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So gelingt der globale ERP-Rollout

Viele deutsche Firmen forcieren derzeit den Auf- und Ausbau ihrer ausländischen Produktionsstätten oder sind dabei, bestehende Produktionsnetzwerke samt der logistischen Kette neu zu bewerten. Dies hat direkten Einfluss auf die IT-Landschaften – speziell auf die verwendeten Systeme für Enterprise Resource Planning (ERP).

Die ERP-Systeme steuern Abläufe im Finanzwesen, in der Produktion sowie in der Personalwirtschaft. Vor diesem Hintergrund gehören globale ERP-Rollouts zu den anspruchsvollsten IT-Projekten überhaupt. Vier Erfolgsfaktoren tragen maßgeblich dazu bei, Fehlschläge bei internationalen ERP-Rollouts zu vermeiden.

Erfolgsfaktor 1: Professionelle Projektplanung

Ein globales Rollout-Projekt sollte stets eine Analyse mit Evaluierung und Abgleich von Ist- und Soll-Prozessen beinhalten: die Erstellung der Templates inklusive „Business Blueprint“ sowie Dokumentation und den ersten Rollout im Rahmen eines Pilotprojekts. Grundsätzlich gibt es zwei Rollout-Szenarien: Beim ersten werden die Prozesse in der Zentrale definiert, vor Ort wird das System gemeinsam mit einem lokalen Team entworfen und implementiert. Beim zweiten Szenario wird das Template mit den Geschäftsprozessen bereits in einem System implementiert und dann lokal auf Basis einer Systemkopie installiert und angepasst. Was Mehrsprachigkeit bzw. den Unicode in diesem Zusammenhang anbetrifft, so sollte das als eigenständiges Projekt behandelt werden. Dabei gilt: Unicode-Umstellungen sollten vor dem eigentlichen Rollout abgeschlossen sein.


“Ein globales Rollout-Projekt sollte stets eine Analyse mit Evaluierung und Abgleich von Ist- und Soll-Prozessen beinhalten.”

Jörg Kaschytza, Managing Director bei hartung:consult GmbH


Erfolgsfaktor 2: Gemeinsame Kultur und klares Bekenntnis

Bei vielen gescheiterten oder deutlich verzögerten ERP-Projekten lassen sich zwei Fehlerquellen identifizieren: Fehlende Unterstützung durch das Top-Management und kulturelle Unterschiede. Bei einem weltweit tätigen Unternehmen wurde etwa nach rund fünf Jahren und mehreren Anläufen der ERP-Rollout in der japanischen Niederlassung abgebrochen. Es war schlichtweg nicht gelungen, die dortige Geschäftsführung für das Projekt zu gewinnen. Bei einem anderen Rollout musste der ERP-Produktivstart im chinesischen Werk um mehr als ein halbes Jahr verschoben werden. Aufgrund mangelnder Erfahrung war es nicht gelungen, eine kulturelle Brücke zwischen der lokalen Projektmannschaft und der IT-Mannschaft aus Deutschland zu bauen. Die Folge waren ständige Konflikte beim Know-how-Transfer. Insofern ist ein gemeinsames Verständnis mit eindeutigen Regeln und ein klares Bekenntnis durch das Management unabdingbar für den Projekterfolg – und zwar während des gesamten Projekts und über einen längeren Zeitraum.

Viele deutsche Firmen forcieren derzeit den Auf- und Ausbau ihrer ausländischen Produktionsstätten oder sind dabei, bestehende Produktionsnetzwerke samt der logistischen Kette neu zu bewerten. Dies hat direkten Einfluss auf die IT-Landschaften – speziell auf die verwendeten Systeme für Enterprise Resource Planning (ERP).

Erfolgsfaktor 3: Entwicklung von geeigneten ERP-Templates

Häufig findet die ERP-Implementierung in einem neuen Werk, nach dem Ausbau einer Niederlassung oder nach einer Unternehmensübernahme statt. Nicht selten ist daher vor Ort ein wenig eingespieltes Managementteam tätig und die IT-Mannschaft muss sich noch Know-how aneignen. Vor diesem Hintergrund stellt die Entwicklung einer weltweit nutzbaren Schablone (Template) für ein ERP-Rollout eine Herausforderung dar: Das Team muss ein einheitliches Applikationspaket kreieren, das gleichzeitig den Geschäftsprozessen in verschiedenen Unternehmen eines Firmenverbunds in unterschiedlichen Kulturkreisen sowie Weltregionen gerecht wird.


“Eine zentrale Zielsetzung ist es, die Informationstransparenz zu erhöhen, um das Unternehmen besser steuern zu können.”

Jörg Kaschytza, Managing Director bei hartung:consult GmbH


Als nicht praktikabel hat sich erwiesen, eine für eine Unternehmenszentrale entwickelte Lösung direkt zu verwenden und sie dann auf Niederlassungen oder Tochterfirmen zu übertragen.

Erfolgsfaktor 4: Korrekte Stammdaten

Bei der Nutzung mehrerer ERP-Systeme in einer global vernetzten Anwendungslandschaft spielt das Stammdaten-Management eine herausragende Rolle. Stimmen die Stammdaten nicht überein, führt dies zu unerwünschten Effekten und Problemen. Zu prüfen ist dann, ob auf verschiedenen Systemen gleiche Waren unterschiedliche Merkmale aufweisen oder die verwendeten Lösungen über verschiedenartige Stammdatenverwaltungen verfügen. Nötig ist dann eine Harmonisierung. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte dies bereits vor Beginn des Rollout-Programms analysiert werden.

 


Viele deutsche Firmen forcieren derzeit den Auf- und Ausbau ihrer ausländischen Produktionsstätten oder sind dabei, bestehende Produktionsnetzwerke samt der logistischen Kette neu zu bewerten. Dies hat direkten Einfluss auf die IT-Landschaften – speziell auf die verwendeten Systeme für Enterprise Resource Planning (ERP).

 FAZIT

Mit globalen ERP-Rollouts verknüpfen Unternehmen in der Regel betriebswirtschaftliche Vorteile. Sie reichen von global vereinheitlichten Geschäftsprozessen und harmonisierten Stammdaten über reduzierte Durchlauf- und Lieferzeiten von Produkten und Waren bis hin zu optimierten internen Abwicklungen. Eine zentrale Zielsetzung ist es, die Informationstransparenz zu erhöhen, um das Unternehmen besser steuern zu können. Aus IT-Sicht werden insbesondere die Harmonisierung der ERP-Landschaft – und damit verbundene reduzierte IT-Kosten – sowie die zentralisierte Entwicklung neuer Prozesse und Funktionen im System und höhere Service Levels angestrebt.


Zur Person

© hartung:consult GmbH

Jörg Kaschytza ist Managing Director der hartung:consult GmbH. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der IT-Branche tätig und seit sechs Jahren bei Hartung. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 1988 mit SAP und globalen Rollouts. 2016 hat die SNP Schneider-Neureither & Partner AG die Mehrheit erworben.

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