Thalia übernimmt buecher.de

(c) Artstudio_adobe Stock
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Die Thalia Bücher GmbH, einer der führenden Buchhändler im deutschsprachigen Raum, hat den Online-Buchhändler buecher.de übernommen. Die Übernahme erfolgte im Rahmen eines Betriebsübergangs, nachdem buecher.de im Juli 2024 aufgrund der Insolvenz seiner Konzernmutter, der Weltbild-Gruppe, ebenfalls Insolvenz anmelden musste. Das Bundeskartellamt genehmigte die Transaktion am 4. November 2024. Mit der Übernahme gehen alle Vermögenswerte von buecher.de auf Thalia über. Besonders erfreulich für die Mitarbeitenden: Alle 34 Beschäftigten am Standort Augsburg behalten ihre Arbeitsplätze zu den bisherigen Konditionen. Auch die Marke buecher.de bleibt bestehen und wird künftig als Teil der Thalia-Gruppe weitergeführt. Die Bedingungen der Übernahme wurden von Insolvenzverwalter Christian Plail von SGP Schneider Geiwitz und der Beratungsfirma Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in einem strukturierten Investorenprozess ausgehandelt.

Strategische Vorteile für Thalia

Die Übernahme bietet für Thalia wichtige strategische Vorteile. Der Online-Buchhändler buecher.de, der im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro erzielte, ergänzt das bestehende Portfolio des Hagener Unternehmens ideal. Ingo Kretzschmar, Geschäftsführer von Thalia, sieht in der Akquisition einen positiven Impuls für die gesamte Buchbranche: „buecher.de hat loyale Kunden und bleibt auch künftig als Marke erhalten. Diese Übernahme stärkt nicht nur unser Angebot, sondern setzt auch ein Zeichen für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Buchhandelsstandorts Deutschland.“ Neben wirtschaftlichen Aspekten bringt die Integration von buecher.de auch neue Perspektiven für Mitarbeitende und Kunden. Während die Beschäftigten von stabilen Arbeitsverhältnissen profitieren, können Kunden weiterhin auf die bewährten Services und das umfangreiche Sortiment des Online-Buchhändlers zugreifen. buecher.de bietet über 15 Millionen Artikel aus den Bereichen Bücher, Musik, Filme, Technik, Spiele und mehr an und hat sich über die Jahre einen festen Platz im Online-Handel gesichert.

Investorenprozess unter Zeitdruck

Christian Plail
Christian Plail, Foto: Schneider Geiwitz

Die Übernahme ist das Ergebnis eines intensiven und erfolgreichen M&A-Prozesses. Das Team von Dr. Wieselhuber & Partner, geleitet von Philippe Piscol und Dardan Mulaku, schloss den Prozess in weniger als drei Monaten ab. Der Fokus lag darauf, einen strategischen Investor zu finden, der die Marke buecher.de nicht nur erhält, sondern weiterentwickelt. Laut Insolvenzverwalter Christian Plail war der Prozess ein großer Erfolg: „Mehrere Interessenten haben intensiv um den Zuschlag gerungen. Das zeigt, dass buecher.de eine starke Marke ist. Der Abschluss sichert die Zukunft des Unternehmens und die bestmögliche Befriedigung der Gläubiger.“ Die Zusammenarbeit zwischen SGP Schneider Geiwitz und W&P war dabei entscheidend. Beide Partner verfügen über umfassende Erfahrung in Restrukturierungen und M&A-Prozessen, insbesondere im Buchhandelssektor. Bereits beim Verkauf von Weltbild konnte W&P erfolgreich agieren, was auch bei buecher.de ein entscheidender Vorteil war.

Die Freigabe durch das Bundeskartellamt erfolgte ohne größere Hindernisse. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erklärte, dass die Übernahme keine wesentlichen Auswirkungen auf den Wettbewerb habe. Der deutsche Buchmarkt bleibe trotz der Transaktion wettbewerbsfähig. Neben anderen Buchhändlern und Handelsketten stellt vor allem Amazon einen bedeutenden Wettbewerber im Online-Buchhandel dar. Laut Mundt wiegt die Größe von Thalia im Vergleich zu Amazon deutlich geringer, weshalb die Übernahme keine marktbeherrschende Stellung erzeugt. Thalia, das im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 1,9 Mrd. EUR erzielte, betreibt aktuell 394 eigene Buchhandlungen in Deutschland und Österreich. Zusätzlich hält das Unternehmen Anteile an 60 Buchhandlungen in der Schweiz und ist einer der wichtigsten Akteure im deutschsprachigen Buchhandel. Mit buecher.de erweitert Thalia seine Online-Präsenz und stärkt seine Position als Omni-Channel-Buchhändler.

Bessere Zukunftsperspektive

Für buecher.de markiert die Übernahme einen wichtigen Wendepunkt. Nach der Insolvenz der Muttergesellschaft, der WB D2C Group, war die Zukunft des Online-Buchhändlers ungewiss. Durch die Eingliederung in die Thalia-Gruppe ist die Fortführung des Geschäftsbetriebs gesichert. Kunden können weiterhin wie gewohnt bestellen, und die Marke buecher.de bleibt ein fester Bestandteil des deutschen Buchhandels. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Fest steht jedoch, dass die Erlöse in die Insolvenzmasse der Weltbild-Gruppe fließen. Ziel ist es, die Forderungen der Gläubiger weitestgehend zu bedienen. Mit der Integration von buecher.de sendet Thalia ein starkes Signal an die Branche: Der Buchhandel bleibt ein zentraler Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft, sowohl online als auch offline.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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