Bislang konnten sich Unternehmen auf den europäischen Binnenmarkt verlassen. Die Brexit-Entscheidung und die Katalonien-Krise rütteln an diesem Glauben. Sollte sich dieser Schwebezustand verlängern oder auf weitere Regionen ausbreiten, werden sich Unternehmen andere Standorte für ihre Investitionen suchen.
Perplex waren auch viele Unternehmen. Sie reagierten schnell und zogen Konsequenzen. Laut Daten des Germany Trade & Invest (GTAI), der Außenstelle des Bundeswirtschaftsministeriums, haben bis Ende Oktober 1.600 Firmen ihren Gesellschafts- und zum Teil auch den Steuersitz in andere Gebiete Spaniens verlegt. Experten zufolge dürften es mittlerweile weit mehr als 2.000 sein. Zölle, Währungen oder Außenhandelsabkommen – all diese ungeklärten Variablen könnten dafür sorgen, dass noch mehr Unternehmen die bislang stärkste Wirtschaftsregion Spaniens verlassen.
Wirtschaft wächst langsamer
Schützen wollen die Unternehmen vor allem ihre Investitionen: „Rechtssicherheit besteht nur dann, wenn eine Trennung einvernehmlich mit der Zentralregierung erfolgt“, sagt Wirtschaftsvertreter Peters. Diese ist bislang nicht gegeben, und das hat direkte Auswirkungen auf den Kapitaleinsatz. Laut einer Umfrage der Deutschen Außenhandelskammer in Spanien beurteilen vier von zehn deutsche Unternehmen mit Sitz in Katalonien ihre Investitionsabsichten als beeinträchtigt. „Keiner will mehr einen Cent ausgeben. Die Investitionen liegen auf Eis“, stellt Peters klar.
Zu den Sorgen geringerer Investitionen kommen auch die der Tourismusbranche. Die Auswirkungen sind während der Konfrontation von Lokalpatrioten und der Zentralregierung spürbar gewesen. „Die positive Entwicklung hat sich in den Wochen nach dem Referendum geändert, als die Berichterstattung aus Barcelona von Bildern mit Demonstrationen und entsprechenden Polizeiaktionen dominiert wurde“, sagt Flavio Ghiringhelli, Vice President Corporate Solutions für Südwest- und Osteuropa des Hotelportals HRS. In dieser Phase hatte HRS einen Rückgang an Buchungen in Barcelona zu verzeichnen.