„Unsere Devise lautet: kaufen, halten, entwickeln“

Interview mit Dr. Dominik Socher, Geschäftsführer Serafin Unternehmensgruppe GmbGH

Foto: © Антон Сальников_AdobeStock

Serafin setzt auf Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell. Durch sowohl operative als auch finanzielle Unterstützung können Herausforderungen gut gemeistert werden.

Unternehmeredition: Welche Investitionsanlässe stehen bei Serafin im Fokus?
Dr. Dominik Socher:
Wir suchen zum einen Randbereiche von Konzernen und Unternehmensgruppen. Das können durchaus komplexe Spin-offs oder Carve-outs sein, etwa die keine eigenständige Rechtseinheit sind oder bei denen ein unabhängiges IT-System aufgebaut werden muss. Wir haben viel Erfahrung mit derart komplexen Ausgliederungen gesammelt und erfolgreich umgesetzt. Darüber hinaus interessieren uns klassische Nachfolgelösungen sowie MBO- oder MBI-Transaktionen.

Haben Sie einen speziellen Branchenfokus?
Wir suchen vor allem industrielle Geschäftsbereiche, also produzierende Unternehmen, aber auch Nischenanbieter in anderen Bereichen. Wichtig für uns ist, dass wir die Unternehmen mit unseren Ideen aktiv weiterentwickeln können, denn wir haben einen stark operativen Ansatz. Die für uns infrage kommenden Unternehmen brauchen eine langfristige Daseinsberechtigung in den für uns interessanten Regionen. Das ist schon deshalb wichtig, weil wir einen langfristigen Ansatz haben und keine Exitstrategie verfolgen. Kaufen, halten und entwickeln – so lautet unsere Devise. Deshalb müssen wir nicht den Marktführer erwerben, sondern gerne die Nummer drei oder vier am Markt, die wir dann operativ voranbringen können.

Gibt es ein Nachfolgeproblem im deutschen Mittelstand? Welche Chancen ergeben sich daraus für Serafin?
Vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung ist die Zahl der Unternehmer über 60, die eine Nachfolge suchen, heute deutlich höher als die Zahl der möglichen Nachfolger. Eine Lösung innerhalb der Familie zu finden ist oft schwierig. Für uns als Serafin ist das eine Chance. Serafin ist selbst aus einem Familienunternehmen entstanden; wir sprechen da durchaus auf Augenhöhe. Ein Unternehmensverkauf ist immer auch eine emotionale Angelegenheit. Dabei wird unser langfristiger Ansatz ohne Exitstrategie von Familienunternehmen geschätzt. Zudem sind wir in der Transaktionsgestaltung flexibel. Ein Übergang kann individuell über einen gewissen Zeitraum strukturiert werden.

Inwieweit drückt die gesamtwirtschaftliche Lage die Portfoliounternehmen?
Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage ist herausfordernd. Unternehmen und Konsumenten sind zurückhaltend und warten ab. Das spüren auch wir – das Geschäftsvolumen war im vorigen Jahr niedriger als 2022. Es ist schwer zu prognostizieren, wie das Jahr 2024 verlaufen wird. Aktuell zeigt das erste Quartal 2024 eine bessere Performance als das vierte Quartal im letzten Jahr. Eine leichte Aufhellung ist somit zu sehen. Wir haben bei Serafin den Vorteil, diversifiziert aufgestellt zu sein. Im Portfolio befinden sich Unternehmen, die in der jetzigen Zeit hervorragende Ergebnisse erzielen, jedoch auch solche, die die aktuell angespannte Lage spüren. In Summe sind wir relativ entspannt; auch, da wir langfristig investieren und aktuelle Schwankungen nicht so kritisch sehen. Wir unterstützen unsere Unternehmen nicht nur operativ, sondern auch finanziell − in guten und in Krisenzeiten.

Steigt der Eigenkapitalbedarf im Mittelstand?
Viele Unternehmen haben gerade in den Zeiten des „billigen Geldes“ ihren Anteil an Fremdkapital hochgefahren. Aktuell nimmt der Anteil der Eigenmittel gegenüber der Fremdfinanzierung jedoch wieder zu. Durch die gestiegenen Zinsen ist eine Fremdfinanzierung nicht mehr so attraktiv. Zudem sind auch Banken zurückhaltender und kritischer in deren Prüfung geworden. Da wir von Serafin die komplette Transaktion immer mit Eigenmitteln finanzieren, ist die Art der Fremdfinanzierung bei uns nicht der Treiber einer Transaktion. Eine sinnvolle Finanzierung setzen wir erst nach erfolgreicher Transaktion um.

Wie wird sich die antizipierte Zinswende auf Ihr Geschäft auswirken?
Die Frage ist, wann sie kommt und in welchen Schritten. Für Serafin ist die Entwicklung am Zinsmarkt nicht ganz so entscheidend, da wir zum Erwerb der Transaktionen 100% Eigenmittel einsetzen. Aus Bewertungssicht ist es so, dass sinkende Zinsen Finanzierungen wieder attraktiver machen und somit zu einem zunehmenden Wettbewerb, inklusive steigenden Bewertungen, führen können. Aus Portfoliosicht stimulieren sinkende Zinsen die Wirtschaft – das sollte sich positiv auf unsere Unternehmen auswirken. Es bleibt spannend, aber insgesamt bin ich zuversichtlich.

Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!

ZUR PERSON

Foto: © Serafin

Dr. Dominik Socher,
Geschäftsführer,
Serafin Unternehmensgruppe GmbH
serafin@serafin-gruppe.de

 

 

 

 

Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand” erschienen.

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

Vorheriger ArtikelPolstermöbelwerke Schillig überwindet Insolvenz
Nächster ArtikelOut now! Spezial „Mitarbeiterbeteiligung 2024“