Von null auf fünfzig

Auftragseinbußen, Mitarbeiterentlassungen, dann die Insolvenz: Der oberbayerische Schleifmaschinenhersteller Isog Technology hat ein turbulentes Jahr 2016 erlebt. Doch die Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH (BayBG) sah und sieht viel Potenzial in dem mittelständischen Betrieb. Vor einem Jahr leitete der Beteiligungskapitalgeber als Mitgesellschafter den Turnaround ein.

Braun sagt mit dem Abstand eines Jahres: „Mit unserem Engagement haben wir deutlich gemacht, dass wir von der erfolgreichen Zukunft des Unternehmens überzeugt sind.“ Zunächst sei es freilich eine schwierige Situation gewesen: „Die ersten Monate nach der Insolvenz war die Stimmung sicherlich verhalten, weil Kunden und Lieferanten vorsichtig reagiert haben. Der Geschäftsführer musste zudem seine Mitarbeiter motivieren. In einer Gegend, in der Vollbeschäftigung herrscht, ist es nicht leicht, Leistungsträger zu halten.“ Doch Isog habe aus Fehlern gelernt, etwa aus einem Großprojekt, das verschoben werden musste und die Insolvenz beschleunigte. „Es geht anderen Unternehmen im Maschinenbau ähnlich: Man freut sich natürlich über ein größeres Projekt, weil man dann über längere Zeit ausgelastet ist. Aber wenn es dabei aus irgendeinem Grund hakt, hat man sofort ein Problem“, analysiert Braun von der BayBG. Das sei nun anders: „Mit der Neuaufstellung hat die Firma ihre Kundenstruktur deutlich diversifiziert und verbreitert, um so die Abhängigkeit von einzelnen Großaufträgen zu verringern.“

Neue Kundenklientel erschließen

Isog 24 ist die größte Innovation des Schleifmaschinenherstellers der vergangenen Jahre. Geschäftsführer Sackmann spricht von „einem riesigen Schritt nach vorne“. Die gegenüber Vorgängermodellen grundlegend überarbeitete Schleifmaschine wird Kunden werkfertig montiert. „Damit können wir uns eine neue Kundenklientel erschließen, die den Anspruch an eine Maschine hat, dass sie 24 Stunden an sieben Wochentagen läuft“, zeigt sich Geschäftsführer Sackmann optimistisch. Investor Braun hat selbst mehrere Messeauftritte von Isog besucht und beobachtet, dass die einstige Zurückhaltung von Kunden und Lieferanten abnimmt. Für die BayBG gebe es eine klare Perspektive: „Unser Ziel ist erst mal, Isog wieder in komplett ruhiges Fahrwasser zu bekommen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und den sehr umtriebigen Geschäftsführer Martin Sackmann auf allen Ebenen zu unterstützen.“

Das Ziel aller Beteiligten ist es, den Turnaround bei Isog zu vollenden: „Wenn man den Abschluss des Insolvenzverfahrens als Stand null setzt, dann sind wir jetzt bei etwa 50 Prozent angelangt. Mit der Realisierung der bereits geplanten Schritte nähern wir uns dann der 100-Prozent-Grenze“, beschreibt Investor Braun den Plan. Geschäftsführer Sackmann sieht die aktuelle Bilanz differenziert: „Da ist natürlich noch wesentlich Luft nach oben, wir sind noch nicht zufrieden. Aber wir mussten zunächst einmal Vertrauen auf dem Markt zurückgewinnen“, sinniert er. Die ersten Monate des Jahres 2018 seien Grund zum Optimismus: „Wir haben von den für dieses Jahr geplanten Maschinen schon mehr als ein Drittel in trockenen Tüchern – daher würde ich sagen, dass wir mit dem Turnaround schon deutlich weiter als 50 Prozent sind.“

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