Über Jahrzehnte war Heinz Bauer einer der mächtigsten Verleger im europäischen Zeitschriftengeschäft. Lange Zeit war unklar, welche seiner vier Töchter die Nachfolge an der Spitze seiner Bauer Media Group übernehmen würde. Seit Beginn des Jahres steht die zweitjüngste der vier Bauer-Töchter, Yvonne Bauer, an der Spitze des Konzerns und führt das Traditionshaus in der fünften Generation. Begleitet wurde der Generationswechsel durch eine Änderung der Konzernstruktur.
Feuertaufe bestanden
“Ich hoffe, dass sich Yvonne gut einarbeitet und auch meine anderen Töchter weiter Spaß haben, sich einzubringen”, kommentierte Heinz Bauer die Berufung seiner zweitjüngsten Tochter in die Geschäftsleitung der Bauer Media Group im Juni vergangenen Jahres. Was durchaus eine Überraschung war, denn eigentlich galt Mirja Becker, die Älteste, als potenzielle Nachfolgerin ihres Vaters. Yvonne Bauer hatte im April 2007 zunächst die Leitung der Bauer Vertriebs KG übernommen, nachdem sie maßgeblich dazu beitrug, einen Schmiergeldskandal in der hauseigenen Vertriebsgesellschaft aufzudecken. Und schließlich war sie es auch, die sich vor knapp zwei Jahren in der Auseinandersetzung um Handelsspannen einen harten Kampf mit dem Bundesverband Presse-Grosso lieferte und sich so ihre Sporen verdiente.
Gesellschaftsrechtliche Neuordnung
Eingeleitet wurde der Generationswechsel mit einer tiefgreifenden Änderung der Konzernstruktur. Unter dem Dach der Yvonne Bauer Redaktions KG wurden im Sommer letzten Jahres gleich zwölf neue GmbHs ins Leben gerufen. Hintergrund ist wohl die Regelung von Erbformalitäten und eine weitere Zentralisierung der redaktionellen Arbeiten im Verlag. Die neuen GmbHs decken beinahe das gesamte Markenportfolio des Hamburger Großverlags ab. So teilen sich zukünftig die Bauer Women GmbH und die Bauer Premium GmbH die Aufgaben, die bisher in der Achat KG zusammengefasst waren. Hierbei ist die Women GmbH für die Frauentitel und die Premium GmbH für das Yellow-Segment verantwortlich. Hauptgesellschafterin ist Yvonne Bauer mit einem Anteil von 85%. Auch in der neu gegründeten Yvonne Bauer Service KG hat die Namensgeberin das Sagen. In ihr bündeln sich die Call-Center-Aktivitäten des Verlags. Trotz neuer Konzernstruktur bleibt vieles beim Alten. Über Gewinnabführungsverträge und Durchgriffshaftung können alle GmbHs mit Yvonne Bauers KGs weiterhin so verbunden bleiben, dass die 32-Jährige letztlich voll haftet.
Sinkende Umsatzerwartung
Der Wechsel an der Spitze der Bauer Media Group fällt in eine schwierige Zeit. Für 2010 werden sinkende Umsätze und stagnierende Gewinne erwartet. Zwar konnte der Verlag seinen Gesamtumsatz im abgelaufenen Jahr auf knapp 2,1 Mrd. EUR steigern. Allerdings profitierte Bauer vor allem von Zukäufen im Ausland. So betrugen die Auslandsumsätze insgesamt 1,18 Mrd. EUR und fielen damit erstmals höher aus als die Umsätze im Inland. Dort hatte Bauer, obwohl traditionell weniger abhängig vom Anzeigengeschäft als die Konkurrenz, mit sinkenden Verkaufszahlen bei Publikumszeitschriften zu kämpfen. Der Inlandsumsatz sank auf 883 Mio. EUR. Besserung erhofft man sich durch Paid Content im Internet. Denn bei Bauer ist man davon überzeugt, dass kostenlose journalistische Qualitätsinhalte auf Dauer nicht funktionieren können. Und nun folgt für Yvonne Bauer die eigentliche Bewährungsprobe.
Holger Garbs
redaktion@unternehmeredition.de
Kurzprofil: Bauer Media Group
Gründungsjahr: 1875
Branche: Verlagswesen
Unternehmenssitz: Hamburg
Mitarbeiterzahl: 6.970 (weltweit, davon über 2.000 in Deutschland)Umsatz 2009: 2,1 Mrd. EUR
www.bauerverlag.de