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„Wir erwarten positive, jedoch volatilere Aktienmärkte“

Dass ethische Investments nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch Renditebringer sein können, zeigen die Prime Value Fonds von Hauck&Aufhäuser. CIO Reinhard Pfingsten erklärt, wie er die Titel auswählt.

Unternehmeredition: Herr Pfingsten, die Börsen, allen voran der DAX, klettern von einem Hoch zum ächsten. Anleger, die nicht in Aktien investiert waren, haben eine Chance verpasst. Was erwarten Sie, wie sich der Markt 2014 entwickelt?

Pfingsten: Wir erwarten leicht positive, jedoch volatilere Aktienmärkte und eine sehr moderate Performance der Anleihen im Investmentgrade-Segment. Im Anleihemarkt wirken gegensätzliche Kräfte: So sorgt die Reduktion der Anleihekäufe durch die US-Notenbank für eine steigende Tendenz bei mittel- bis langfristigen Zinsen. In Europa hingegen herrscht eher Deflationsangst und es ist möglich, dass die EZB die Liquiditätsversorgung erneut ausweitet. Damit dürften sowohl die Zinsvolatilität wie auch die Anleihekurse steigen.

Stocken Sie den Aktienanteil weiter auf?

Zurzeit nutzen wir positive Börsentage, um die aktuelle Übergewichtung abzubauen. Wir tätigen erst wieder Neuinvestitionen, wenn wir deutliche Signale erhalten, die auf einen Ausbruch aus der aktuellen Handelsspanne hinweisen.

Warum macht es gerade jetzt Sinn, in einen Mischfonds wie den Prime Values mit einem relativ hohen Anleiheanteil zu investieren?

Der defensive Prime Values Income wie auch der ausgewogene Prime Values Growth zeichnen sich durch ihren vermögensverwaltenden Ansatz aus. Gerade in Phasen, die stark von (geo)politischen Faktoren geprägt werden, ist ein rasches Umschichten zwischen Aktien, Anleihen und Cash von Vorteil. Beide Fonds investieren breit diversifiziert in Anleihen. Durch eine aktive Bewirtschaftung der Anleihen und durch Zinsabsicherungen können wir Chancen hinsichtlich Risikoprämien und Zinsentwicklungen nutzen. Zusätzliche Erträge erzielen wir durch die Beimischung von Aktien.

Sie investieren vor allem ethisch und nachhaltig. Wie wählen Sie die Titel aus?

Ergänzend zu den Finanzbewertungen erstellen wir für jedes Investment eine Ethik-Analyse. Unser hauseigenes Ethik-Research wendet hierbei strenge Auswahlkriterien an. Die Fonds schließen unter anderem Unternehmen aus dem Anlageuniversum aus, die Menschenrechte missachten, Waffen produzieren oder Produkte herstellen, die als gesellschaftlich kontrovers gelten etwa Kernenergie. Die Berücksichtigung von Ausschlusskriterien hilft neben moralischer Akzeptanz auch, den Zusammenhang zwischen Reputationsrisiko und finanziellem Risiko zu nutzen. Zudem wird jedes Investment aus fünf ethischen Perspektiven bewertet. Dazu zählen unter anderem das Verantwortungsverständnis der Geschäftsleitung, das Produktportfolio oder die Korruptionsexponiertheit.Ein unabhängiges Ethik-Komitee entscheidet letztlich über die Aufnahme der Produkte. Wie lange dauert diese Entscheidungsfindung?

Um die Objektivität der ethischen Beurteilung zu gewährleisten, wurde das interdisziplinäre Expertenteam vor 17 Jahren ins Leben gerufen. Da das Prime Values Ethik-Komitee monatlich tagt, können Titel spätestens nach vier Wochen definitiv beurteilt werden.

Würde ein Unternehmen wie Nestlé, das teils unter fragwürdigen Umständen Wasser in Afrika produziert, aus dem Raster fallen?

Ja. Das Ethik-Komitee vertritt die Auffassung, dass Nestlé in verschiedenen Bereichen, vor allem hinsichtlich Arbeitsrechte und Kinderarbeit, aktiver sein könnte. Das teilweise noch legalistische Verantwortungsverständnis befindet sich jedoch in einem Wandlungsprozess hin zu mehr Respekt vor Interessen der Öffentlichkeit.

Im Fonds haben Sie auch Staatsanleihen – in welche Länder würden Sie unter ethischen Gesichtspunkten nie investieren?

Die Kriterien sind auch hier transparent und klar definiert. Die Fonds dürfen nicht in Staatsanleihen investieren, deren Staaten über Atomwaffen verfügen, deren Militärbudget regelmäßig mehr als 2% des BIP beträgt, welche die Todesstrafe verhängen, die keine ökologisch reflektierte Energiepolitik verfolgen oder ungenügende Menschenrechtsstandards aufweisen. Dazu gehören zum Beispiel die USA, Russland oder Großbritannien.

Nachhaltig und renditestark – das haben schon viele Fonds versprochen. Einige haben sehr gelitten. Warum?

Gewisse Fonds im Segment „Nachhaltigkeit“ investierten zu konzentriert in einzelne Branchen und haben sich deshalb Klumpenrisiken ausgesetzt. Die Prime Value Fonds partizipierten dank eines globalen Anlageuniversums an verschiedenen Trends und reduzierten in Baissephasen frühzeitig die Aktienquoten. Sie beweisen, dass sich Ethik und Rendite nicht ausschließen.

Wie schaffen Sie es, auch künftig eine positive Rendite mit einer niedrigen Schwankungsbreite zu erzielen?

Der Anleiheteil unserer Fonds liefert kontinuierliche Erträge, dank Zinsabsicherungsmöglichkeiten und einer sehr selektiven Titelauswahl können wir Schwankungen reduzieren. Aktien von Unternehmen mit interessanten Geschäftsmodellen und nachhaltigen Wachstumsaussichten dienen je nach Marktlage als zusätzliche Renditequelle. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren vor allem Aktien die entscheidenden Performancebeiträge liefern werden.

Verzichten Anleger aus moralischen Bedenken gerne auf Rendite?

Nein, das ist auch nicht notwendig. Dank einer sorgfältigen Auswahl der Anleihen und Aktien konnten wir in unterschiedlichen Marktphasen eine unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten attraktive Rendite generieren. Gutes Gewissen inklusive.

Warum sollten gerade Unternehmer sich Stücke des Fonds in ihr Depot legen?

Für Unternehmer sind die Kriterien unseres nachhaltigen Anlageprozesses intuitiv nachvollziehbar: Firmen, die sich aktiv mit ökologischen und sozialen Standards auseinandersetzen, betreiben manchmal einen höheren Aufwand, sind aber im Gegenzug ihren Konkurrenten einen Schritt voraus: Sie reduzieren die Konflikte mit Anspruchsgruppen wie Kunden oder Mitarbeitern, sparen dank ressourcenschonenden Prozessen Geld und müssen nicht kostspielige Nachbesserungen bei Veränderungen des regulatorischen Umfelds vornehmen. Neben institutionellen Investoren möchten auch immer mehr Privatanleger, dass ihre Anlagen sozialen und ökologischen Kriterien genügen und so nachhaltige Renditen erwirtschaften.


Zur Person
Reinhard Pfingsten ist Chief Investment Officer bei Hauck&Aufhäuser KgaA Privatbankiers. In dieser Funktion verantwortet er die Anlagestrategie, Research und Portfoliomanagement für Privatkunden und institutionelle Kunden. Daneben verantwortet er auch die Vermögensverwaltung und ist als Geschäftsführer für die Hauck&Aufhäuser Asset Management GmbH und als Verwaltungsrat für die Hauck&Aufhäuser Schweiz tätig. www.hauckaufhaeuser.de

Kurzprofil Prime Value Growth
Anlage: Aktien/Anleihen
ISIN: AT0000803689
Performance 5 Jahre: 51,2%
Fondsvolumen: 17,2 Mio. EUR

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