Einst als Plage der deutschen Wirtschaft verschrien, leben Mittelständler und Private Equity-Gesellschaften heute oftmals in einer Symbiose, weil sich die Branche auf die hiesige Unternehmenskultur eingestellt hat. Doch aktivistische Investoren sind dabei, den Imagewandel in der Öffentlichkeit zu torpedieren.
Franz Müntefering traf einen Nerv, als er 2005 in einer aktuellen Stunde des Bundestages Finanzinvestoren mit Heuschrecken verglich. Der damalige SPD-Chef verteufelte die Schwärme aggressiver Finanzinvestoren, die sich über grundsolide Unternehmen hermachten, sie niederfraßen, um einen heruntergekommenen Acker zu hinterlassen. Am Ende machten die Private Equity-Fonds (PE-Fonds) satte Gewinne, während die Belegschaften der substanzlosen Unternehmen auf der Straße standen. Müntefering bezog seine Polemik auf eine lange Liste solcher Opfer überwiegend amerikanischer Heuschrecken – darunter der Automatenhersteller Wincor Nixdorf, die Brillenfirma Rodenstock, das Chemieunternehmen Celanese und der Armaturenhersteller Grohe.
Der Heuschrecken-Vergleich passte in die Stimmung im Land. Die Arbeitslosigkeit war Mitte der Nullerjahre hoch. Entlassungen brachten die Öffentlichkeit in Rage und heizten die Kritik am Wirtschaftssystem an. 2002 war die Blase am Neuen Markt geplatzt. Viele Kleinanleger hatten Geld blauäugig in Start-ups der New Economy gesteckt und sahen sich am Ende geprellt. Und dann kamen auch noch diese Profitjunkies aus Übersee und machten ein schönes deutsches Unternehmen nach dem anderen kaputt. Wobei man unter kaputt in der Regel Stellenabbau verstand.
Private Equity boomt
Das buchstäblich katastrophale Image hat die Finanzinvestoren nicht aus Deutschland vertrieben. Im Gegenteil: Deutsche und internationale Private Equity-Fondsgesellschaften haben ihr Geschäft seither sukzessive ausgebaut. In den ersten sechs Monaten 2018 erreichte das Transaktionsvolumen nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft EY fast 11 Mrd. Euro. Das ist der höchste Wert seit der Finanzkrise. In der Vergleichszeit des Vorjahres waren es gut 5 Mrd. Euro, im gesamten vorigen Jahr knapp 9 Mrd. Euro. Der Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) zählte für 2017 insgesamt 150 Buyouts, 31 mehr als 2016. Die Zahl der PE-Investoren ist mittlerweile auf über 300 gestiegen.
Auch der Geschäftsklimaindex des German Private Equity Barometers schnellte im zweiten Quartal 2018 um sage und schreibe 10,4 Zähler auf 77,1 Punkte nach oben. Einen höheren Wert hat das vom BVK und der staatlichen Förderbank KfW erstellte Barometer noch niemals zuvor erreicht. „Aktuell erleben wir die längste und stabilste Aufschwungphase in der Geschichte des deutschen Beteiligungsmarktes“, kommentierte Ulrike Hinrichs vom BVK-Vorstand.