Langfristige Erfolgsstrategie statt schnellen Profits
Unternehmerischer Erfolg braucht Freiheiten, die auch von einem Wachstumskapitalgeber eingeräumt werden sollten. Dieses insbesondere, wenn man wie ich in der Leiterplatten- und Halbleiterindustrie tätig ist. Auch wenn hier derzeit zahlreiche Unternehmen über Umsatzeinbrüche klagen und auf Kurzarbeit setzen – dieser Branche ist es im Prinzip egal, wie die Konjunktur läuft, wichtig sind hier Schnelligkeit, Innovation und Kundennähe.
Forderungen an den Investor
So etwas gelingt nur, wenn man auf das Potenzial seiner Mitarbeiter setzt, die den direkten Draht zum Kunden pflegen und wissen, welche Lösungen dieser benötigt. Ein schnelles Exit-Szenario kann da kontraproduktiv sein, wenn nur auf die Rendite und die Umsatzzahlen geschaut wird. Daraus leitet sich eine zweite Anforderung an den Kapitalgeber ab: Die strategischen Ziele des Unternehmens sollten im Mittelpunkt des gemeinsamen Agierens stehen. Drittens: Werden im Rahmen der Investments M&A-Deals oder Fusionen über Ländergrenzen hinweg realisiert, ist es vorteilhaft, wenn der Kapitalgeber auch die notwendige Zeit für den Integrationsprozess von verschiedenen Unternehmenskulturen einplant.
Philosophie des Kapitalgebers entscheidend
Gerade bei Letzteren habe ich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn so ziemlich alle Facetten des Zusammenwirkens zwischen Private Equity-Gesellschaften und Unternehmensleitung kennen gelernt. Zum einen auf Konzernebene, auf der anderen Seite auch bei der Gründung meines eigenen Unternehmens, wo ich meine strategischen Ziele unbeirrt verfolgen konnte und vom Unternehmenserfolg gemeinsam mit meinen Gesellschaftern und Mitarbeitern auch in finanzieller Hinsicht profitieren konnte. Es kommt bei der Auswahl des Wachstumskapitalgebers entscheidend darauf an, welche Philosophien er verfolgt. Geht es um schnellen Profit und hohe Rendite, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, das Ideen, Patente und die Motivation der Mitarbeiter auf der Strecke bleiben. Gerade das aber ist der weitaus größere Kapitaleinsatz im Unternehmen.
Geduld haben und auf eine günstige Gelegenheit warten
Der Kapitalgeber sollte sich in die Denkstrukturen eines Unternehmers hineinversetzen und unternehmerisches Handeln nicht mit stundenlanger Zahlenbürokratie blockieren. Beide Partner sollten eine erkennbare Langfriststrategie verfolgen. Die kann durchaus beinhalten, dass man auch über gezielte Zukäufe wächst. Doch gerade diese sind oft auf den Monat nicht planbar oder gar spontan möglich, denn damit schürt man eher Machtkämpfe und fördert Besitzstände. Besser ist, man hat bei einigen gemeinsamen Projekten schon gemeinsam gearbeitet, dann weiß man, wie der andere tickt und wo die größtmöglichen Synergien zu holen sind. Wenn der Wachstumskapitalgeber langfristig aufs Potenzial der Mitarbeiter im Unternehmen setzt, ist nach einigen Jahren oft ein höherer Verkaufspreis für die Anteile möglich, als bei einer kurzfristigen Rendite. Es ist hier ein bisschen wie an der Börse: Geduld haben und auf eine günstige Gelegenheit warten.
Zur Person: Ulrich Reutner
Ulrich Reutner ist Mitgründer der österreichischen Visioncard GmbH, die Anfang 2009 mit der Oldenburger Cardfactory AG zusammengeführt wurde. Dieses Gemeinschaftsunternehmen wurde Ende Juni 2009 mit der AEM Technologies Holding AG fusioniert und so einer der größten europäischen Anbieter für integrierte Sicherheitslösungen geschaffen. Umgesetzt wurde die Zusammenführung, indem der Mehrheitsteilhaber der Cardfactory, der PE-Fonds “Ventizz Capital Fund III” seine Anteile in die ebenfalls von ihm gehaltene Holding einbrachte. Letztere leitet Reutner nun als CEO.
www.aem-holding.de
Ulrich Reutner ist Mitgründer der österreichischen Visioncard GmbH, die Anfang 2009 mit der Oldenburger Cardfactory AG zusammengeführt wurde. Dieses Gemeinschaftsunternehmen wurde Ende Juni 2009 mit der AEM Technologies Holding AG fusioniert und so einer der größten europäischen Anbieter für integrierte Sicherheitslösungen geschaffen. Umgesetzt wurde die Zusammenführung, indem der Mehrheitsteilhaber der Cardfactory, der PE-Fonds "Ventizz Capital Fund III" seine Anteile in die ebenfalls von ihm gehaltene Holding einbrachte. Letztere leitet Reutner nun als CEO.
www.aem-holding.de