Unternehmermenschen

Burkhard Riering ist Chefredakteur der Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Zusammen mit der Biberacher Verlagsdruckerei porträtiert er im Buch Gründerväter Unternehmerpersönlichkeiten von Werner Siemens bis Stephan Schambach. Das Kompendium ist ein ansehnliches Lesebuch, bleibt bei der unternehmerischen Analyse allerdings holzschnittartig.

Es ist ein ambitioniertes Werk, das Burkhard Riering beziehungsweise der Verlag auf dem Buchrücken ankündigt. Nicht weniger als ein „Plädoyer für einen neuen Gründergeist“ wollten sie abliefern. Im kurzen Einleitungstext des Autoren fällt auch das Zauberwort „Gründerformel“, wobei Riering dies gleich wieder relativiert, schließlich kann es „die einzig richtige […] nicht geben“.

Die Neugier erhöht sich weiter durch die Persönlichkeiten, die sich Riering für sein Werk unter anderen ausgesucht hat: Werner von Siemens (Der Ingenieur), Carl von Linde (Der Wissenschaftler), Axel Springer (Der Verleger) oder Götz Werner (Der Drogist). Insgesamt werden zehn Gründer aus verschiedenen Branchen porträtiert. Gleichfalls soll es ein Längsschnitt aus verschiedenen Epochen seit der Industrialisierung sein, jeder Gründer steht auch repräsentativ für die Möglichkeiten und Grenzen seiner Zeit: ein Parforceritt auf 190 großformatigen Seiten durch die deutsche Gründerlandschaft.

Es ist auch auf den zweiten Blick ein schönes Buch entstanden. Die Bilder sind echte Hingucker und passen stets zum Text – sei es der berühmte Spreizdübel der Marke Fischer, ein Familienporträt der Siemens-Familie oder das honorige Treffen des Linde-Vorstands. Die Texte sind in einzelne Abschnitte portioniert. Besonders einprägsame Formulierungen werden schlaglichtartig als Zitate herausgestellt. Ein Beispiel aus dem Porträt über Artur Fischer auf Seite 127: „‚Willsch oder willsch net?‘ Die Frage stellt Artur Fischer seinem Sohn Klaus im Jahr 1975.“

Autor Riering gelingt es dabei, die Lebens- und Unternehmergeschichten kurzweilig und temporeich zu erzählen. Die Texte sind fast durchgängig im Präsens statt in der Vergangenheitsform geschrieben, sodass der Leser das Gefühl hat, die historischen Ereignisse mitzuerleben. Er entwirft mehr als nur ein Unternehmerporträt, sein Zugang ist mehr soziologisch als rein betriebswirtschaftlich. Besonders vielschichtig ist das Porträt von „Presselord“ Axel Springer, dessen exzentrischen Charakter er gekonnt einfängt: „Springer macht den Menschen in seiner Umgebung das Leben schwer. Er ist launisch, schnell verletzt, eitel, verbissen und hart gegen Feinde, aber auch wehleidig. Im Kontrast dazu stehen seine Höflichkeit, sein smartes Auftreten, seine Einfühlsamkeit, seine Empathie. Und er hat Humor. Eine wahrlich ambivalente Person.“

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