Serafin setzt seinen Investitionsfokus auf produzierende Unternehmen, denn dort kann die hauseigene Expertise am besten eingebracht werden.
Unternehmeredition: Wie wirkt sich die Zinswende auf das Geschäft von Serafin aus?
Martin Pfletschinger: Wir erwerben Unternehmen vornehmlich mit eigenen Mitteln und ohne Fremdfinanzierung. Wir sind also nicht so sehr auf Fremdkapital angewiesen, das jetzt teurer wird. Unsere Gruppenunternehmen sind deshalb auch nicht hoch verschuldet. Da wir moderat mit Fremdkapital agieren, sehen wir bei keinem unserer Unternehmen Anzeichen einer Krise durch die Zinswende.
Welchen Druck spüren Ihre Portfoliounternehmen derzeit am meisten?
In unserem breit aufgestellten Portfolio sehen wir ganz unterschiedliche Effekte. Die Firma BHS tabletop etwa, die Porzellan für die Gastronomie und Hotellerie herstellt, verzeichnet eine weiterhin starke Nachfrage. Daneben haben wir auch eher zyklische Unternehmen, bei denen wir eine Eintrübung des Geschäfts feststellen. Aktuell spüren wir noch recht wenig, unser erstes Halbjahr war außerordentlich zufriedenstellend – aber die Auswirkungen von Preissteigerungen, Krieg und einer Eintrübung der Gesamtwirtschaft werden wir in der zweiten Jahreshälfte bewältigen müssen.
Wie kann Serafin die Unternehmen der Gruppe unterstützen?
Wir stellen den Unternehmen Kapital zur Verfügung, bieten ihnen aber auch operative Unterstützung durch Mitarbeiter unseres eigenen Serafin-Teams. Diese helfen den Unternehmen zum Beispiel dabei, ihre Prozesse zu optimieren und die Produktion damit effizienter zu machen.
Welche Philosophie verfolgen Sie?
Wir haben aktuell zehn Unternehmen in unserer Gruppe. Mit einer kürzlich abgeschlossenen Transaktion haben wir in der Serafin Gruppe jetzt nach zwölf Jahren die Umsatzmarke von 1 Mrd. EUR überschritten. Bei dieser Transaktion haben wir für unser Gruppenunternehmen Suki eine Gesellschaft in Frankreich erworben, VT Fastware. Suki selbst ist bereits seit fast zehn Jahren Teil von Serafin. Das zeigt, dass wir auf Langfristigkeit setzen, um unsere Unternehmen optimal weiterzuentwickeln. Diese Bereitschaft unterscheidet uns auch von klassischen Finanzinvestoren. Ein Exit ist bei uns grundsätzlich nicht vorgesehen. Wir haben Freude daran, langfristig Verantwortung zu übernehmen.
Haben Sie einen Branchenfokus?
Nein, wir sind offen für verschiedene Branchen, meist im produzierenden Bereich. Wir legen allerdings einen Schwerpunkt auf Konzernausgliederungen. Uns geht es immer darum, Aktivitäten zu übernehmen, die davon profitieren können, dass jemand langfristig nicht nur Kapital zur Verfügung stellt, sondern auch noch personelle Unterstützung gibt. Das ist bei Konzernausgliederungen oft der Fall, denn das sind vielfach Randbereiche in einem Konzern, die in der Vergangenheit nicht zu den Kernaktivitäten gehörten und deshalb nicht den nötigen Fokus und die entsprechende Wertschätzung erfahren haben.
Welche Lehren kann man aus Krisen ziehen?
Man kann aus Krisen lernen, wie wichtig es ist, dass die eigenen Strukturen ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität ermöglichen. Man hat nicht für jedes Szenario einen Plan in der Tasche. Aber grundsätzlich sollte man eine Kultur fördern, die es ermöglicht, schnell auf Herausforderungen zu reagieren. Wir sehen auch, dass wir als Gruppe mit unserer breiten Aufstellung über mehrere Branchen hinweg eine gewisse Balance haben. Diese Diversifizierung ist ein gutes Mittel, Krisen zu bewältigen.
ZUR PERSON
Martin Pfletschinger,
Geschäftsführer,
Serafin Unternehmensgruppe GmbH