Novum Capital ist ein branchenübergreifend aktives Private-Equity-Unternehmen, das gerne auch abseits der üblichen Pfade nach Chancen sucht. Wir sprachen mit Boris Hahn, Senior Investment Manager bei Novum Capital.
Unternehmeredition: Novum Capital ist sehr breit aufgestellt. Was sind die Vorteile einer solchen Strategie?
Boris Hahn: Der größte ist, dass wir bei der Suche nach chancenreichen Unternehmen überhaupt nicht eingeschränkt sind. Genau deshalb haben wir uns nicht auf Branchen, sondern einzig auf Chancen spezialisiert. In jeder Branche kooperieren wir mit Operating Partnern, also externen Branchenspezialisten, die unser Wissen auch vertikal ergänzen. Das hat sich bewährt und echte Erfolge gebracht. Wir investieren primär in Equity, können uns aber auch opportunistisch an anderen Instrumenten entlang der Kapitalstruktur eines Unternehmens beteiligen, solange wir damit die Eigenkapitalrenditeerwartungen unserer Investoren erfüllen.
Sehen Sie weitere Stärken in Ihrem Investmentansatz?
Wir sind sehr gut darin, strategische und operative Schwächen von Unternehmen zu erkennen und nachhaltig zu beheben – das haben wir bereits mehrfach bewiesen. Novum Capital ist kein passiver Assetmanager, der sich seine Beteiligungen einfach ins Portfolio legt und dann zuschaut, was im Portfoliounternehmen passiert. Vielmehr liegt uns Aktivität und Komplexität.
Brauchen die Unternehmen aktuell mehr Eigenkapital?
Pauschal ist das schwer zu sagen. Im Jahr 2022 haben viele Unternehmen wegen der globalen Lieferkettenprobleme ungewöhnlich hohe Lagerbestände aufgebaut und damit einiges an Working Capital gebunden. Dieses Jahr werden viele davon versuchen, wieder Bestände abzubauen, um über mehr Geld aus dem Working Capital verfügen zu können. Unsere Unternehmen betrifft dies nicht. Sie sind finanziell gut strukturiert – unter anderem, weil wir sehr konservativ fremdfinanzieren. Dabei geht es auch um Resilienz gegen Marktverwerfungen.
Gibt es genügend Targets am Markt?
Durchaus. Zwar waren im vierten Quartal 2022 spürbar weniger Unternehmen auf dem Transaktionsmarkt, weil viele wegen der eher schlechten Marktstimmung abgewartet haben – doch jetzt, im Frühjahr 2023, sieht es schon wieder besser aus. Unsere Dealpipeline ist inzwischen wieder gut gefüllt.
Sehen Sie dort die Chancen, die Sie suchen?
Ich muss schon genauer hinschauen, denn viele Targets entsprechen nicht unseren Investitionskriterien – etwa, weil die Geschäftsmodelle nicht robust sind. Oder wir sehen vielversprechende Geschäftsmodelle in sehr kompetitiven Umfeldern. Dort werden weiterhin hohe Preise verlangt und bezahlt. Der Wettbewerb auf dem Transaktionsmarkt bleibt intensiv.
Keine gute Situation für Neuerwerbungen, oder?
Je nachdem, wo wir unterwegs sind. Wir schauen uns auch außerhalb der Bieterprozesse um, weil wir feststellen, dass insbesondere andere Private-Equity-Investoren die üblichen Bieterprozesse ganz gerne vermeiden würden. Es könnte ja sein, dass sie ihr Asset öffentlich sichtbar nicht verkauft bekommen, zumindest nicht zum anfangs gewünschten Preis. Deshalb schauen wir uns auch die Portfolios von Private-Equity-Peers an und evaluieren, welche Unternehmen dort möglicherweise zum Verkauf stehen könnten, aber noch zurückgehalten werden. Der Gesprächsstoff mit den Kolleginnen und Kollegen geht uns also nicht aus.
Wie wird sich das Private-Equity-Geschäft weiterentwickeln?
Wir glauben, dass die Transaktionsvolumina hoch bleiben werden. Das heißt für uns, dass die Aussichten gut sind, chancenreiche Unternehmen zu finden, bei denen wir einen Beitrag zum operativen Wachstum und zu Unternehmenswertsteigerungen leisten können.
ZUR PERSON
Boris Hahn,
Senior Investment Manager,
Novum Capital
bhahn@novumcapital.com
www.novumcapital.com
Dieser Beitrag ist in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” erschienen.
Bärbel Brockmann
Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.