Steuern sparen im Homeoffice? Eher nicht!

© Nicole Lienemann - stock.adobe.com

Im Herbst lehnte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil weit aus dem Fenster, indem er ein Recht auf Homeoffice für Arbeitnehmer einführen wollte. Die Kanzlerin erteilte ihm eine kühle Absage und der Vorschlag verschwand in der Ablage. Nun sollen aber zumindest die Beschäftigten bei der Steuererklärung 2020 davon profitieren, dass sie im Homeoffice erhöhte Aufwendungen durch Heizung, Strom und Internet haben.

Die aktuellen Planungen der Bundesregierung sehen vor, dass eine Pauschale von fünf Euro pro Tag angesetzt werden kann – maximal aber 600 Euro. Bereits im Herbst hatten Hessen und Bayern im Bundesrat eine Homeoffice-Pauschale gefordert.

Anrechnung auf Arbeitnehmer-Pauschbetrag

Die Regelung hat aber gleich zwei entscheidende Nachteile: Die Homeoffice-Steuerpauschale wird nicht zusätzlich zum Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 1.000 Euro gewährt, sondern angerechnet. Zudem entfallen an den Tagen mit Homeoffice die Erstattungen der Pendlerpauschale. Für viele Steuerzahler dürfte die Homeoffice-Steuerpauschale also wenig bringen, da sie die 1.000-Euro-Grenze bei den Werbungskosten nicht überschreiten wird. Dennoch kalkuliert die Bundesregierung immerhin mit Kosten von einer Milliarde Euro. Nach aktuellem Stand soll es die Pauschale nur im Jahr 2020 geben.

Mitarbeiter des Bundestages bekommen steuerfreien Zuschuss

Praktisch zeitglich mit den Beratungen über die Homeoffice-Steuerpauschale wurde bekannt, dass nach einem Beschluss des Ältestenrates des Bundestages alle rund 4.500 Mitarbeitenden der Bundestagsabgeordneten eine steuerfreie Pauschale von 600 Euro als “Abmilderung für die zusätzliche Belastung durch die Corona-Krise” erhalten. Voraussetzung ist, dass der Mitarbeitende mindestens einen Tag zwischen April und Oktober im Homeoffice gewesen ist.

Corona-Bonus kann länger ausgezahlt werden

Die Homeoffice-Steuerpauschale wird Bestandteil des Jahressteuergesetzes 2020. Zu den neuen Regelungen gehört auch, dass die Frist für die Auszahlung des steuerfreien Corona-Bonus auf den 30. Juni 2021 verlängert wird. Bislang galt eine Befristung bis zum Jahresende.

Anteil der Mitarbeitenden im Homeoffice verdreifacht

Bereits im Frühjahr, beim ersten umfangreichen Lockdown in Deutschland, hatten viele Firmen ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice geschickt. Als sich im Sommer die Lage etwas beruhigte, kehrten zwar viele Beschäftigte wieder ins Büro zurück, aber der Anteil an Homeoffice-Arbeitsplätzen blieb vergleichsweise hoch. Im Sommer haben nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums rund 36 Prozent der abhängig Beschäftigten im Homeoffice oder von unterwegs gearbeitet, das ist rund das Dreifache gegenüber dem Vorjahr. Das Münchener ifo-Institut ermittelte im Juli, dass mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen Homeoffice-Arbeitsplätze stärker etablieren möchten. Mit der „zweiten Welle“, die seit November für neue Einschränkungen sorgt, dürften sich diese Zahlen weiter erhöhen. Bei unserer Artikelserie „Corporate Finance nach Corona“ kündigten viele Manager an, dass sie das Arbeiten im Homeoffice weiter ausdehnen möchten.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelDBAG sieht positiv in die Zukunft und will wachsen
Nächster ArtikelTransformation World 2020: SNP spürt wachsende Nachfrage