Auch wenn die Berichterstattung abgenommen hat, die Russlandkrise hält unvermindert an: Zumindest was die wirtschaftlichen Beziehungen mit den östlichen Nachbarn angehen. Das merkt auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau.
Jahrelang war Russland der viertwichtigste Exportmarkt für deutsche Maschinen- und Anlagenbauer. Seit der Ukraine-Krise und den darauffolgenden Sanktionen gegen Russland sind diese Zeiten vorbei. Im ersten Quartal dieses Jahres sanken die Ausfuhren erneut, um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als Exportmarkt befindet sich der russische Nachbar mittlerweile auf Platz zehn. Das zeigt die aktuelle „Umfrage Russland“, den der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) unter 260 Mitgliedern durchgeführt hat.
Fast jedes Unternehmen ist von der Russland-Krise betroffen (94 Prozent), die meisten in Form von Auftragsrückgängen (83 Prozent) oder sinkender Nachfrage (70 Prozent). Ein Fünftel von ihnen baut Personal in Russland ab, nur noch vierzig Prozent planen, bis 2017 eine eigene Vertriebs- und Service-Einheit in Russland zu unterhalten. Zuletzt waren das noch 52 Prozent. Auch die Finanzierung von Russland-Geschäften wird schwieriger. Westliche Banken sind bei der Kreditvergabe sehr zögerlich, und russische Kunden können die hohe Zinslast in ihrem Heimatmarkt nicht aufbringen.
Wenn die Unternehmen Geschäfte in Russland machen, sind die Belastungen durch Sanktionen sehr hoch: Wegen ihnen muss geprüft werden, ob es sich bei den Exporten um „Dual-Use-Güter“ handelt, um Ware also, die auch für militärische Zwecke genutzt werden kann. 22 bzw. 24 Prozent der Unternehmen geben an, dass sich Zollabfertigung und Exportkontrollen verzögert hätten. Gut ein Drittel von ihnen glaubt, aufgrund der Sanktionen Marktanteile an Konkurrenten aus China verloren zu haben. „Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis China zum wichtigsten russischen Maschinenlieferanten wird“, kommentierte Monika Hollacher, Russland-Expertin beim VDMA, die Zahlen. www.vdma.org