Vorzeitige Rückführung der Schuldverschreibung
Der wirkliche Turnaround gelang 2010, als der Konzern eine Verdreifachung des Betriebsergebnisses auf 1,35 Mio. EUR vermeldete. Mit 917.000 EUR erzielte das Unternehmen erstmals seit 2009 wieder ein positives Jahresergebnis. Nach 10% Eigenkapitalquote 2009 lag die Eigenkapitalquote sie nun bei 44%. Auf einen Kniff während der Restrukturierung ist Gilmozzi besonders stolz: Da die SHS Polar kontinuierlich Geld vom Mutterkonzern gebraucht hatte, hatte dieser 2006 eine Wandelschuldverschreibung von nominal 4 Mio. EUR aufgenommen. Die drückten in Zeiten der Krise natürlich besonders stark. Aus eigener Kraft konnte die SHS Viveon den Betrag unmöglich stemmen, die Banken gaben auch noch kein Geld – Gilmozzi musste kreativ werden. Durch ein Gesellschafterdarlehen über 1 Mio. EUR und eine Kapitalerhöhung von 1,5 Mio. EUR nahm er einen Großteil ein. Durch die Einführung von Factoring, die weiter anhaltenden Sparmaßnahmen sowie den minimalen operativen Ertrag gelang es ihm schließlich, die mit Zinslast insgesamt 5,2 Mio. EUR vorzeitig bis zum 30.9.2010 zurückzuzahlen. Stichtag wäre eigentlich der 30.12. gewesen.
Zielkennzahlen voll erreicht
2011 und 2012 waren die bislang erfolgreichsten Geschäftsjahre des Konzerns, mit einem Umsatzwachstum von 8 % bzw. 20%. Für das Geschäftsjahr 2011 wurde erstmals eine Dividende in Höhe von 0,20 EUR je Aktie ausgeschüttet, für 2012 haben Vorstand und Aufsichtsrat 0,25 EUR vorgeschlagen. Damit liegt der Konzern im Rahmen der „Vision 2015“, einer Wachstumsstrategie, die sich Gilmozzi nach dem gelungenen Turnaround ausgedacht hatte und die einen Zielumsatz von 48 Mio. EUR für das Jahr 2015 vorsieht. Bereits 2011 dachte Gilmozzi wieder ans Investieren. Um eine eigene Akquisitionswährung zu haben, startete er ein Aktienrückkaufprogramm, das 2012 verlängert wurde. Erstes Target war ein Entwickler-Team am Standort Düsseldorf, das seitdem unter dem Namen SHS Viveon GmbH den Geschäftsbereich IT-Solutions & Innovations vorantreibt. Außerdem möchte sich die SHS Viveon über Beteiligungen weiterhin breiter aufstellen, erst dieses Jahr erwarb sie 25% an dem Inkasso-Unternehmen Accuravis.
Faktor Internationalisierung
Als wichtigsten Wachstumspfeiler möchte Gilmozzi den Vertrieb weiter ausbauen. Der war im Zuge der Krise logischerweise auch heruntergefahren worden. Über Großkunden wie BMW und Shell ist die Software bereits in Europa, Japan, Australien und Russland vertreten. Doch große Expansionen einzelner Kunden kann Gilmozzis Team nicht immer alleine stemmen. Wie bei Software-Anbietern üblich, startete er auch für die SHS Viveon ein Partnerprogramm, mit dem Produkte und Dienstleistungen im Ausland empfohlen oder direkt weiterverkauft werden. Auch vor Ort konnte Gilmozzi insgesamt sechs neue Kollegen für den Vertrieb hinzugewinnen, drei davon kamen vom Wettbewerber Experian. Aufgrund der erhöhten Personalkosten fiel das Ergebnis im ersten Quartal 2013 negativ aus, das Wachstum betrug 7%. Der Vertrieb ist jedoch Dreh- und Angelpunkt für das weitere Fortkommen der Technologie der SHS Viveon. „Daher unterstützt der momentane Kurs unsere Strategie“, ist Gilmozzi überzeugt.
Verena Wenzelis
wenzelis@unternehmeredition.de
Kurzprofil: SHS Viveon AG
Gründungsjahr: 2006 (durch Fusion der Viveon AG und SHS Informationssysteme AG)
Branche: IT-Dienstleistung (Customer Management)
Unternehmenssitz: München
Mitarbeiterzahl: 270
Umsatz 2012: 27,75 Mio. EUR
Internet: www.shs-viveon.com
Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.