Über viele Jahre hinweg legten deutsche Mittelständler fast jeden Cent ihrer Erträge im eigenen Unternehmen an. Das ist vorbei. In Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen, politischer Risiken und wirtschaftlicher Herausforderungen hat sich das Investitionsverhalten verändert. Wie das Unternehmervermögen heute angelegt wird.
Anlagehorizont wird größer
Die Ergebnisse belegen, dass sich das Anlagevolumen deutscher Mittelständler dieser Größenordnung aufgrund der guten Erträge in den Jahren seit der Finanzkrise kontinuierlich erhöht hat. Zwar liegt das durchschnittliche Volumen mit rund 3,6 Mio. Euro aktuell unter der Summe des Jahres 2016 von knapp 4,7 Mio. Euro. Dennoch ist dies laut Forschungsleiter Wittberg der dritthöchste Wert seit 2007.
Deutlich verringert hat sich 2017 der Anlagebedarf. Lag dieser im Vorjahr bei 57 Prozent, so gaben Mitte 2017 nur noch 39 Prozent der Unternehmer an, Geld investieren zu wollen. Dies ist jedoch kein Hinweis darauf, dass Mittelständler weniger Erträge erzielen, die sie anlegen können. Im Gegenteil: Die Unternehmen hätten Investitionen in den Betrieb vor- oder nachgeholt, sodass derzeit weniger Liquidität zur Verfügung stehe, analysieren die Autoren der Studie. Zudem ist die Anzahl langfristiger Beteiligungen sowie von Übernahmen gestiegen.
Letzteres spricht dafür, dass Unternehmen schrittweise ihren Anlagehorizont erweitern und nicht mehr jeden Cent direkt in die Firma reinvestieren. Auch bei der Wahl der Instrumente vollzieht sich allmählich ein Wandel. Hatten im Jahr 2016 rund drei Viertel der Befragten Geld in Fest- oder Termingeldkonten geparkt, so sind es ein Jahr später nur noch 58 Prozent. Bis Ende 2017 könnte sich das Volumen in solchen Anlagen laut der Prognose bis auf 18 Prozent verringern. Angesichts von Guthabengebühren, die viele Banken inzwischen verlangen, klingt das plausibel.
Auch die Risikobereitschaft mittelständischer Unternehmen beginnt sich zu verändern. So ist erstmals rund ein Drittel der Befragten bereit, für einen Ertrag zwischen einem und zwei Prozent überschaubare Kursschwankungen in Kauf zu nehmen. Für eine Rendite von drei Prozent sind 22 Prozent sogar willens, stärkere Schwankungen zu akzeptieren.
„Bisher war die hohe Risikoaversion oftmals ein Hemmnis beim Erwerb renditestarker und innovativer Anlagelösungen“, erklärt Gernot Kleckner, Leiter Corporate Sales Firmenkunden der Commerzbank.