Rezession ante Portas

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat einen deutlichen Dämpfer erhalten. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Mai recht deutlich gesunken. Dies ist der erste Rückgang nach sechs Anstiegen in Folge. Mit diesen schlechten Nachrichten beginnen wir unseren Überblick über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.

Treiber der Entwicklung sind nach Angaben des Münchener ifo-Instituts die deutlich pessimistischeren Erwartungen der Befragten. Die Unternehmen seien aber auch etwas weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften. „Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer“, erklärt Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts. Im Verarbeitenden Gewerbe habe sich das Geschäftsklima merklich verschlechtert. Insbesondere die Erwartungen seien abgestürzt. Einen stärkeren Rückgang habe es zuletzt im März 2022 nach Beginn des Krieges in der Ukraine gegeben. Die Verschlechterung der Erwartungen ziehe sich nahezu durch alle Branchen. Auch die aktuelle Lage werde weniger gut beurteilt. Auch der Auftragseingang ging zurück.  Auch im Handel sei der Index deutlich gefallen. Zudem nahmen die skeptischen Stimmen bei den Erwartungen merklich zu. Insbesondere im Großhandel verschlechterte sich die Stimmung. Schlecht sei auch die Stimmung im Bauhauptgewerbe. Dies sei auf schlechtere Einschätzungen zur aktuellen Lage zurückzuführen. Die Erwartungen blieben nahezu unverändert pessimistisch.

Hohe Preise fordern Tribut

Deutschland schlittert in die Rezession. Das zeigen neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Selbst wenn es gut läuft, wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nur um 0,25%. Hoffnungsschimmer bleiben nach Ansicht des IW wenige. Deutschlands Verbraucher hätten nach drei Krisenjahren ihre Ersparnisse aufgebraucht und zuletzt deutlich weniger Geld ausgegeben. Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,3% im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen. Damit seien die pessimistischen Erwartungen eingetroffen. Neben dem privaten Konsum schwächelt laut IW auch eine zweite Wachstumssäule der inländischen Wirtschaft: Die Bauwirtschaft. Sie habe mit gestiegenen Energiepreisen und der Zinswende zu kämpfen. Hohe Zinsen sorgen für hohe Finanzierungskosten – die Nachfrage nach Bauprojekten sei daher gesunken. Die Industrie schaffte es nicht, die schwierige Lage der Verbraucher und der Bauwirtschaft auszugleichen: Zwar legte die Produktion im ersten Quartal 2023 um zwei Prozent zu, im März erlebte sie aber einen deutlichen Rückschlag. Das IW-Fazit: Die deutsche Wirtschaft steht vor einem massiven Problem. Die schwache Binnenwirtschaft und nachlassende Wettbewerbsfähigkeit sorgen dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich hinterherhinkt.

Konjunkturerholung mit angezogener Handbremse

Deutschland steht nach Ansicht von KfW Research vor einer Konjunktur­erholung mit angezogener Handbremse. Angebots­schocks würden nachlassen, aber die Bremseffekte der Geldpolitik würden zunehmend Wirkung zeigen. „Unterm Strich dürfte im Jahr 2023 praktisch eine Stagnation der Wirtschafts­leistung stehen, für 2024 erwarte ich ein Wachstum von rund 1%. Da sich auch der Ausblick und die fundamentalen Konjunktur­treiber seither kaum verändert haben, ist die Bestätigung unserer Vorprognose nur konsequent“, erklärt dazu Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Null-Wachstum erwartet

Die Wirtschaft in Deutschland tritt laut den Ergebnissen der DIHK-Konjunkturumfrage weiter auf der Stelle. „Der seit Jahresbeginn zu befürchtende Seitwärtstrend setzt sich fort. Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlen weiterhin“, sagte das für Konjunkturanalysen zuständige Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel bei Vorstellung der Zahlen in Berlin. „Die Unternehmen zeigen sich trotz der weiterhin hohen Energiepreise, der steigenden Zinsen und des Krieges in der Ukraine zwar bemerkenswert widerstandsfähig. Der Ausblick auf die kommenden zwölf Monate bleibt aber insgesamt trübe – zumal auf der Nachfrageseite die Auftragseingänge spürbar nachlassen. Die DIHK geht in diesem Jahr weiterhin von einem Null-Wachstum aus.“ Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen in Deutschland bleibe trotz leichter Verbesserungen ohne Dynamik. Als größtes Geschäftsrisiko stufen die Unternehmen laut DIHK nach wie vor die Energie- und Rohstoffpreise ein. Im Dienstleistungssektor wird der Fachkräftemangel mittlerweile wieder als häufigstes Risiko genannt und hat dabei das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise überholt. „Der Fachkräftemangel stellt mittlerweile das zweitgrößte Geschäftsrisiko der Unternehmen dar“, so Nothnagel.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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