Viele Unternehmer im KMU-Segment wollen aufhören

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Unternehmertum bedeutet mehr als den Betrieb zu leiten – es bedeutet, vorauszudenken, zu planen und zu wissen, wann man sich zurückziehen sollte. Laut der Marktlink-Studie habe ein Viertel der europäischen Unternehmer im KMU-Segment im vergangenen Jahr ernsthaft über einen Ausstieg aus ihrem Unternehmen nachgedacht. Dieses zunehmende Bewusstsein verdeutliche, wie wichtig eine sorgfältige Planung der Zukunft sei.

Etwa die Hälfte der Befragten sei offen für einen vorzeitigen Ausstieg, und 50 Prozent hätten über ihre Nachfolge nachgedacht. Doch viele Unternehmer empfänden die Planung ihres Ausstiegs als komplex. Ein erfolgreicher Verkauf oder eine Übernahme erfordere eine sorgfältige Vorbereitung und eine gut durchdachte Strategie. Hierbei spielten sowohl die finanzielle Gesundheit des Unternehmens als auch die Effizienz der Vorbereitung eine entscheidende Rolle.

Sorgen sich Unternehmer um die Nachfolge?

Die Nachfolgeplanung sei für viele Unternehmer ein wichtiges Thema. Ergebnisse der Marktlink-Studie zeigten, dass Unternehmer intensiv über die Zukunft ihres Unternehmens nachdächten und verschiedene Faktoren ihre Entscheidungen beeinflussten. 50 Prozent der befragten Unternehmer hätten im letzten Jahr über ihre Nachfolge nachgedacht, was auf eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema hinweise. Dennoch hätten viele keine konkrete Ausstiegsstrategie entwickelt. Lediglich 48 Prozent seien offen für einen vorzeitigen Ausstieg, während 49 Prozent noch keine klare Strategie besäßen.

Diese Zahlen deuteten darauf hin, dass Unternehmer zwar die Notwendigkeit der Nachfolgeplanung erkennen würden, aber oft zögerten, diese aktiv anzugehen. Steven Meuldermans, Partner bei Marktlink, habe hierzu betont, dass viele Unternehmer an den Wert ihres Unternehmens dächten, aber weniger daran, wie sie diesen maximieren könnten. Mit der richtigen Vorbereitung ließen sich die Erwartungen häufig übertreffen.

Die emotionale Seite eines Ausstiegs

Ein weiterer Aspekt sei der emotionale Faktor, der oft übersehen werde. Viele Unternehmer empfänden den Verkauf ihres Unternehmens als einen Identitätsverlust. Dies könnte den Abschied trotz eines Ausstiegswunsches erschweren. Gleichzeitig habe die Studie gezeigt, dass 52 Prozent der Unternehmer wüssten, welchen Erlös ihr Unternehmen erzielen müsse, damit sie in den Ruhestand gehen könnten. Dennoch fehle oft die Motivation, eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Den Ausstieg vorbereiten

Eine der größten Herausforderungen bei der Nachfolgeplanung sei die Unklarheit über den Verkaufsprozess. 51 Prozent der Unternehmer hätten laut der Marktlink-Studie nur eine vage Vorstellung davon, was bei einem Verkauf auf sie zukommen würde. Dieser Mangel an Wissen erschwere die Entscheidung, den Verkaufsprozess in Angriff zu nehmen.

Familienunternehmen stünden vor einer zusätzlichen Hürde: Nur 23 Prozent von ihnen hätten einen klaren und umsetzbaren Nachfolgeplan. Die Mehrheit der Familienunternehmen sei somit unzureichend auf den Generationswechsel vorbereitet. In Deutschland seien es sogar nur 36 Prozent der Familienunternehmen, die eine solche Planung vorweisen könnten. Ohne eine Nachfolgeregelung sei die Kontinuität des Unternehmens gefährdet. Im schlimmsten Fall könne dies sogar zum Konkurs eines bisher stabilen Unternehmens führen.

Wann beginnen Sie mit den Vorbereitungen?

Eine rechtzeitige Vorbereitung auf einen Unternehmensverkauf sei essenziell. Laut der Marktlink-Studie dächten viele Unternehmer regelmäßig über einen möglichen Ausstieg nach. Jedoch wüssten mehr als die Hälfte der Befragten nicht genau, wie der Verkaufsprozess ablaufe. Ein erfolgreicher Unternehmensverkauf beginne mit einer guten Vorbereitung, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen könne. Daher sei es ratsam, frühzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen, auch wenn noch keine Verkaufsabsicht bestehe.

Der Vorbereitungsprozess umfasse mehrere Schritte, angefangen mit einer umfassenden Analyse des Unternehmens. Dabei würden Stärken und Schwächen identifiziert sowie Verbesserungspotenziale, beispielsweise in der operativen Effizienz oder der Marktposition, ermittelt. Dieser Unternehmensscan helfe, ungenutzte Chancen zu entdecken und den Wert des Unternehmens zu steigern.

Nationale Unterschiede bei der Vorbereitung

Die Studie von Marktlink habe auch Unterschiede zwischen den Ländern in Bezug auf die Vorbereitung auf einen Unternehmensverkauf aufgezeigt.

  • Niederlande: In den Niederlanden dächten etwa ein Drittel der Unternehmer an einen Rückzug aus dem Unternehmen. Doch 60 Prozent hätten keine klare Ausstiegsstrategie. Tom Beltman, Partner bei Marktlink, habe die Bedeutung einer rechtzeitigen Vorbereitung für einen erfolgreichen Verkaufsprozess hervorgehoben.
  • Belgien: In Belgien fehle 59 Prozent der Unternehmer eine klare Strategie. Trotz des Bewusstseins über die Notwendigkeit der Nachfolgeplanung hätten nur wenige konkrete Schritte unternommen.
  • Deutschland: In Deutschland hätten 53 Prozent der Unternehmer keine klare Vorstellung von den notwendigen Schritten für einen Unternehmensverkauf. Demografische Veränderungen, wie die Überalterung der Bevölkerung, würden zusätzlichen Druck auf den Fortbestand der Unternehmen ausüben.
  • Vereinigtes Königreich: Etwa die Hälfte der britischen KMU-Inhaber wüssten nicht, wie sie ihr Unternehmen auf einen Verkauf vorbereiten sollten. Zudem fehle vielen die Kenntnis über den notwendigen Verkaufspreis.
  • Skandinavien: In Dänemark sei die Bereitschaft zum Verkauf größer, doch auch hier fehle oft die nötige Vorbereitung. 58 Prozent der Unternehmer hätten keine Exit-Strategie, was den Verkaufsprozess erschweren könnte.

Verkaufsstrategien und potenzielle Käufer

Bei der Entscheidung über den Unternehmensverkauf müssten verschiedene Strategien abgewogen werden. Eine Pre-Exit-Strategie, bei der der Unternehmer weiterhin eine aktive Rolle im Unternehmen behalte, könnte für diejenigen attraktiv sein, die noch am Unternehmen arbeiten, aber Kapital für Wachstum benötigten.

Ein vollständiger Ausstieg hingegen bedeute den Verkauf aller Anteile und den vollständigen Rückzug aus dem Unternehmen. Ein solcher Schritt erfordere sorgfältige Planung. Joe Moran, Managing Partner bei Marktlink, habe darauf hingewiesen, dass Unternehmer den Verkaufsprozess frühzeitig und zielgerichtet planen sollten.

Den richtigen Käufer finden

Die Wahl des Käufers sei entscheidend für den Verkaufserfolg. Strategische Käufer, die bereits in der Branche tätig seien, böten oft höhere Preise aufgrund von Synergieeffekten. Finanzinvestoren, wie Private-Equity-Fonds, würden sich auf Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial konzentrieren. Private Investoren und Familienunternehmen suchten hingegen langfristige Stabilität und Kontinuität.

Die Wahl des Käufers hänge von den Zielen des Unternehmers ab. Eine durchdachte Strategie und eine gründliche Vorbereitung würden es Unternehmern ermöglichen, den bestmöglichen Käufer zu finden und den Verkaufsprozess erfolgreich abzuschließen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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