Seit jeher gehört der Audio-Spezialist Sennheiser zu den Qualitätsführern in der Branche. Doch vor allem bei jungen Kunden sind Kopfhörer mittlerweile auch Modeaccessoire. Wie sich das Familienunternehmen darauf einstellt.
Sennheiser kann die vermeintliche Apple-Offerte nur recht sein. Denn das mediale Interesse ist riesig, und so rücken auch die Niedersachsen wieder in den Mittelpunkt – auch bei Investoren. Bei einem Übernahmeversuch würden diese vermutlich auf Granit beißen. „Bei uns steht die Familie mit Haut und Haaren hinter der Firma“, sagt Sennheiser. Weiterhin möchte er das Unternehmen unabhängig leiten und wenn möglich an die vierte Generation weitergeben. „Ob diese dann eine aktive Rolle im Management einnimmt, spielt nicht die entscheidende Rolle“, so Sennheiser.
Werte behalten
Doch niemals will das Unternehmen seine Wurzeln vergessen. Diese liegen im Jahr 1945. Der Großvater gründete damals das Unternehmen. Eigentlich wollte er Wissenschaftler und nicht Unternehmer werden. Doch nach dem zweiten Weltkrieg lag die Forschung brach und deswegen schlug er eine Unternehmerkarriere ein. Fortan entwickelte er Mikrofone, Geophone und Richtrohrmikrofone. Technologisch waren die Produkte immer führend. Konsumenten kennen Sennheiser zwar eher durch die Kopfhörer,
diese gehören allerdings erst seit 1968 zum Produktsortiment. Mittlerweile macht die Consumer-Sparte die Hälfte des Umsatzes von 584 Mio. EUR, die Sennheiser 2012 erwirtschaftete, aus. „Die Akribie und die Passion für Exzellenz ist bis heute geblieben“, sagt Sennheiser. „Wir arbeiten sehr innovativ und wissenschaftlich fundiert.“ Auch für das Markenimage ist Deutschland ein wichtiger Produktionsstandort geblieben. In Wennebostel und in Irland fertigt Sennheiser Schallwandler, das akustische Herz des Produkts. Andere Teile der Produktion wurden auch ins außereuropäische Ausland verlagert.
Der Anteil des Umsatzes, den Sennheiser in Deutschland erwirtschaftet, lag 2012 gerade noch bei 16%. Vor allem in Asien sieht der Unternehmenschef Chancen. „In China haben wir sehr gute, direkte Kontakte in die Musik- und Kunstszene.“ Diese ermöglichten dem Unternehmen, dass sogar eine Halle nach ihm benannt wurde. So heißt die Shanghai Concert Hall mittlerweile Sennheiser Shanghai Concert Hall. „Für die Außenwirkung und die Marke hat das eine große Bedeutung“, sagt Sennheiser. Erfolgreich ist das Familienunternehmen in China noch mit herkömmlichen Werbeformen. „Konzertplakate sorgen dort für eine hohe Aufmerksamkeit.“ Zudem setzen sie im Ausland auch auf Radiospots. Klassische Fernsehwerbung steht nicht im Fokus. Doch die Grenzen sind fließend. „Youtube ist der Kanal, auf dem die junge Zielgruppe Bewegtbild konsumiert“, sagt Sennheiser. Mit seinen Momentum-Geschichten scheint er den Nerv der Zeit zu treffen.
Zur Person
Am 1. Juli 2013 übernahm Daniel Sennheiser gemeinsam mit seinem Bruder Andreas die Gesamtverantwortung und ist CEO des Unternehmens. Der 40-Jährige studierte Produktdesign in der Schweiz und den USA und arbeitet seit März 2008 im Familienunternehmen. Seit Januar 2011 ist er Mitglied der Geschäftsleitung. Die Niedersachsen beschäftigen rund 2.300 Mitarbeiter. Etwas mehr als die Hälfte arbeitet in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2012 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 584 Mio. EUR, 84% davon im Ausland. www.sennheiser.com
Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.