Das Geschäftsklima für Selbständige hat sich im September 2024 weiter verschlechtert. Der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ sank auf minus 21,4 Punkte, nach minus 18,4 im August. Besonders der Ausblick auf die kommenden Monate trübte sich deutlich ein, während die aktuelle Lage etwas weniger negativ bewertet wurde. Katrin Demmelhuber vom ifo Institut führt die Verschlechterung auf die konjunkturelle Flaute und den Auftragsmangel zurück. Ein Lichtblick bleibt der Tourismus- und Gastgewerbesektor, wo die Geschäfte besser liefen. IT-Dienstleister hingegen verzeichnen ein Langzeittief. Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe belasten zusätzlich die Soloselbständigen.
Verbraucherstimmung bleibt negativ
Die Verbraucherstimmung in Deutschland setzt ihren Abwärtstrend auch im Oktober 2024 fort. Laut dem aktuellen HDE-Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) sank der Index bereits den vierten Monat in Folge. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass der private Konsum in den letzten Monaten des Jahres keine Wachstumsimpulse für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung geben wird.
Trotz eines leichten Anstiegs der Anschaffungsneigung planen viele Verbraucher, ihre Sparanstrengungen zu verstärken. Daher ist zwar mit einer minimalen Konsumausweitung zu rechnen, jedoch bleibt die Zurückhaltung deutlich spürbar. Die Vorweihnachtszeit könnte zwar zu einer Stabilisierung des Konsums führen, aber ein entscheidender Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum wird nicht erwartet.
Die pessimistischen Konjunkturerwartungen der Verbraucher spiegeln sich auch im Ausblick auf die eigene finanzielle Situation wider. Gegenüber dem Vorjahr blicken die Konsumenten pessimistischer auf die Entwicklung ihres Einkommens. Eine wirtschaftliche Erholung scheint für 2024 unwahrscheinlich, und ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird wahrscheinlicher. Das HDE-Konsumbarometer basiert auf monatlichen Umfragen unter 1.600 Personen und gibt Auskunft über die Stimmungslage der Verbraucher für die kommenden drei Monate.
Insolvenzen im Immobiliensektor nehmen zu
In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 verzeichnete der Immobiliensektor einen dramatischen Anstieg der Großinsolvenzen. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg stieg die Zahl der Insolvenzen von 27 auf 46, was einem Plus von 70 % entspricht. Besonders betroffen sind Rohbauer und Projektierer, von denen 23 Firmen Insolvenz anmeldeten, sieben mehr als im Vorjahr. Die Krise greift nun auch auf den Ausbau und die nachgelagerten Gewerke über. In diesem Bereich stiegen die Insolvenzen um 109 %. Christian Alpers, Partner bei Falkensteg, prognostiziert, dass sich diese Entwicklung bis 2026 fortsetzen wird. Die Kombination aus hohen Baukosten, variablen Zinssätzen und der Zurückhaltung der Banken verschärft die Liquiditätsprobleme vieler Unternehmen. Investoren zeigen sich zunehmend zurückhaltend, und eine Erholung des Marktes ist erst zu erwarten, wenn Inflation und Zinsen sinken. Staatliche Maßnahmen, wie günstige KfW-Darlehen, sind notwendig, um den Wohnungsbau zu beleben.
Preiserwartungen deutlich gesunken
Immer weniger Unternehmen in Deutschland wollen ihre Preise erhöhen. Die ifo Preiserwartungen sanken im September auf den niedrigsten Wert seit Februar 2021. „Die wirtschaftliche Krise verringert die Spielräume für die Unternehmen, ihre Preise anzuheben“, sagt ifo Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Damit dürfte die Inflationsrate in Deutschland in den kommenden Monaten unter der Zwei-Prozent-Marke bleiben, die die Europäische Zentralbank anstrebt.“ Für die kurzfristige Entwicklung der Verbraucherpreise spielen insbesondere die Preiserwartungen in den konsumnahen Wirtschaftszweigen eine Rolle. Diese seien spürbar zurückgegangen. Dazu hätten sowohl die Einzelhändler als auch die konsumnahen Dienstleister beigetragen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.