Unternehmenskultur als Wertetreiber bei Übernahmen

Auch qualitative Faktoren sind messbar und unterstützen im Bereich M&A. | Bildrechte: © pexels/Kampus Production

Kultur trägt wesentlich zum Unternehmenserfolg bei und spielt deshalb auch bei Firmenübernahmen eine entscheidende Rolle. Dennoch stehen bei HR-Due-Diligence-Prozessen mehrheitlich quantitative Faktoren im Vordergrund – obwohl qualitative Kriterien ebenfalls bestimmbar sind. Im folgenden Beitrag wird erklärt, inwieweit Kultur für den erfolgreichen Kauf verantwortlich ist.

Misslingt eine Übernahme, steht das nicht immer gleichbedeutend mit einem geplatzten Deal. Das höchste Ziel einer Transaktion ist in den meisten Fällen sogenannte Value Creation, also einen Wertezuwachs zu generieren. Diese Messgröße gilt als aussagekräftiger Indikator für eine geglückte Firmenübernahme. Unter diesem Gesichtspunkt scheitern viele Transaktionen im Nachgang; weil die am Deal beteiligten Parteien der ausschlaggebenden Ressource im Unternehmen nicht ausreichend oder keine Beachtung schenken.

Die Unternehmenskultur auch qualitativ umfassend zu prüfen, hilft dabei, Kaufpreise und Wertsteigerungspotenziale präzise einzuschätzen und Risiken zu limitieren. Arbeitnehmende, Führungskräfte und die Unternehmenskultur sind entscheidend für einen gelungenen Übernahmeprozess. „Häufig stehen Leadership-Themen, Organisationsstruktur und Mitarbeiterbindung hinter fehlgeschlagenen Unternehmenskäufen“, erläutert Silke Masurat, Gründerin und Geschäftsführerin des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität.

Kulturelle Integration kreiert Innovation

Nur wer effektiv zusammenarbeitet, wächst zusammen und schafft Wertezuwachs. Dies setzt voraus, dass Menschen und Kulturen der an der Übernahme beteiligten Firmen zueinander passen. Finden die Teams beider Seiten keinen gemeinsamen Nenner, bleibt dem Management häufig nur die Option, das aufgekaufte Unternehmen in die eigene Kultur zu pressen – doch darf es bei diesem Vorgehen keine sichtbaren Ergebnisse oder gar Innovation erwarten. Die erfolgreiche Übernahme scheitert so letztendlich am Faktor Mensch. „Oft schwebt über Firmenkäufen eine Sieger-Verlierer-Mentalität und Menschen erleben die Übergangsphase als feindliche Übernahme“, erklärt Masurat.

Jan Pörschmann, Gründer und Managing Partner der M&A-Boutique-Beratung atares, verdeutlicht: „Der Standort Deutschland entwickelt sich zunehmend von einem Güter-produzierenden zu einem Wissen-produzierenden Standort. Wissen wird von Menschen geschaffen. Umso wichtiger ist der passende Fit zwischen Menschen und Kulturen. Auffällig ist, dass sich die meisten HR-Due Diligence-Prozesse eher an den quantitativ messbaren Größen orientieren, wie Gehaltsgefüge, Zugehörigkeiten, Skills, Krankenstand und Auslastungsquoten. Ich habe ganz selten die Prüfung qualitativer Kriterien gesehen. Das ist ein klares Defizit im Markt. Und damit eine Riesenchance, um die übliche 50%-Failure-Rate von M&A-Deals zu senken.“

Valide Kennzahlen statt Bauchgefühl Unternehmenskultur, Führungsqualität und Bindungsstärke gehören zu den grundlegenden Faktoren für den langfristigen Wert einer Transaktion. Diese manifestieren sich oft in einem Bauchgefühl und scheinen im ersten Moment schwer messbar. Gemeinsam mit der Universität St. Gallen entwickelt Silke Masurat deshalb den Human Capital Evaluator. Das Tool ermöglicht auch kleinen und mittelständischen M&A-Beratungsagenturen alle relevanten Kriterien und Kennziffern für langfristige Wertschöpfung zu analysieren und darüber Transaktionen zu sichern.

Benchmark-Werte erlauben eine entsprechende Einordnung im direkten Branchen- und Größenvergleich. Zu diesen Parametern zählen:

  • Qualität der Arbeitgeberattraktivität
  • Organisatorische Verankerung der Arbeitgeberattraktivität
  • Change- und New Work-Readiness
  • Loyalität der Belegschaft

Die Analyse bietet außerdem Antworten auf folgende Fragen:

  • Wertschöpfung durch Kultur: Wie beeinflusst die Unternehmenskultur den Kaufpreis und Gesamtwert einer Transaktion?
  • Integration und Synergien: Welche kulturellen Unterschiede bestehen zwischen den
    fusionierenden Unternehmen? Welche Integrationsstrategien lassen sich ableiten?
  • Langfristige Bindung: Welche Chancen bestehen, wichtige Talente nach einer Transaktion auf Grundlage der Unternehmenskultur zu motivieren und zu binden?
  • Ausrichtung der Führung: Vertraut die Belegschaft den Führungskräften? Inwieweit sind letztere imstande, die Integration maßgeblich voranzutreiben?
  • Kommunikation: Welche Strategie für die Kommunikation der Integration und des Change kann abgeleitet werden?

Das Zentrum für Arbeitgeberattraktivität, unternehmerisch die zeag GmbH, ist Organisatorin der Premium-Auszeichnung TOP JOB. Sie fokussiert die qualitative Stärkung des deutschen Mittelstandes und dessen Arbeitsplatzkultur. Im Jahr 2014 von Silke Masurat gegründet, vereint das bundesweit agierende Pionier-Unternehmen Siegelmanagement, Employer Branding und Unternehmensentwicklung unter einem Dach. In enger Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen untersucht die zeag GmbH per TOP-JOB-Analyse die Arbeitgeberattraktivität und Nachhaltigkeit von Firmen.

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