„Wir haben enorm an Visibilität gewonnen“

Interview mit Gerd Bassewitz, Partner, Novum Capital

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Novum Capital ist eine breit aufgestellte Beteiligungsgesellschaft, die in schwierigem Marktumfeld gerne auch unkonventionelle Wege geht.

Unternehmeredition: Was zeichnet Novum Capital gegenüber anderen Private-Equity-Gesellschaften aus?

Gerd Bassewitz: Es sind drei Elemente, die uns auszeichnen: Mut, Know-how und Leidenschaft. Wenn wir uns einmal für ein Geschäftsmodell begeistert haben, dann werden die Strategie und die Vision, die wir mit dem Management entwickelt haben, auch sehr forciert umgesetzt. Wir entscheiden schnell. Wir sind sehr rational, sehr nachvollziehbar und wir kommunizieren auch sehr transparent. Wir steigen frühzeitig analytisch ein und beziehen unsere Operating Partner von Anfang an mit ein. Das sind Fachleute, die selbst Geschäftsführer in vergleichbaren Unternehmen sind. Sie helfen uns, das Geschäftsmodell und den Markt zu verstehen. Mit diesen und dem Management entwickeln wir einen Maßnahmenplan für echtes, nachhaltiges Wachstum. Und schließlich identifizieren wir uns mit den Unternehmen, sind nah dran und verstehen uns als leidenschaftliche Sparringspartner.

Was muss ein Unternehmen erfüllen, damit es für Sie interessant ist?

Wir haben keinen Branchenfokus und sind infolgedessen sehr flexibel und breit aufgestellt. Für uns interessante Unternehmen müssen mehr als 5 Mio. EUR EBITDA erwirtschaften und der Unternehmenswert sollte zwischen 50 Mio. und 150 Mio. EUR liegen. Es sind weniger Branchen, sondern Situationen, die uns reizen, beispielsweise komplexe Nachfolgelösungen oder Carve-outs. Wir fokussieren uns überdies auf operative Verbesserungen, wie mehr Wachstum, mehr Profitabilität, nicht so sehr auf die Finanzoptimierung. Dieser Ansatz macht uns auch unabhängiger von der aktuellen Zinsentwicklung.

Novum Capital macht also keine Sanierungen?

Wir suchen keine Sanierungsfälle, sondern eher sehr komplexe Fälle, etwa komplizierte Carve-outs. Wir haben in England zwei ehemalige Tochtergesellschaften von eBay erworben. Die mussten wir aus dem Konzern herauslösen. Wir mussten Dienstleistungsverträge mit dem Konzern ablösen und durch eigene Abteilungen und Systeme ersetzen. Das ist sehr komplex, das traut sich nicht jeder zu. Eine andere komplexe Situation kann eine Unternehmerfamilie sein, in der sich zwei Stämme streiten. Wir kaufen dann zum Beispiel einen Stamm heraus und entwickeln mit dem anderen das Unternehmen weiter. Wir suchen aber nur profitable Unternehmen.

Das Private-Equity-Geschäft insgesamt verlief zuletzt gedämpft. Wie ist die Lage bei Novum Capital?

Unser Dealflow hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Das liegt daran, dass wir als relativ junge Private-Equity-Gesellschaft enorm an Visibilität gewonnen haben. Wir sind inzwischen bedeutend besser mit den Intermediären vernetzt. Im ersten Quartal 2024 hat sich der Dealflow verstetigt. Er wächst noch nicht. Die Berater sagen uns, dass viele Prozesse für das zweite Halbjahr vorbereitet werden. Es gibt also noch Potenzial nach oben. Das betrifft auch die Qualität der Beteiligungsmöglichkeiten. Die sogenannten Perlen werden noch etwas zurückgehalten, weil die Verkäufer gegebenenfalls erwarten, dass die Bewertungen ansteigen, wenn die Zinsen sinken.

Wie ist Ihre Erwartung der nächsten Jahre?

Für Novum Capital selbst bin ich sehr optimistisch. In solch schwierigen Zeiten wie jetzt werden meist die besten Beteiligungsgeschichten geboren: Denn man kann gute Unternehmen zu angemessenen Bedingungen erwerben und sie in eine Wachstumsphase führen. Ich bin davon überzeugt, dass der Fonds, den wir gerade investieren, gut performen wird. Wir haben im aktuellen Fonds mit den beiden Unter­nehmen Gumtree und Motors keine Problemfälle im Portfolio und können uns ganz auf neue Transaktionen konzentrieren. Wenn es uns weiter gelingt, in dieser Phase gut zu investieren, dann haben uns die Investoren auch bereits signalisiert, dass sie auch bei einem deutlich größeren dritten Fonds wieder dabei sein werden. Ich bin sehr optimistisch, dass uns das gut gelingen wird.

Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!


ZUR PERSON

Foto: © Novum Capital

Gerd Bassewitz,

Partner,

Novum Capital

gbassewitz@novumcapital.com

 

 

Dieses Interview erscheint in der nächsten Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand”.

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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