Sauberes Wasser für Wohnimmobilien

Mit der digitalen Plattform „Paul“ sichert Actaqua die Trinkwasserhygiene

Mit ihrem innovativen, KI-basierten Produkt- und Serviceangebot bietet die Actaqua GmbH einen neuen Weg, die Trinkwasserhygiene nachhaltig zu gewährleisten.
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Legionellen in Trinkwasserrohren sind ein erhebliches Problem, denn sie gefährden die Gesundheit. Bis zu 30% aller Gebäude leiden derzeit unter erhöhtem Legionellenbefall. Chemische oder thermische Desinfektion boten bislang nur eine unzureichende Lösung. Mit ihrem innovativen, KI-basierten Produkt- und Serviceangebot für Trink- und Heizwasseranlagen bietet die Actaqua GmbH einen neuen Weg, die Trinkwasserhygiene nachhaltig zu gewährleisten und obendrein den Energieverbrauch zu senken. Um erfolgreich am Markt agieren zu können, hat sich das Unternehmen zur Ausgabe von Anleihen in Form von „Green Bonds“ entschieden. VON EVA RATHGEBER

Als die Actaqua GmbH am 1. Dezember letzten Jahres mit ihrer ersten Anleihetranche am Kapitalmarkt aufschlug, wird sich der eine oder andere Kapitalmarktteilnehmer zunächst gewundert haben. „Normalerweise erwarten Fremdkapitalinvestoren große Unternehmen mit nachgewiesenen positiven Cashflows, die dann auch die Zinslast mit hoher Wahrscheinlichkeit bedienen und darüber hinaus zur Absicherung der Rückzahlung der Anleihe dingliche Sicherheiten bieten können“, erklärt Thomas Stewens, Vorstand der BankM, welche die Finanzierung für die Actaqua GmbH aufgesetzt hat. „Das alles ist bei der Actaqua GmbH noch nicht der Fall gewesen. Es gab keine ausreichenden Cashflows aus der Vergangenheit und keine greifbaren Assets“, so Stewens über das im Oktober 2017 gegründete Jungunternehmen. Dennoch konnte sich Actaqua durchsetzen. Der Grund: Das Unternehmen verfügt über ein innovatives Geschäftsmodell und lang laufende Kundenverträge mit Adressen bester Bonität.

Die wichtigsten Komponenten von PAUL: Sensoren, motorisierte Kugelhähne und Verteilerdosen © Actaqua GmbH

„Wir sind ein Scale-up“, sagt Sascha Müller, Mitgründer und Generalbevollmächtigter der Actaqua GmbH. „Wir waren ab dem ersten Geschäftsjahr profitabel und wollen schnell und effizient wachsen.“ Die Actaqua GmbH bietet professionellen Immobiliengesellschaften und demnächst auch privaten Hausbesitzern unter dem Namen „Paul“ ein vollautomatisiertes, digitales Steuerungssystem für die Trinkwasserhygiene an. Mithilfe von Sensorik, Aktorik und Datenmanagement via Cloud stellt es im Zuge eines permanenten thermisch-hydraulischen Abgleichs die gleichmäßige Verteilung des Wassers durch die Rohrleitungen von Gebäuden nachhaltig sicher. Dabei wird nicht nur der Legionellenbefall beseitigt, sondern auch der Energieverbrauch der Anlage um bis zu 25% gesenkt. Mittels künstlicher Intelligenz werden alle Anlagedaten als „digitaler Zwilling“ in ein Cloudsystem übermittelt. Eine 24/7-Dokumentation ermöglicht Transparenz für die Anlagenbetreiber.

Großer Bedarf an Lösungen für Trinkwasserhygiene

Sascha Müller, Mitgründer und Generalbevollmächtigter der Actaqua GmbH © Actaqua GmbH

Der Bedarf ist laut Müller riesig: Nicht nur, dass bis zu 30% aller Gebäude unter erhöhtem Legionellenbefall leiden – auch bestehen gesetzliche Vorgaben für Immobilienbesitzer. Diese müssen seit 2011 regelmäßig Legionellenproben durchführen, und neuerdings wurden auch die Klimaschutzauflagen verschärft. Bei Nichterfüllung drohen hohe Geldstrafen. Circa 40% der Heizungs- und Trinkwasseranlagen in deutschen Wohnungen sind älter als 20 Jahre. Herrschte früher Wohnraumnot und wurde Fragen der Energieeffizienz wenig Beachtung geschenkt, ist die Situation in den Gebäuden heutzutage anders: Ein sich erst langsam auflösender Investitionsstau führt im Zusammenspiel mit einer steigenden Anzahl an Single-Haushalten, geringeren Aufenthaltszeiten in den Wohnungen und erhöhtem Wassersparverhalten dazu, dass die geltenden Normen nicht immer eingehalten werden.

PAUL Control: Schaltschrank mit Recheneinheit und Router © Actaqua GmbH

Das wollte Müller ändern. Deshalb kaufte der ehemalige Investmentbanker 2017 ein mechanisches Patent zur Wasserregulierung, ergänzte dieses um einen intelligenten Algorithmus und gründete 2017 in Schriesheim bei Mannheim die Actaqua GmbH. Aktuell betreut Actaqua über 80 Unternehmen der Immobilienwirtschaft mit insgesamt circa 100.000 Wohneinheiten. Darunter befindet sich Müller zufolge bereits die Hälfte der Top-25-Immobilienunternehmen. Zum Kundenkreis zählen unter anderem Grand City Properties, Adler Group und Deka Immobilien Invest. Das Vertragsmodell sieht folgendermaßen aus: Mit den Kunden wird ein zehnjähriger Wartungsvertrag geschlossen, der das Monitoring und die Instandhaltung, die Budgetierung der Ersatzinvestitionen und den Erwerb sowie den Einbau der Ersatzteile beinhaltet. Die Kunden zahlen dafür eine monatliche Gebühr und können einen Teil der Kosten sogar auf die Mieter umlegen. Den Aufbau der Sensorik und Aktorik sowie die Einrichtung des digitalen Marktplatzes übernimmt Actaqua zu Vertragsbeginn. Um diese Anfangsinvestition vorzufinanzieren, ist Kapital vonnöten. Aus diesem Grund kam es im September 2020 zur Partnerschaft mit der BankM.

Lang laufende Verträge mit attraktiven Cashflows

Im Wege einer Privatplatzierung wurde eine besicherte Anleihe mit einem Emissionsvolumen von bis zu 20 Mio. EUR begeben. Die als Green Bond klassifizierte Anleihe hat einen Coupon von 7% per annum und läuft über fünf Jahre. Die Ansprüche der Anleihegläubiger wurden durch die zukünftigen Ansprüche aus den Kundenverträgen besichert. Hinter jedem Euro Anleihevolumen muss dabei immer auch ein Euro Vertragswert stehen. „Das Unternehmen hat sein innovatives Geschäftsmodell und Equipment durch lang laufende Verträge mit den Endkunden in den Markt gebracht“, erläutert Stewens. Für die BankM ist das einer der Gründe, warum sich das Institut zu der langfristigen Finanzierungspartnerschaft mit der Actaqua GmbH entschieden hat: „Die Cashflows sind nachhaltig und die bereits heute erzielten Renditen sehr attraktiv. Der Nutzen für die Immobiliengesellschaften und die Mieter ist hoch, das Geschäftsmodell skalierbar und der zukünftige Erfolg ist aus dem Erreichten klar abzuleiten.“

Müller hat noch viel vor – in den nächsten beiden Jahren will er den Umsatz jeweils verdoppeln oder sogar verdreifachen, und das nicht nur in Deutschland und Europa, sondern perspektivisch auch in anderen Märkten: „Gesundes Trinkwasser und wassergeführte Energie werden immer wichtiger, auch für Märkte in China, Nahost oder USA.“ Müllers Vision: „‚Paul‘ wird die führende Plattform für Immobilien und der Marktplatz für technische Gebäudeausrüstung weltweit sein.“


Kurzprofil Actaqua GmbH

Gründungsjahr: 2017
Branche: Digitalisierung von Gebäudetechnik zur Sicherstellung der Trinkwasserhygiene
Unternehmenssitz: Schriesheim bei Mannheim
Umsatz 2020: 4,8 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 30

www.ir.actaqua.de


„Was überzeugt, sind das innovative Geschäftsmodell und die Rendite“

Interview mit Thomas Stewens, Vorstand der BankM

Unternehmeredition: Herr Stewens, warum haben Sie für die Actaqua GmbH eine Anleihefinanzierung und keine Aktienemission organisiert?

Thomas Stewens, Vorstand der BankM © BankM

Thomas Stewens: Im Fall eines jungen, wachstumsstarken Unternehmens wie Actaqua würden wir normalerweise einen Börsengang mit Aktien empfehlen. Eine solche Eigenkapitalfinanzierung ist der erste und leichtere Weg in einer Frühphasenfinanzierung, bei der es überzeugende Alleinstellungsmerkmale, aber meist noch keine stabilen Cashflows und keine ausreichenden Sicherheiten gibt. Actaqua war aber nicht bereit, Eigenkapital abzugeben, und hat uns so in der Strukturierung vor eine Herausforderung gestellt. Das Unternehmen hatte bereits sehr namhafte Kunden und verfügte über ein attraktives Distributionsmodell mit lang laufenden Verträgen. So ließen sich Berechnungen tätigen und Finanzkennzahlen aufstellen, mit denen wir die Fremdkapitalgeber überzeugen konnten. Aus Sicht des Unternehmens wären eine Eigenkapitalfinanzierung und die hiermit verbundene Verwässerung bei dem für die Eigentümer bereits absehbaren Erfolg zu teuer gewesen.

Wer sind die Investoren und wie schwierig ist es, diese für den Kauf einer Anleihe zu gewinnen?
Die Anzahl der Investoren in der ersten Tranche in Höhe von 10 Mio. EUR war relativ begrenzt, aber die führenden deutschen Bondinvestoren für Nachhaltigkeitsthemen und der führende Mittelstandfonds sind bereits positioniert. Mit einem lebhaften Handel und der Platzierung der zweiten Tranche wird die Anzahl der Investoren aufgrund des attraktiven Coupons in Höhe von 7%, der positiven Kursentwicklung der Anleihe und der zunehmenden Umsetzung der Erfolgsgeschichte weiter ansteigen.

Wie lief die Zusammenarbeit mit der Actaqua GmbH?
Alles verlief von Anfang an in einer sehr offenen und konstruktiv-sympathischen Atmosphäre. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und die Anleihestruktur in einem gemeinsamen Brainstorming entwickelt. Wenn man untypische Lösungen entwickelt und gemeinsam neue Wege beschreitet, gibt es keine Garantien und das Vertrauen in die gemeinsame Problemlösungskompetenz wird wichtig. Gerade kritische Themen, die man gemeinsam in den Griff bekommt, schweißen das Team zusammen.

Wir danken Ihnen für das sehr interessante Gespräch.

Dieser Beitrag erscheint in der Unternehmeredition 2/2021.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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