Unternehmeredition: Wie ist der Beteiligungsansatz von Avedon?
Hannes Hinteregger: Wir sehen uns nicht als klassische Buy-out-Firma, sondern als Investor mit einem unternehmerischen Ansatz. Angebote von uns wie Sektorstudien, Strategieworkshops, Human-Capital-Programme sind die Grundlage dafür, dass wir mit Eigentümern und Unternehmern direkt in Kontakt treten und dann in Abstimmung eine Grundlage für eine gemeinsame nachhaltige Wachstumspartnerschaft entwickeln. Uns ist wichtig, dass der Unternehmer mit uns gemeinsam an Bord bleiben kann, sei es als Manager oder als Investor. Seit 2003 haben wir so 52 Investments getätigt und erfolgreich weiterentwickelt. Im Ergebnis haben wir die Umsätze und Anzahl der Mitarbeitenden des Unternehmens bis zum Weiterverkauf zumindest verdoppelt.
Wie erarbeiten Sie mit Unternehmern ein gemeinsames Verständnis der Unternehmensentwicklung?
Alexis Weege: Wir blocken immer eine Serie von drei Workshops, um gemeinsam mit dem Unternehmer und erfahrenen Industriefachleuten in drei Themenblöcken zu besprechen, was das Unternehmen für das Wachstum in den nächsten drei bis fünf Jahren benötigt.
Wie laufen die Workshops konkret ab?
Hinteregger: Am ersten Tag geht es um „where to play“ – in welchen Märkten möchte man agieren? Der zweite Tag trägt das Motto „how to play“, da geht es um Vertriebsoffensiven und wie man Märkte bearbeitet und durchdringt. Der dritte Tag widmet sich der nachhaltigen Organisationsentwicklung. Da erörtern wir in der Tiefe Themen wie Humankapital, Teamperformance und Mitarbeiterentwicklung. Jeder dieser Workshops erfordert circa eine zweiwöchige Vorbereitungszeit von beiden Seiten.
Haben Sie ein Beispiel für die Weiterentwicklung eines Unternehmens?
Weege: Nehmen wir unsere Beteiligung am Zahntechniklaborverbund Delabo. Sie ist aus einer Sektorstudie und tiefer gehenden Marktanalyse entstanden. Wir wollten dabei Unternehmer von der Idee begeistern, in einem Verbund stärker am Markt aufzutreten, gemeinsam die Digitalisierung voranzutreiben und die Nachfolge sicherzustellen. Heute sind alle Laborinhaber als Miteigentümer an der Gruppe beteiligt, genauso wie das erfahrene und unternehmerische Managementteam. Bereits in den ersten zwei Jahren haben wir den Umsatz der Gruppe deutlich erhöht. Wir beschreiten da einen schönen Weg.
Was hat die Beteiligung den Laboren ermöglicht?
Weege: Zahnärzte sourcen immer mehr ein, die Produktion etwa von Zahnersatz wird zunehmend automatisiert. Es geht also darum, nicht nur das vom Zahnarzt angefragte Produkt herzustellen, sondern auch mitzudenken und Lösungen aufzuzeigen. Die Labore müssen Dienstleister werden, die die ganze Leistungskette für den Zahnarzt transparent digital darstellen. Da geht es um Investitionen in digitale Produktionsmittel, wie zum Beispiel 3D-Druck und CAD/CAM-Systeme bis hin zur digitalen Anbindung organisatorischer und administrativer Prozesse. Auf dieser Basis haben wir heute mit einem vollautomatisierten Labor mit 24/7-Fertigungskapazitäten im deutschen Markt eine Alleinstellung.
Wo steht Avedon nach Corona?
Hinteregger: Unsere Unternehmen sind seit dem Beginn der Coronakrise im Durchschnitt deutlich gewachsen. Das liegt meiner Auffassung nach an unserem Fokus auf die stringente Optimierung aller Prozesse, ob bei Strategie, Human Capital, Performance, Optimierung, Buy and Build oder ESG. Im Ergebnis sind die Unternehmen flexibler aufgestellt und können schneller reagieren.
ZU DEN PERSONEN
Alexis Weege, (li.), Partner,
Avedon Capital Partners
alexis.weege@avedoncapital.com
Hannes Hinteregger, Partner,
Avedon Capital Partners
hannes.hinteregger@avedoncapital.com
Das Investorenprofil zu Avedon Capital Partners finden hier.
Das Interview ist in der Beilage Spezial “Investoren im Mittelstand” der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.
Georg von Stein
Georg von Stein arbeitet seit 27 Jahren als Journalist, Moderator und Trainer & Coach für Medienauftritte. In dieser Zeit hat er sehr viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft insbesondere aus dem Private Equity-Sektor interviewt.