Nach dem Krisenjahr 2009 stehen die Zeichen nun wieder auf Wachstum. Allerdings ist eine Entspannung an der Finanzierungsfront noch nicht in Sicht. Schwer lasten noch die starken Umsatz- und Gewinneinbrüche auf den Unternehmensbilanzen von 2009, die die Banken als Grundlage zur aktuellen Kreditvergabe heranziehen. Auch wenn die Geldhäuser vorgeben, in ihren Entscheidungen auch positive Zukunftsaussichten zu berücksichtigen, so ist es de facto doch für viele Firmen nicht leicht, die Rückkehr in die Wachstumszone zu finanzieren. Auch schärfere Bank-Vorschriften werfen unter dem Stichwort Basel III ihre Schatten voraus. So ist der Mittelstand in jedem Fall gut beraten, sich unabhängiger von Banken zu machen und seine Finanzierung auf mehrere Schultern zu verteilen. Dabei kann Private Equity eine Schlüsselrolle spielen.
Die Private Equity-Investitionen in Deutschland haben sich im 1. Halbjahr dieses Jahres nach den herben Einbrüchen 2009 wieder deutlich belebt. Sie konnten sich mit einem Volumen von 2,2 Mrd. EUR im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum sogar mehr als verdreifachen. Jenseits der Exzesse der Boomjahre 2007/08 – in Form übertriebener Bewertungen und exorbitant hoher Fremdkapitalanteile bei LBOs – wird im weiteren Jahresverlauf wieder eine normale, gesunde und nachhaltige Entwicklung erwartet. Genügend Kapital ist vorhanden. So schätzt der BVK, dass derzeit rund 33 Mrd. EUR für Investitionen in den deutschen Mittelstand und Großunternehmen zur Verfügung stehen, davon 4 Mrd. EUR für Minderheitsbeteiligungen.
Natürlich ist Private Equity nicht für jeden geeignet und auch kein Allheilmittel für Krisenfälle. Für Mittelständler mit funktionierendem Geschäftsmodell und Wachstumspotenzial stehen die Chancen jedoch gut. Als Sparringspartner können Beteiligungsgesellschaften auch über die reine Finanzierung hinaus dem Unternehmer einen operativen Mehrwert bieten, um neue Märkte zu erschließen oder neue Produkte zu entwickeln. Mit Sicherheit ist es aber eine Entscheidung, die von beiden Seiten gut abgewogen werden muss.
Markus Hofelich
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Markus Hofelich ist Gastautor.