Über Österreich nach Südosteuropa

Die Kunden wollen interkulturell abgeholt werden“
Interview mit Mag. Rafael Daum, CEO der Region SE, Rehau-Gruppe

Unternehmeredition: Herr Daum, welche Vorteile bietet Österreich als Brückenkopf für die Expansion Ihres Unternehmens nach Südosteuropa?
Daum: Zunächst einmal besteht hier eine sehr gute geografische Anbindung, z.B. gibt es Flugverbindungen von Wien in jede größere Stadt. Zweitens bestehen historisch durch die ehemalige kuk-Monarchie Österreich-Ungarn noch gewisse Affinitäten in der Bevölkerung. Und drittens ist die österreichische Mentalität der südosteuropäischen Mentalität näher als die deutsche. In Österreich menschelt es ein bisschen mehr. Wenn Sie sofort mit Zahlen und Fakten anrauschen, kommen Sie nicht so gut an die Menschen heran. Die Kunden wollen interkulturell abgeholt werden – man sollte sich auch privat für das Gegenüber interessieren, partnerschaftliches Verhalten zeigen und nicht das Ganze nur rein arbeitsmäßig abwickeln.

Unternehmeredition: Was leistet das Headquarter für die vielen Mitarbeiter in der Region?
Daum: Von Österreich aus werden heute in der Region SE rund 1.450 Mitarbeiter in 19 Ländern, wenn man Österreich selbst auch mitzählt, betreut. Wir bieten Unterstützung in vielen Bereichen – Finance, Human Resources, Anwendungstechnik, Supply Chain Management, IT und Marketing. Die Mitarbeiter in der ganzen Region haben in Wien Ansprechpartner, die ihre Kultur und Mentalität verstehen. Unter unseren 450 Beschäftigten hier im Headquarter haben wir Mitarbeiter aus 15 Nationen.

Unternehmeredition: Spielt das Thema „Made in Germany“ aus Ihrer Sicht immer noch eine große Rolle?
Daum: Unbedingt, das zahlt sich auch in Ost- und Südosteuropa ganz besonders aus. Deutsche Produkte bürgen für hohe Qualität und den letzten Stand der Technik. Und um die Kundenbindung nochmal anzusprechen: Zusammen mit der Mentalität, also dem Menschelnden aus Österreich, bietet dies eine sehr gute Mischung für den Vertriebserfolg.

Unternehmeredition: Wo wollen Sie in den kommenden Jahren noch expandieren?
Daum: Größere Wachstumschancen bietet insbesondere der Bereich regenerative Energien – mit Wärmepumpen, Solartechnik etc., wobei Rehau beispielsweise eine eigene hausinterne Heizungs- und Regelungstechnik entwickelt hat. In Mittel- und Ost- bzw. Südosteuropa wird in den kommenden zehn bis 20 Jahren noch viel in Gebäudesanierung und -renovierung investiert werden – mit der Betonung auf Energieeffizienz, geringere Heizkosten und umweltgerechte Energiequellen. Aus geografischer Sicht sehe ich hier noch drei besonders dynamische Märkte mit großem Potenzial für Rehau: die Türkei, Russland und die Ukraine. Die Themen Wassermanagement, erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind in der Bevölkerung dort bisher kaum verankert.

Unternehmeredition: Herr Daum, vielen Dank für das Gespräch.

Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil Rehau Gruppe
Gründungsjahr: 1948
Branche: Polymere / Kunststoffe
Unternehmenssitz: Rehau (Franken)
Mitarbeiter: ca. 15.000
Umsatz 2010: ca. 2 Mrd. EUR
Internet: www.rehau.com

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