„Russland ist für uns derzeit keine Erfolgsstory“

Martin Kind ist ein interessanter Unternehmer: Er baute einen der größten Hörgerätespezialisten in Deutschland auf. Als Präsident von Hannover 96 ist er sportlich engagiert. Beim Europäischen Wirtschaftsforums in Baden Baden sprach er über die Internationalisierung seines Unternehmens und darüber, wo sein Verein in der Bundesliga am Jahresende steht.

Wie stark sind Sie noch ins operative Geschäft eigebunden?

Eher weniger. Mein Sohn hat den größten Teil des operativen Geschäfts übernommen. Er macht einen guten Job, deswegen gibt es auch wenig zu diskutieren. Auch für die Mitarbeiter ist es wichtig, dass die Nachfolge reibungslos erfolgt. Denn damit bleibt das Unternehmen mindestens noch über eine Generation als Familienunternehmen bestehen.

Wie sind die Firmenanteile verteilt?

Mein Sohn und ich halten 100 Prozent. Ihm werde ich auch meine Anteile vererben. Derjenige, der die operative Verantwortung und das unternehmerische Risiko trägt, muss auch Eigentümer sein. Momentan halte ich noch die Mehrheit 

Können Sie sich einen Börsengang vorstellen?

Das hängt davon ab, wie wir unsere Wachstumsziele für die kommenden zehn Jahre definieren. Aktuell steht ein Börsengang nicht zur Debatte.

Gibt es Länder, in denen Menschen schlechter hören?

Nein, die gibt es nicht. Wir haben unterversorgte Märkte, und deshalb ist unser Wachstumspotenzial groß. Insbesondere auch deshalb, weil Hörgeräte mittlerweile Hightech-Produkte sind. Der Nutzen der Hörgeräte ist dramatisch gestiegen und damit auch die Akzeptanz.

Wo steht Hannover 96 am Ende der Saison?

Wenn ich das wüsste, wäre ich glücklich. Fußball ist ein deutlich volatileres Produkt. Ziel ist es, mindestens einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Besser wäre es, wenn wir Sechster würden. Dann wäre ich mehr als zufrieden. Die derzeitige Situation lässt eine Beurteilung der Leistungsstärke als auch der realistischen Ziele noch nicht zu.


Zur Person

Martin Kind (© Kind Hörgeräte GmbH & Co. KG)Seit 1970 baut Martin Kind die Unternehmensgruppe auf. Mittlerweile hat diese mehr als 660 Fachgeschäfte mit über 2.500 Beschäftigten in Deutschland sowie 13 weiteren Ländern. Über die Tochtergesellschaft Audifon deckt das Familienunternehmen die komplette Wertschöpfungskette von der Forschung über die Entwicklung, die Produktion bis hin zur Hörgeräteanpassung ab. Seit 1997 ist Kind zudem Präsident und Geschäftsführer von Hannover 96. www.kind.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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