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Von Bungee-Jumping und Wieselbegriffen

Von einem Wieselbegriff sprach Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche, bei der Verleihung des Deloitte Axia-Awards für nachhaltige Unternehmensführung. Und er meinte damit – Nachhaltigkeit. Denn so, wie ein Wiesel ein Ei von außen knackt und das gute Innere aussaugt, habe sich die Bedeutung des Begriffs entleert. Man müsse gut aufpassen, welche Eigenschaften man mit Nachhaltigkeit verbindet, wenn man sie auf Unternehmensführung anwenden will.

Da könne sie aushelfen, meinte Prof. Dr. Anja Tuschke von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Begleitend zum Award hat sie erfolgreiche und bekannte Mittelständler zu ihrer Definition von Nachhaltigkeit befragt. Das Ergebnis: hohe Profitabilität, um finanziell unabhängig zu sein, Unternehmensinteressen gehen klar vor Familie, und eine gezielte Pflege des Markenimages. Alles andere als ausgesaugt.

Die Preisträger des 13. Axia-Awards aus Bayern: Sie verbinden langfristige Unternehmensplanung, soziale Werte und finanzielle Unabhängigkeit.

Und so ging der Axia-Award für Nachhaltigkeit auch ausdrücklich an alle Unternehmen, die sich beworben hatten, erklärte Dr. Kurt Mühlhäuser, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München – auch wenn an diesem 20.2. nur die fünf Sieger aus Bayern ausgezeichnet wurden. Insgesamt hatten an der ersten Runde des Axia-Nachhaltigkeitsawards 94 Unternehmen aus Bayern, Norddeutschland und dem Rhein-Main-Gebiet teilgenommen. Die Regionen Baden-Württemberg, Ostdeutschland und Nordrhein-Westfalen sind 2014 dran.

Sieger der Prämierung in München waren der Senf-Hersteller Develey, Systemküchenprofi Rational, Ski- und Schutzkleidungsanbieter Uvex, Batterie-Experte BMZ sowie der Bio-Lebensmittelhersteller Rapunzel.

Haben ihre Marke fest im Griff: Margarethe Epple und Joseph Wilhelm von Rapunzel Feinkost.

Vor allem bei Rapunzel ließ sich aufzeigen, wie wichtig der Aufbau eines soliden Markenimages ist. Im Bio-Markt geht nichts über Vertrauen. Im margenschwachen Lebensmittelgeschäft hat es das Unternehmen aus
Memmingen dann über Jahrzehnte hinweg geschafft, sich zu einer Größe zu entwickeln.

Dass Unternehmertum auch immer mit Höhen und Tiefen zu tun hat, zeigte der Vortrag von Jochen Schweizer. Vom erfolgreichen Eventmanager, der sich mit Bungee-Jumping einen Namen gemacht hatte, fiel er zurück auf ein Drei-Mann-Büro und verlor beinahe seine Existenz. Heute ist Schweizer wieder erfolgreich mit Erlebnisgutscheinen im Geschäft.

 

Erzählte von seinen eigenen Erfahrungen als Unternehmer: Extremsportler und Eventmanager Jochen Schweizer.

Was alle Preisträger außerdem auszeichnet, sind die vielen Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Bei BMZ gibt es gar ein „Paten-System“, bei dem Mitarbeiter höherer Hierarchiestufen eine Gruppe Angestellter coacht und täglich besucht. So viel Zeit muss sein, findet Geschäftsführer Sven Bauer, denn so erziehe man jeden Mitarbeiter zum Unternehmer im Unternehmen. Hervorzuheben war auch die hohe Eigenkapitalquote der Unternehmen und die langfristige Nachfolgeplanung.

„Die Axia-Sieger haben sich durch ihren effizienten Einsatz von Ressourcen und die langfristige, strategische Ausrichtung ihres Unternehmensbestandes nachhaltig im deutschen Mittelstand etabliert“, war das Fazit von Prof. Tuschke. Schon wieder nachhaltig, diesmal im Sinne von: Sie sind nicht mehr wegzudenken.

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