„Titan“ Oliver Kahn über den Umgang mit Kritik, seine größte Niederlage und wie es ihm gelang, als Unternehmer erfolgreich zu sein.
Vom Welttorhüter zum Unternehmer – wie schwer war dieser Schritt?
Schwer war nicht der Schritt zum Unternehmer vor dem Hintergrund meiner Interessen. Vielmehr war es die Veränderung als solche, die mir schwergefallen ist. Sich nach 21 Jahren als Profifußballer aus einem hochemotionalen Umfeld zu verabschieden, das war eine große Herausforderung für mich. Das Eintauchen in ein anderes Leben – das war ausgesprochen anstrengend. Rückblickend ist mir das aber Gott sei Dank ohne große Blessuren ganz gut gelungen.
“Als Torwart zählt nur die eigene Leistung. Als Unternehmer könnte ich isoliert von meiner Umwelt nie erfolgreich sein”
Oliver Kahn, ehemaliger Bayern-Spieler, heute Unternehmer
Was ist Ihnen leichter gefallen – die Karriere als Fußballprofi oder die des Unternehmers?
Ich bin praktisch mit einem Ball in der Hand groß geworden. Die Leidenschaft fürs Spiel war immer da, und Talent wurde mir ja auch in die Wiege gelegt. Diese Voraussetzungen konnten aber nur durch Disziplin und Willenskraft erschlossen und ausgebaut werden. Unternehmer zu sein erfordert zwar ähnliche Tugenden. Trotzdem ist der Erfolg weit mehr von externen Einflussfaktoren abhängig. Als Torwart zählt trotz guter Abwehrleistung der Teamkollegen in einer einzigen Sekunde nur die eigene Leistung. Als Unternehmer könnte ich dagegen isoliert von meiner Umwelt nie erfolgreich sein.
Viele Firmenlenker können mit Kritik eher schlecht umgehen. Steht man wie Sie ständig im Rampenlicht, muss man mit Anfeindungen leben können. Wie schaffen Sie das?
Wenn ich an meine aktive Zeit als Fußballer zurückdenke, dann muss ich zugeben, dass ich mit Kritik auch nicht gerade gut umgehen konnte. Heute bin ich erfahrener und gebe mich deutlich gelassener im Umgang mit Kritik. Ich betrachte kritische Äußerungen und Anmerkungen jetzt als konstruktive Beiträge und prüfe sie im Austausch mit Dritten auf ihre Berechtigung. Denn „weiter, immer weiter“ heißt für mich vor allem auch „lernen, immer weiter lernen“. Diese Prämisse setzt die Einsicht von eigenen Fehlern und Defiziten voraus.
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