaktionsgeschehens kommt. Diese Situation ist für uns überwunden und aktuell ist unsere Pipeline an Unternehmen sehr stark.
Was sind das für Unternehmen?
Das sind vor allem Unternehmen, für die die Eigentümer nach mehreren Jahren Krise, nach der Pandemie, den Lieferkettenproblemen, der Chipkrise und jetzt den hohen Energiepreisen infolge des Ukrainekriegs eine Lösung suchen. Die Anfragen kommen aus verschiedenen Richtungen – von Unternehmern, die keine weitere Krise managen wollen und deshalb eine Nachfolgeregelung suchen, manchmal auch von Banken, die auf uns zukommen, um einem Unternehmen in Schwierigkeiten finanziell und operativ unter die Arme zu greifen. Es kommen aber vor allem auch Konzerne auf uns zu, die sich angesichts der vielfältigen Unsicherheiten auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren und daher Randaktivitäten abstoßen wollen.
Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, damit Aequita einsteigt?
Das Unternehmen muss ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben oder es muss die Möglichkeit bestehen, das Unternehmen zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell zu führen. Das bedeutet, es muss heute grundsätzlich einen Markt für die hergestellten Produkte geben und wir müssen davon überzeugt sein, dass wir diese oder eine Weiterentwicklung auch künftig noch vermarkten können. Diese Voraussetzung finden wir häufig bei bereits am Markt etablierten Unternehmen. Ein weiterer Punkt für uns ist, dass das Unternehmen diese Produkte auch nachhaltig wettbewerbsfähig herstellen kann. Diese Nachhaltigkeit können wir durch unsere operativen Experten deutlich beeinflussen. Sie helfen den Unternehmen beispielsweise durch Automatisierung und Optimierung der Produktion, wieder wettbewerbsfähig zu werden. Final müssen wir an den Markt und das Produkt glauben. Die unternehmerische Nachhaltigkeit liegt dann bei uns.
Welche Chancen ergeben sich aus dem aktuellen Transformationsprozess der Wirtschaft?
Die gesamte Wirtschaft muss sich transformieren. Wir helfen Unternehmen dabei, sich zu verändern – das ist unsere Chance und das ist auch unser Anspruch. Die Veränderung muss aber immer aus dem Unternehmen selbst kommen; sie kann nicht von außen aufgezwungen werden. Wir versuchen daher immer, mit den lokalen Mitarbeitern gemeinsam zu arbeiten. Wir haben bei Aequita aktuell etwa 40 operative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Experten gehen in die Portfoliounternehmen und erarbeiten dort gemeinsam mit dem Management und den Mitarbeitern die richtigen Stellhebel, um das Unternehmen zu transformieren und es wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Dieser gemeinsame, partnerschaftliche Ansatz ist Teil unseres Erfolgs.
Gibt es Branchen, in die sie sich nicht einkaufen?
Wir fokussieren uns auf Unternehmen des produzierenden Gewerbes im deutschen Mittelstand. Wir investieren nicht in Branchen, in denen wir keine Expertise haben. Dazu zählen zum Beispiel reine Softwareentwicklung, Krypto oder Pharmaentwicklung.
Was bedeutet die Rückkehr der Zinsen für das Private-Equity-Geschäft?
Die Zinsen beeinflussen die Bewertungen. Aktuell führt das zu stark unterschiedlichen Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern, die dann überbrückt werden müssen. Bei unseren Portfoliounternehmen spüren wir natürlich ebenfalls den Zinsanstieg. Die Pflege unserer Bankbeziehungen nimmt heute deutlich mehr Zeit in Anspruch, ist allerdings ohnehin Teil unseres partnerschaftlichen Ansatzes.
ZUR PERSON
Simon Schulz,
Partner,
AEQUITA SE & Co. KGaA
Das Interview erscheint Mitte Mai auch in unserer Spezialausgabe “Investoren im Mittelstand”.
Bärbel Brockmann
Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.